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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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zu außerordentlichen akademischen Ehren gelangt ist: Dr. Mandume Hobatere, heute Professor für Verhaltensforschung an der Universität Kapstadt und Mitglied der Royal Society London. Es wäre sicher einer der stolzesten Augenblicke seines Lebens gewesen.”
    Sie deutete mit einer kleinen Handbewegung auf einen eisgrauen Herrn in einem feinen Abendanzug, der sich im Sitzen leicht in ihre Richtung verneigte. Tom konnte sich die beiden um alles in der Welt nicht barfuß, in kurzen Hosen in einer Buschschule vor von Wolfs Bunsenbrenner vorstellen. Um ihn herum waren mittlerweile etliche Taschentücher in Bewegung geraten, um mehr oder minder offen fließende Tränen der Rührung und Erinnerung zu trocknen. Einige ältere Herren schneuzten sich ungeniert.
    „Ich denke, dass alle, die heute hier an diesem Tisch sitzen, Anekdoten von Roberts Erfindungs- und Forscherdrang zum Besten geben können. Viele seiner technischen Experimente, mit einfachsten Mitteln durchgeführt, waren erfolgreich und haben unser damaliges Leben in einem schwer zugänglichen Land erleichtert. Seine Windkrafträder gaben unseren abgelegenen Farmen Elektrizität. Er war der beste Brunnenbauer weit und breit, und seine Bewässerungssysteme waren effizienter und zuverlässiger als das meiste, was in den darauf folgenden Jahrzehnten gebaut wurde. Ihm und unserem unvergessenen Freund und Partner, Henrik Hobatere, gelang, was Generationen sogenannter ‚Entwicklungshelfer’ nicht geschafft haben: das traditionelle Wissen der Einheimischen mit den technischen Erkenntnissen der Zeit wirkungsvoll zu verbinden. Er war eine zentrale Figur in unserer Gemeinschaft, und doch spielte sich der wichtigste Teil seines Lebenswerks im Verborgenen ab.”
    Wieder setzte Unruhe ein. Fragendes Gemurmel, zweifelnd hochgezogene Augenbrauen, ungläubige Blicke trafen sich.
    „Roberts Interesse für unansehnliche Rohdiamanten wurde immer als das exzentrische Hobby eines verhinderten Genies betrachtet. Bis zu seinem Verschwinden beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in London erforschte er in Wirklichkeit die Atomstruktur des Materials Diamant und darüber hinaus Methoden, diese Struktur zu verändern. Er war seiner Zeit weit voraus, und die Theorien, die er bis 1939 dokumentierte, stellten sich in Teilen erst in den fünfziger und sechziger Jahren mit Hilfe moderner Analyse- und Verfahrenstechnik als zutreffend heraus.”
    Für einen Moment herrschte Stille, dann fingen diejenigen, welche die Bedeutung dieser Sätze durch ihre Vorbildung am schnellsten begriffen hatten, an aufgeregt zu reden. Andere verwirrten sich gegenseitig mit Mutmaßungen. Ein Herr mit roter Brokatweste fuhr sich mit der Serviette über die erhitzte Stirn und verlangte einen Schnaps, obwohl das Dessert noch nicht serviert war. Professor Hobatere verlangte die sofortige Veröffentlichung der wissenschaftlichen Dokumentation durch die Royal Society. Die Juwelendame sprach den Verdacht aus, dass Jayatas Brosche wegen der erwähnten Atomstruktur radioaktiv verseucht sei und rückte ihren Stuhl ein Stück weit weg von der Gastgeberin. Jayata stand am Kopfende des Tisches und genoss die Wirkung ihrer Worte in vollen Zügen:
    „Ich habe mich entschlossen, das Lebenswerk meines Mannes zu einem angemessenen Abschluss zu bringen. Ich bitte um Verständnis, dass ich Einzelheiten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit euch teilen kann. Eines kann ich aber heute schon versichern: Es wird in einer Art und Weise geschehen, die seiner Persönlichkeit, seinem Leben und seinem Tod gerecht werden wird. Auf Robert von Wolf!”
    Dinge können sich auch im Alter von 87 Jahren schlagartig ändern. Diese Erfahrung hatte Jayata gestern zutiefst erschreckt. Aber dann erkannte sie dieses große, letzte Geschenk ihres Lebens und nahm es an. Robert war zurück. Und sie wusste, was sie zu tun hatte.
     
    *****
     
    Alle waren abgereist. Das Haus lag still in der Morgensonne, ganz als wollte es sich von der Invasion erholen. Sidestrand war ein eigenständiges Kunstwerk, es taugte für niemanden als Rahmen. Tom saß allein auf dem Deck vor seinem Gästezimmer und starrte auf die Wellen, tief unten in der Bucht. Aber er hatte heute Morgen keine Augen für die Schönheit des Anwesens. Der letzte Satz aus Jayatas Rede hatte ihn bis in den Schlaf hinein verfolgt und ließ ihm keine Ruhe: Die Atomstruktur verändern. Seine wissenschaftlichen Thesen stellten sich in Teilen erst in den fünfziger und sechziger Jahren als zutreffend heraus.

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