Dunkle Begierde 2
zu
Thomas.
„Sie
liebt dich Thomas. Sie ist ein gutes Mädchen. Du bist ihr Schatz“, dagegen eine
andere Stimme.
„Ich habe
dich nicht angelogen. Vielleicht sind sie nur weg. Gestern waren sie noch da,
du musst mir glauben. Du weißt doch, dass ich meine kleine Prinzessin nicht
anlügen würde. Glaubst du mir das?“, sprach Thomas in lieben Worten zu Kathrin
und nahm sie auf den Arm.
Kathrin
liebte Thomas so sehr, dass sie ihm alles glaubte und alles verzieh. Thomas war
sich nicht bewusst, wie sehr Kathrin ihn bewunderte. Denn wenn er sich der
aufrichtigen Liebe Kathrins bewusst wäre, dann hätte er noch nicht einmal
gewagt an das zu denken was gleich geschehen würde. Doch seine Angst trieb ihn
unablässig. Wenn er den Rat seines Psychologen angenommen hätte, dann hätte er
in Kathrin seine Chance für eine Heilung gefunden. Eine Heilung von seinen
schlimmen Erlebnissen. Eine Heilung, die ihm ein normales und gutes Leben
beschert hätte. Seine Zukunft hätte rosig aussehen können. Er war intelligent,
sehr bald sollte ein Wachstumsschub bei ihm einsetzen und er sollte zu einem
sehr hübschen jungen Mann heranwachsen. Kathrin war der Schlüssel für seinen
inneren Frieden. Für das, was er sich wirklich wünschte, ohne es zu ahnen: ein
gewöhnlicher normaler Junge zu sein. Er hatte Angst, dass aus ihm auch mal ein
Felix werden könnte. Doch er ahnte nicht, wie nahe er schon an Felix war und
dass er ihn bald übertrumpfen würde.
Die Angst
trieb Thomas und schaltete seine Vernunft ab, die Angst, man könnte ihn nicht
für normal halten, die Angst, er könnte in die Klappse kommen. Was wusste schon
ein Psychiater. Er traute diesem Berufsschlag nicht. Daher ging er auch nicht
mehr regelmäßig zu seinen Therapien. Seinen Eltern, vor allem seinem Vater, war
das eh egal.
Thomas
lebte in dieser Angst und sie steigerte sich Tag für Tag. Heute musste er
Gewissheit haben, was sie wusste.
Angst,
Angst, Angst … was soll man da noch sagen. Alle haben sie ANGST!
Er wollte
Kathrin nicht wehtun, nur die Wahrheit wollte er von ihr wissen. Nicht mehr.
„Ja, ich
glaube dir. Aber ich bin wirklich müde und möchte nach Hause.“, antwortete
Kathrin, die begann zu zittern. Ahnte sie etwas?
„Gleich
können wir gehen. Ich muss mit dir nur noch über etwas reden. Und du musst mir
versprechen, die Wahrheit zu sagen. Ja Kathrin.“
„Ja,
Thomas. Ich würde dich nie anlügen, dafür habe ich dich viel zu lieb“,
antwortete sie und Thomas ließ sie wieder zu Boden.
Dieser
Satz weckte Hoffnung in Thomas. War seine Angst womöglich übertrieben? Gleich
würde er es erfahren. Oder spielte sie ein Spiel mit ihm? Er würde es schon
merken, wenn sie ihn anlog, dessen war er sich sicher. Einen Thomas Mann lügt
man nicht an, schon gar nicht ein kleines Mädchen.
„Erinnerst
du dich noch an den Sonntag, wo du in den Stall kamst und Hendrik und mich bei
den Schafen sahst und ich ziemlich wütend auf dich war.“
„Ja, ich
hatte mich ziemlich erschrocken.“
Erschrocken,
sie hatte sich erschrocken, weswegen wohl? Hatte sie doch etwas gesehen, oh
Shit-, schoss Thomas durch den Kopf und ihm begann warm zu werden.
„Warum
hast du dich erschrocken, Kathrin?“, fragte er noch beherrscht und milde
gestimmt.
„Weil du
so wütend auf mich warst. Ich hatte dich noch nie so wütend gesehen. Du hast
mir richtig Angst gemacht.“
Ja,
hast du dich wirklich nur deswegen erschrocken, oder gab es da noch etwas, was
du mir verschweigst? Sieh mich an. Genau in die Augen und sag mir, warum hast
du dich erschrocken ,
dachte er.
„Ich
wollte mit dir nicht schimpfen, das musst du mir glauben. Du bist doch meine
kleine Prinzessin“, antwortete er und umarmte sie.
„Ich
glaube dir, weil ich dich lieb hab“, antwortete sie und erwiderte seine
Umarmung.
„Ich hab
dich auch lieb.“
Wenn er
vernünftig gewesen wäre, hätte er genau hier die Unterredung beendet und wäre
mit ihr erleichtert nach Hause gegangen, hätte, wie der Psychiater es wollte,
Kathrins ehrliche und uneigennützige Liebe genutzt, um ein normaler Junge zu
werden. Doch seine Angst ließ das nicht zu. Er brauchte absolute Gewissheit.
„Kathrin,
du musst dich jetzt sehr gut erinnern. Alles noch so Unwichtige kann wichtig
sein. Versprichst du mir, dass du versuchen wirst, dich an alles zu erinnern?“
„Ja, ich
versuch es“, antwortete Kathrin, die nicht wusste, was er noch von ihr wollte.
„Erzähl
mir ganz genau, was du an diesem Sonntag gesehen hast.
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