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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Stollen und Höhlen unter dem Berg durchwandert. Ich warf einen Blick in die Richtung und überlegte, ob sie helfen würden. Es war Ariennes Aufgabe, mit ihnen zu sprechen, und vielleicht würde es ihr gelingen, sie auf unsere Seite zu ziehen. Aber sie misstrauten uns – und wer konnte es ihnen verdenken?
    Wir zogen weiter den Hang hinauf zum Eingang der Passhöhe und dann durch die Enge. Hier erwarteten uns die Schwestern, um uns zur Sperrfeste zu geleiten, denn wir hatten einige Verwundete bei uns. Ich sah, wie Schwester Berichterstatterin und die Anführerin der Eskorte einen flüchtigen Blick austauschten, ein leichtes Kopfschütteln, das gleiche Schließen der Augen mit den Lippenbewegungen. Das Gesicht der Anführerin wirkte wie leblos. Dann nickte sie uns zu und winkte uns weiter. Als Silvus sie erreichte, ich mit seinem Wimpel eine Pferdelänge zurück, streckte sie eine Hand aus und lächelte.
    »Willkommen zurück«, sagte sie – und nicht mehr. Silvus nahm ihre Hand und beugte sich aus dem Sattel über sie, anmutig wie es sich für einen Edelmann geziemte. Sie wendete ihr Pferd und ritt mit uns weiter.
    Als ich die Sperrfeste sah, wurde mir klar, dass sie jedesmal, wenn ich sie von dieser Höhe betrachtete, anders auf mich wirkte. Sie lag eine Meile entfernt und ein gutes Stück tiefer im Tal. Als ich letztes Mal gekommen war, hatte hier geschäftiges Leben geherrscht, ringsherum waren Dutzende von Zelten, der Innenhof vollgestopft von Karren und Fuhrwerken gewesen, die Halle ein einziges Lager für landwirtschaftliche Werkzeuge und Geräte. Der Orden hatte junge Siedler aus dem Land westlich des Gebirges ausgesandt, um im Osten der Berge bäuerliche Existenzen zu gründen. Ich fragte mich, wie dieses Vorhaben sich entwickelt hatte. Der Frühling war im Vormarsch. Inzwischen mussten sie ihr neues Land pflügen und bestellen. Ich hoffte flüchtig, dass Nathan sie nicht finden oder in Ruhe lassen würde, wenn er sie fand. Es gab nichts, was wir zu ihrem Schutz tun konnten.
    Aber jetzt stand die Sperrfeste wieder allein und abgeschlossen im menschenleeren Hochtal, stärker und abweisender denn je. In ihrem Umkreis waren die Berghänge entblößt von Bäumen und Sträuchern, und der Graben, an dem ich mitgearbeitet hatte, umgab sie tief und schwer überwindbar. Die Zufahrt war von Fallgruben umgeben, in denen zugespitzte Pfähle eingerammt waren. Wir mussten vorsichtig und im Gänsemarsch zum Tor reiten, geführt von der Eskorte. Der Orden hatte zur Befestigung der Außenmauern neue Stützpfeiler angebaut, und in der Torzufahrt gab es eine massive, halbkreisförmige Erdaufschüttung, die Angreifer nicht vor Kreuzfeuer von den flankierenden Türmen schützen, wohl aber verhindern würde, dass sie eine Ramme gegen das Tor vorschoben. Eine Ramme hätte ohnedies nur begrenzte Möglichkeiten gegen dieses Tor, das von einem Fallgitter aus armdicken schmiedeeisernen Stäben gedeckt war.
    Umschlossen von den Außenmauern lag der Burghof mit den Wirtschaftsgebäuden und dem massiven Bergfried, der die Außenmauer weit überragte. Er war die letzte Zuflucht der Verteidiger.
    Und hier auf dem Burghof wartete Arienne auf mich.

KAPITEL 9
Asta
    Licht kam und ging, und mit ihm der Schmerz. Manchmal verstand ich, dass es besser war, den Schmerz zu fühlen, weil es bedeutete, dass ich noch da war und ihn fühlen konnte. Mir war heiß, und ich konnte die Decken auf mir nicht ertragen; dann wieder war mir so kalt, dass ich mit den Zähnen klapperte. Manchmal hatte ich einen bitteren Geschmack im Mund. In den Träumen kamen und gingen Gesichter.
    Aber nach und nach verloren sich die Träume, wurden zu Phantomen, Scherben aus Farbe und Umrisse von Dingen, die nicht da waren und gegen die Festigkeit und Gewissheit der Dinge trieben, die wirklich Bestand hatten. Die Gesichter wurden zu wirklichen Gesichtern.
    Eins von ihnen sagte zu mir: »Dein Fieber ist zurückgegangen.«
    Mein Mund war trocken wie Asche. Ich schluckte und sie brachte ein Tongefäß mit einem Trunk, hielt es mir an den Mund und stützte meinen Kopf. Ich trank. Es war kühl und etwas bitter.
    »Danke«, krächzte ich, und sie zog die Brauen hoch.
    »Fein«, sagte sie, »dann geht es dir besser. Das ist das erste vernünftige Wort, das du in drei Tagen gesagt hast.«
    Es war auch ermüdend gewesen. Ich brachte nicht die Energie auf, noch etwas zu sagen. Aber die Augen konnte ich bewegen. Ich sah, dass ich auf einem Strohsack lag, der von einem hölzernen

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