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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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bemerkten ihre Anwesenheit.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie den Rand einer großen Lichtung. Der Manteljäger stand in der Mitte der Lichtung, die Landekufen tief in den feuchten Boden eingesunken. Der große Frachtraum, der dem Modulschiff irgendwann in der Vergangenheit hinzugefügt worden war, hing vom Mittelteil des Schiffs herab wie ein fetter Bauch. Die Tür des Frachtraums stand offen und gab den Blick auf ein dunkles Inneres frei.
    In der Baumlinie verborgen, steigerte Nyss die Vergrößerung seiner Brille und nahm das eingehender in Augenschein, was er vom Innern des Schiffs ausmachen konnte. Maschinenteile und zerlumpte Kleidung lagen wie Treibgut verstreut herum, eine Stasiskammer war umgekippt. Außerdem war da ein Körper, der einer Frau. Sie sah tot aus. Er beobachtete das Schiff noch eine Weile länger und entdeckte keine Bewegungen im Frachtraum.
    In der Zeichensprache, die Syll und er als Kinder entwickelt hatten, signalisierte er ihr: Eine Leiche. Ich gehe rein. Gib mir Deckung.
    Sie nickte, schlang ihre Armbrust von ihrem Rücken, legte einen der mit einer messerscharfen Spitze versehenen Bolzen ein, die sie bevorzugten, und nahm die Öffnung ins Visier.
    Nyss nahm eine Vibroklinge in jede Hand; die vertrauten Vibrationen der Waffen fühlten sich angenehm in seinen Handflächen an. Er schlüpfte von Schatten zu Schatten und schoss über die Lichtung. Er zügelte bewusst das machtunterdrückende Feld, das er um sich herum erzeugen konnte. Falls irgendwelche von den Klonen drinnen waren, würde es sie alarmieren, wenn ihre Verbindung zur Macht abgeschnitten wurde.
    Er konnte die Verwesung bereits riechen, bevor er das Schiff erreichte. Er kauerte einen Moment lang an der Einstiegsrampe, den Kopf zur Seite gelegt, und lauschte. Als er nichts hörte, signalisierte er Syll, dass er reingehen würde, und eilte dann die Rampe hoch.
    Im Innern des Frachtraums schlug ihm der Gestank stärker entgegen. Er bemerkte die Leichen. Ihre Kleidung bestand aus abgetragenen Schichten imperialer Klamotten aus der Thrawn-Ära, ihr Haar war lang, struppig und ungekämmt. Klone. Er entdeckte einen Mann, eine Frau und zwei kleine Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Die Klone hatten Kinder.
    Ein Blick genügte, um ihm zu verraten, dass es sich bei dem Mann nicht um den Primus handelte – das Gesicht war falsch –, deshalb nahm er sich Zeit, um die Leichen zu untersuchen. Die Frau war als Erstes gestorben, und die aufgeplatzten Eiterbeulen und Geschwüre, die ihre Haut bedeckten, zeigten, dass ihr Tod schmerzhaft gewesen war, zweifellos eine Folge irgendeiner Krankheit, die mit genetischer Dekohärenz zusammenhing. Er hatte noch nie zuvor einen so akuten Fall gesehen. Er hatte auch noch nie von einem so akuten Fall gehört . Von ihrer Halsgrube führte eine lange Narbe bis hinunter zu ihrem Bauchnabel, wie ein Reißverschluss, den einer von Thrawns Ärzten vor Jahrzehnten dort platziert hatte. Er legte seine Finger auf den Griff des Lichtschwerts, das noch immer an ihrem Gürtel befestigt war. Der Kristall, der die Waffe mit Energie versorgte und mit der Macht verbunden war, fühlte sich wie ein Juckreiz hinter seinen Augen an.
    Er ging zu den Kindern hinüber und entdeckte keine sichtbaren Wunden bei ihnen. Er nahm an, dass sich die Dekohärenz bei ihnen anders auswirkte, da sie geboren wurden, anstatt gezüchtet worden zu sein.
    Der erwachsene Mann hingegen war im Kampf gestorben. Seine Haut war an den Armen und auf der Brust versengt – möglicherweise von Machtblitzen, aber das war nicht die Todesursache gewesen. Angesichts der Blutungen in seinen Augen und der Hämatome an seinem Hals gelangte Nyss zu dem Schluss, dass er erstickt war.
    Er stand auf und dachte nach. Die Klone von dem Mond starben an Komplikationen, die irgendwie mit genetischer Dekohärenz zusammenhingen. Aus irgendeinem Grund hatte die Dekohärenz bei diesen Klonen zu wesentlich akuteren Symptomen geführt als üblich. Elf Klone waren in dem Manteljäger von dem Mond geflohen. Vorausgesetzt, dass sie unterwegs keine weiteren Leichen abgeworfen hatten, waren vier von ihnen tot. Der Primus war nicht darunter. Er flüsterte in sein Komlink: »Vier Tote hier drinnen. Ich überprüfe jetzt den Rest des …«
    Das Zischen und Brummen von zum Leben erwachenden Lichtschwertern ließ ihn herumfahren. Ein männlicher Klon, deutlich über zwei Meter groß, das Gesicht von dem langen, braunen Haar und dem dichten Vollbart größtenteils verdeckt, stand in

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