Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
reicht doch, dass nur eine Person in seiner Fantasie
daran glaubt. Ich, beispielsweise. Und schon ist die Endgültigkeit des Todes
unwiderruflich infrage gestellt.“
Es trat Stille ein. Thomas kam sich recht naiv vor, fast wie ein
Kind, das eine Lektion in Lebensweisheit erfuhr. Was sollte er ihm antworten?
Er war recht müde, betrunken und vollgekokst und in dieser Verfassung würde er
jedes Duell gegen diesen Fremden verlieren.
„Ich gebe mich geschlagen. Unterrichten Sie an der Uni?“, fragte
Thomas neugierig.
„Nein.“
Thomas
war überrascht. Doch da der Unbekannte nicht mehr sagte, wollte Thomas auch
nicht näher drauf eingehen.
„War
nett, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber ich muss jetzt gehen. Habe noch
einen langen Tag vor mir“, antwortete Thomas und stand auf.
„Hat
mich auch gefreut.“
Gerade
als Thomas sich von ihm wegdrehte und nach Hause gehen wollte fragte ihn der
Unbekannte:
„Wovor
haben Sie am meisten Angst?“
Thomas
blieb wie angewurzelt stehen. Was sollte diese Frage?
„Wie
bitte?“, fragte Thomas etwas verwirrt.
„Wovor
Sie Angst haben? Jeder Mensch hat doch vor etwas Angst?“
„Wovor
haben Sie denn Angst?“, fragte Thomas um sich etwas Luft zu verschaffen.
„Vor
dem Nichts. Zu sterben, ohne, dass sich einer an mich erinnern könnte.“
Thomas
konnte seine Antwort verstehen. Plötzlich kam ihm die Frage gar nicht mehr
unpassend, oder zu intim vor.
Thomas
drehte sich um und antwortete, indem er ihn anschaute.
„Vor
der Vergangenheit … Ist es unhöflich, Sie nach Ihrem Namen zu fragen?“
„Nein.
Gar nicht. Es war unhöflich, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Ich heiße
Mahlberg – Thomas Mahlberg. Und Sie?“
Es
dauerte einen Augenblick bis Thomas antwortete. Konnte es was zu bedeuten
haben, dass sie die gleichen Vornamen trugen? – Nein.
„Mein
Name ist Mann – Thomas Mann. Wir haben den gleichen Vornamen“, antwortete
Thomas abwesend, stand auf und begab sich nach Hause, ohne sich zu
verabschieden.
Kapitel 4
Zwei
Wochen waren seit dem Partyabend vergangen. Er hatte
keine Halluzinationen mehr gehabt und auch keine unangenehmen Begegnungen. Am
Tag nach der Party verbrannte er das Fotoalbum und glaubte, damit sämtliche
Erinnerungen und Beweise an jene Zeit vernichtet zu haben. Noch einmal sollten
sie ihn nicht ängstigen. Der Alltag übernahm wieder die Kontrolle. Seine Frau
und sein Sohn waren von seinen Schwiegereltern zurückgekommen, und sie hegte
keinen Verdacht, dass er wieder rückfällig geworden war. Für ihn war es eine
einmalige Sache. Eine dumme Sache. Noch einmal würde das nicht passieren. Er
sah den Grund für diesen Fehltritt in dem Stress, dem er ausgesetzt war. Er
liebte seine Familie. Seine Frau und vor allem seinen Sohn. Und er wusste, was
passieren würde, wenn sie es rausfinden würde - dann würde sie ihn ihm
wegnehmen. Dazu hatte sie kein Recht.
Obwohl er diesen Abend sehr gut weggesteckt hatte, ging er des
Öfteren zu dem kleinen Park, in der Hoffnung, Thomas, dem anderen Thomas, noch einmal zu
begegnen. Oft fragte er sich, ob dieser Thomas auch nur eine Halluzination war.
Er hoffte nicht, denn er wirkte einfach zu echt. Die Zeit der fiktiven Freunde
war vorbei. Damals brauchte er so jemanden. Aber jetzt – jetzt war er
erwachsen.
Oder
war der andere Thomas doch nur fiktiv, eine spontane Ausgeburt seiner Fantasie,
der Drogen oder … seiner Krankheit?
Die
letzten zwei Wochen waren in allen Belangen langweilig gewesen. Selbst vom
Psychopathen gab es nichts mehr zu berichten. Thomas erwischte sich dabei, dass
er befürchtete, der Psychopath könnte seinen Durst nach Blut oder Gewalt
gestillt und sich zurückgezogen haben, bis er neuen verspüren würde. Wer wusste
schon, wie lange das dauern könnte.
Was
aber noch schlimmer gewesen wäre: wenn dieser Kerl Selbstmord begangen hätte.
Er wollte gar nicht erst daran denken. Die Bevölkerung hingegen war
erleichtert, dass es seit zwei Wochen zu keinen weiteren Grausamkeiten mehr
gekommen war. Andreas versuchte, einige Tage nach der Party Thomas dazu zu
bekommen, mit ihm erneut eine Nase zu ziehen, doch Thomas machte ihm
unmissverständlich klar, dass es sich dabei um einmalige Sache gehandelt habe
und, dass Andreas ihn diesbezüglich nie wieder fragen solle. Auch solle er sich
hüten, irgendjemanden von dem Abend zu erzählen.
Thomas
freute sich schon auf seinen Urlaub in zwei Wochen, der die kleine Familie nach
Bayern führen sollte, in eine
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