Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
...
Die
kleine Menschentraube folgte Andreas in Begleitung eines Türstehers Richtung
Personaleingang. Sie gingen einen kleinen Flur entlang und statt auf dem Klo
landeten sie schließlich in einem kleinen Nebenraum. Er war sehr trist, weiß
gestrichen und kaum möbliert. Er hatte etwas Steriles an sich, fast
krankenhausmäßig; In der Mitte befand sich ein weißer Tisch, der einem
Küchentisch ähnelte und vielleicht 1*2 Meter maß.
Zu
Thomas Erstaunen lag auf dem Tisch, ganz offen und ungeniert, als läge es schon
immer dort, ein Tablett, gefüllt mit prächtigem weißen Pulver. Dass es sich bei
diesem Pulver nicht um Backpulver handelte, war ihm klar, doch wie kam das
Pulver hier her? Wollten sie nicht ursprünglich auf dem Klo nur eine kleine
Nase ziehen? Doch das, was da auf dem Tisch lag, reichte aus, um eine Kleinstadt
high zu bekommen. Thomas überkam der Verdacht, dass Andreas dies wohl öfters
hier tat, aber vor Thomas den Eindruck erwecken wollte, er hätte es gerade erst
inszeniert. Bestärkt fühlte er sich in seiner Theorie, als ein zweiter
Türsteher den Raum betrat und sagte, dass hoffentlich alles - wie immer - zu
seiner Zufriedenheit sei. Andreas schmeckte am Koks und bejahte diese Frage.
Dann nahm er ein Bündel mit Geldscheinen, das er dem Türsteher in sein Jackett
steckte, während er diesen umarmte.
Du
elender Junkie ,
dachte Thomas. Doch eigentlich war er der Junkie. Er hatte all dies ja auch
bereits getan. Wie die weiße Unschuld lag das Koks auf diesem Tablett. Er sah
zu, wie die ersten sich eine Line bauten und diese genüsslich zogen. Gleich
würde er an der Reihe sein. Gleich würde es endlich ein Wiedersehen geben. Und
die Halluzinationen würden ein Ende haben. Noch war
es Zeit kehrt zu machen und die ganze Sache auszuschlafen. Oft sah die Welt
nüchtern halb so schlimm aus. Der Junge schoss ihm wieder durch den Kopf. Er
wollte diesen Jungen nicht sehen. Nie wieder. Langsam bewegte er sich auf den
Tisch zu und baute sich eine schöne lange weiße Linie.
Seltsame Gedanken schossen ihm durch den Kopf:
Warum war Koks weiß? Warum waren Medikamente weiß? Warum war das
Gute Weiß? Und alles, was nicht gut war, war schwarz? War das eventuell
versteckter Rassismus? Regeln wurden von Siegern diktiert. Und Sieger waren weiß.
Aber war Koks denn gut? Es musste gut sein, es war ja schließlich weiß. Warum er aber jetzt an
den Psychopathen, der gerade sein Unwesen trieb, denken musste, war ihm
schleierhaft. - Zwangsjacken sind weiß. Sind Psychopathen gut? Er bückte
sich und wollte gerade das Koks durch die Nase ziehen, als er hochschrak. Das
Gesicht eines Mädchens reflektierte und glänzte auf dem polierten Tisch. Es war
das gleiche Mädchen, das er vor einigen Stunden auf dem Foto gesehen hatte. Es
ist nur eine Halluzination. Nur eine Halluzination, versuchte er sich einzureden.
Und dann, ohne noch weiter nachzudenken, zog er die weiße Linie - schnell und
heftig. Er wollte vergessen.
„Thomas
is walking on the white mile”, hörte er eine rauchige soulige Stimme schreien,
oder bildete er sich das nur ein? Es interessierte ihn nicht, denn er hatte es
geschafft. Er hatte gekokst. Frei!?
Ja du Schwein. Du hast dein Wort
gebrochen. Du allein bist für alles, was kommen wird, verantwortlich.
Wie konntest du nur vergessen? Schmerz ist
nie einfach. Schmerz verleiht Stärke. Doch du bist schwach. Sehr schwach!
Thomas kehrte in sich. Was für ein Kick , dachte er. Und nun verstand er auch
gar nicht mehr, warum er die letzten Jahre darauf verzichtet hatte. Es war ein
wunderschönes Erlebnis. Die Halluzinationen gingen, und die gute Laune übernahm
das Kommando auf dem Segler Thomas.
Erleichtert
lachte er auf. Es war nichts Schlimmes passiert. Nein, vielmehr war er gut
gelaunt. Richtig gut gelaunt. Zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich richtig
gut. Er fühlte sich frei. Er umarmte Dorothee und küsste sie. Er hatte Lust auf
sie. Er nahm sie bei der Hand und verabschiedete sich von Andreas und den
anderen, er wollte sie jetzt einfach nur noch ficken. Dorothee war ebenfalls zu
gedröhnt. Er begab sich mit ihr zur Garderobe und wollte seine Jacke sowie
ihren Mantel holen, als er von hinten eine ihm vertraute Stimme vernahm.
„Willkommen
in der Vergangenheit – Thomas“, sprach sie. Es war die gleiche dumpfe, monotone
und kalte Stimme von vorhin, die, wie es schien, leise, und ohne Gefühl aus der
Ferne zu ihm sprach.
Thomas
zitterte. Wie in Zeitlupe drehte er sich um. Er
Weitere Kostenlose Bücher