Dunkle Begierde 2
eine geschlossene Anstalt zu
stecken. Thomas erschrak, als er all dies mitbekam. Die Klasse mied ihn, da er
der Freund dieses Freaks war.
Thomas
war kein Freak. Er wollte nicht in die Klappse. Das hätte all seine Arbeit
zugrunde gemacht. Jemand, der in der Klappse war, konnte nicht erfolgreich
sein. Wer gibt einem Irren einen Job? Niemand.
Er war
nicht irre.
Durch
dieses Ereignis aufgeschreckt verging er sich nicht mehr an den Tieren. Niemand
würde je erfahren, dass auch er Sex mit Tieren hatte. Hendrik würde nichts
sagen, außerdem - wer glaubt einem Verrückten. Hendrik brauchte er nicht zu
fürchten. Aber was war mit Kathrin? Was, wenn sie doch mehr gesehen hatte, als
sie zugab? Was, wenn sie es eines Tages zur Sprache bringen würde, oder ihn gar
erpressen? Wer konnte mit Sicherheit sagen, dass sie immer das liebe Mädchen
blieb, das ihren Bruder über alles liebte? Was, wenn sie sich stritten und sie
dann petzen würde?
Er wollte
nicht in die Klappse. Er musste etwas unternehmen. Noch konnte er alles
geradebiegen. Noch hatte er Zeit. Es machte ihn wahnsinnig. Wahnsinnig, dass
sie etwas gesehen haben könnte und ihn anlog. Tagelange quälte er sich nachts
und wachte schweißgebadet auf. Immer in der Angst, sie hätte etwas gesehen, was
sie nicht sehen durfte. Etwas, was seine Zukunftspläne ruinieren könnte. Er
musste sie ausfragen, aber diesmal richtig, so lange bis er Gewissheit hatte,
ob sie etwas wusste oder nicht.
Kapitel 9
Thomas
wusste noch ganz genau, welcher Tag es war, an dem er wissen wollte, was
Kathrin wusste, und an dem etwas passierte, was er nicht mehr kontrollieren
konnte. Etwas, das stärker als seine Liebe zu Kathrin war.
Es war
der 22 November 1986, ein Samstag.
Es war
ein kühler Herbsttag, als sich Thomas und Kathrin am Nachmittag auf einen
langen Spaziergang vorbereiteten. Kathrin hatte nicht so recht Lust.
„Thomas,
müssen wir heute spazieren gehen? Ich würde lieber zu Hause bleiben.“
„Stell
dich nicht an, Süße. Es ist wunderschön draußen. Die Schwäne werden sich
bestimmt freuen.“
„Aber ich
will nicht. Mir ist kalt.“
Was
stellt sich die kleine Zicke an, - ahnt sie etwas? Hat sie etwas zu verbergen,
dieser kleine Teufel!? - schoss Thomas durch den Kopf. Eine List musste her.
„Ich habe
auch eine Überraschung für dich.“
„Ich will
nicht.“
„Auch
nicht, wenn die Überraschung ist, dass die Schwäne ein Baby bekommen haben.“
„Wirklich?
Au toll. Die will ich sehen.“
Thomas
hatte sie. Mit einer kleinen Notlüge brachte er sie nach draußen.
Sie würde
zwar dort sehen, dass es kein Baby gab, doch das war nicht schlimm.
So gingen
sie an diesem Nachmittag wieder nach Pansdorf, überquerten den Bahnhof, gingen
einen schmalen Weg in Richtung Mühlenteich, überquerten einen Bahnsteig und
gingen einen etwa 400 Meter nach unten verlaufenden Waldweg hinab. Man konnte
von der Anhöhe aus zwischen den Bäumen schon den Mühlenteich sehen.
Kathrin
war ganz aufgeregt, wie wohl das Baby aussehen möge.
Dort
angekommen gab es jedoch keine Schwäne.
„Du hast
mich angelogen. Ich sehe kein Baby. Ich sehe noch nicht mal einen Schwan.“
„Hier
nicht, weil die in dem kleinen Teich hinter der Au sind. Komm.“
In Thomas
Kopf war schon ein Plan geschmiedet, wie dies heute ausgehen sollte. Ein
düsterer Plan. Ein Plan, von dem seine Liebe zu Kathrin hoffte, dass er nicht
vollendet werden würde. Es gab einen inneren Kampf in ihm. Doch die Würfel
waren längst gefallen.
So gingen
sie an dem Mühlenteich vorbei und machten sich auf den Weg zum anderen Teich,
zum kleineren Teich, der versteckt zwischen den Bäumen des Waldes lag.
Sie
folgten dem schmalen Waldweg, der in einem Linksbogen nach oben und etwa nach
300 Metern im Zickzack etwa 20 Meter recht steil auf einen anderen, einen
breiteren Gehweg zuging. Sie überquerten die Au über eine kleine Holzbrücke und
folgten dem Gehweg nach Norden. Nach etwa zweihundert Metern ging es rechts ab
in einen kleineren Weg, der direkt zum kleinen Teich führte.
Es
herrschte eine beängstigende Stille dort. Fast, als wäre der Teich und das
Leben in diesem Bereich des Waldes gestorben. Der Teich war nicht zugefroren.
Kathrin
sah, dass auch hier keine Schwäne waren. Langsam begann sie, mürrisch und
zickig zu werden.
„Du hast
mich angelogen, warum, Thomas? Ich will nach Hause. Ich bin müde“, sagte sie.
„Angelogen,
wer hat hier wen angelogen, du kleines Miststück?“, sagte eine Stimme
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