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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Luft war, und das Gefühl verstärkte sich, je weiter wir kamen. Irgendwo weiter oben am Hang gab es eine Quelle von Kraft.
    Wie kann ich es beschreiben? Es ist wie ein Zittern in der Magengrube, und wie ein klarer Springbrunnen in der Luft, und wie ein Summen, das so tief ist, dass man es mit den Ohren nicht hören kann. Alles das und noch mehr. Und ich wollte hingehen.
    Die Leute hatten mich oft ›Schmutzfink‹ genannt, weil ich in Tenebra so häufig zum Fluss ging, besonders wenn er nach Regenfällen Hochwasser führte. Ich gab vor, dass ich es wegen der brauchbaren Gegenstände tat, die von der Strömung manchmal angetrieben wurden, aber das war nur vorgeschoben. Der Fluss brachte auch die Kraft, schwach und blass, aber spürbar, und ich fühlte sie so, wie Sart das starke Bier fühlte. In den großen Steinplatten der Stadtstraßen fanden sich bisweilen auch winzige Splitter von Kraft wie Bruchstücke zermalmter Edelsteine. Aber ich hatte nie gedacht, dass es irgendwo auf der Welt mehr Kraft als diese geben könnte. Schließlich kannte ich nur die Straßen der Stadt.
    Aber hier, ein Stück weiter voraus am Hang war sie wieder da, die Kraft, und diesmal viel stärker. Feine Strähnen und Fühler wehten zu mir herab, liebkosten mich wie eine Mutter. Es war wie eine Heimkehr an einem nasskalten Abend; Wärme und Sicherheit lockten mich über die schlüpfrigen kalten Pflastersteine der dunklen Gassen nach Haus. Unwillkürlich beschleunigte ich meine Schritte, obwohl es aufwärts ging, und Teska blickte zu mir zurück. Seine Augen öffneten und schlossen sich in seinem einzigen Lächeln.
    Darauf wurde ich langsamer und unterdrückte den inneren Drang zu laufen, das Aufbranden von Verlangen und Bedürfnis, das mir Herzklopfen verursachte. Warum sollte ich Teska Freude und Befriedigung verschaffen? Wenn ihm solche Empfindungen zu Gebote standen.
    Nun wusste ich, wie es für Sart war, wenn er mit einem Tageslohn in der Tasche zum Wirtshaus ging. Alle Verheißungen der Welt erwarteten mich dort oben. Alle Verheißungen…
    Und dann überkam es mich, als wäre ich in einen eiskalten Teich gefallen. Wie Sart, der zum Wirtshaus ging. Es war das Gleiche. Ich fühlte, dass mein Gesicht den gleichen Ausdruck angenommen hatte, den ich von ihm kannte, wenn er seine Münzen in der Hand hielt und sich ausrechnete, wie viel Vergessen sie ihm erkaufen würden, besorgt und glücklich und schuldbewusst zugleich. In ihm war es eine Krankheit, etwas, was sich von der Trauer seiner Seele nährte. Was war es in mir?
    Ich musste mit ihnen Schritt halten, aber plötzlich zog ich trotz der Anziehungskraft, die mich vorwärts trieb, die Füße nach. Ich wusste, was diese Krankheit bedeutete. Ich hatte gesehen, wie sie langsam zerstört hatte, was einmal ein feiner Mensch gewesen war, und ich hatte geglaubt, ich sei frei von ihr. Und hier war sie wieder, lachte und lockte. Und Teska lächelte.
    Auf einem Pfad den Hang hinauf, und plötzlich gingen wir neben einem Rinnsal, einem kleinen Wasserlauf, der über die Stufen morschen Gesteins rieselte und sprang. Kiefern standen am Hang, die Brise flüsterte und seufzte in ihren Nadeln zum silbrigen Rieseln des Wassers. Und hier…
    Es war stärker als ich. Ich trat zum Wasser, kletterte zwischen den bröckelnden Felsen hinunter und hielt meine Hand unter einen kleinen Wasserfall, wo das Rinnsal über eine niedrige Stufe plätscherte. Die Kraft prickelte darin und meine Hand fühlte Kälte und Hitze zugleich. Mein Bewusstsein entspannte und weitete sich wie eine sich öffnende Blume nach dem Regen, und die Kraft strömte in mich ein.
    Manchmal brachte der Fluss in Tenebra die Kraft wie ein leises Zittern im Wasser. Wie wenn man ein Stück Holz festhielt, das jemand sägte. Aber dies war anders, stärker, frischer, wie wenn man die Hand an die Antriebswelle einer Mühle legt. Die Kraft baute sich in mir auf, und mit ihr veränderte sich die Welt. Plötzlich konnte ich sehen, wie die Bäume beschaffen waren, wie die Spannungslinien ihrer Äste verliefen, die Leitungen, die das Wasser durch die Stämme aufwärts bis in die feinsten Verästelungen ihrer Zweige pumpten. Ich spürte die Gegenwart einer Fülle anderer geistiger Lebensäußerungen um mich her. Manche, wie diejenigen meiner Begleiter, waren hart, weiß und undurchdringlich, aber überall gab es auch kleine Tiere, deren Empfinden mir offen spürbar war. In den Kiefern saß ein Vogel – und ich fühlte sein glückliches Wohlbehagen in der

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