Dunkle Flut
der schmalen Luke, die vom Frachtraum zum Cockpit führte. Er war schweißgebadet und schwankte auf den Füßen. Seine glasigen Augen waren auf Nyss gerichtet.
In jeder seiner Hände brannte ein rotes Lichtschwert. Beide Schwerter zischten, sprühten Funken wie ein Lagerfeuer. »Geh weg von ihnen«, sagte der Klon. Seine Worte waren undeutlich, aber seine Absicht war klar. Er tat einen taumelnden Schritt auf Nyss zu.
»Ich suche nach dem Rest deiner … Familie«, sagte Nyss. Er machte sich bereit, hielt seine Klingen unter dem Mantel verborgen, versteckt vor den Blicken des Klons.
Der Klon machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Sein Atem ging laut und schnell. Er schnüffelte in Nyss’ Richtung in die Luft, als würde er die Witterung aufnehmen.
»Du willst sie töten«, sagte er. Das Fleisch seiner Arme regte und wölbte sich, als würde irgendetwas in ihm versuchen, dem Gefängnis seiner Haut zu entfliehen. Er starrte die Arme des Klons mit großen Augen an, dann sein Gesicht, das ebenfalls zuckte und anschwoll und einen Moment lang wie eine Reflektion in einem Zerrspiegel auf dem Jahrmarkt wirkte.
»Nein!«, sagte er und Speichel spritzte.
Nyss hatte noch nie zuvor etwas Derartiges gesehen. »Ich kann dir helfen«, sagte er – eine Lüge.
Der Klon schüttelte wie ein Tier den Kopf und brüllte, und Nyss sah bloß Schmerz und Zorn in seinen wilden Augen. Er hatte den Verstand verloren.
Nyss gab es auf, sein Unterdrückungsfeld weiterhin im Zaum zu halten, und brachte es durch Willenskraft dazu, sich auszudehnen – aber es war bereits zu spät. Der Klon vollführte eine schneidende Handbewegung, und ein Energiestoß schleuderte Nyss quer durch den Frachtraum gegen die umgekippte Stasiskammer. Die Wucht des Aufpralls schickte eine Woge des Schmerzes durch ihn hindurch.
Wie ein wildes Tier knurrend, schoss der Klon durch den Frachtraum, die Funken sprühenden Klingen hoch erhoben. Nyss sprang auf die Füße und ließ den Klon kommen.
Sein Zorn verhinderte, dass der Klon es merkte, als er in Nyss’ Unterdrückungsfeld trat. Er stieß mit beiden Klingen nach Nyss’ Bauch, aber Nyss vollführte einen Rückwärtssalto und landete oben auf der Stasiskammer. Die Klingen gruben sich zur Hälfte in das Metall, um einen Gutteil davon zu Schlacke zu schmelzen und den Rest zu erwärmen.
»Wo sind die anderen Klone?«, fragte Nyss ruhig. Die Schatten um ihn herum verdichteten sich, wie sie es immer taten, wenn er seine Gabe einsetzte.
Der Klon riss seine Klingen heraus und hieb quer nach Nyss’ Beinen. Nyss sprang über die Klingen hinweg, über den Klon, und landete hinter ihm, während er sein Unterdrückungsfeld die ganze Zeit über verstärkte. Die Dunkelheit im Frachtraum wurde dichter, als wäre die Sonne draußen hinter dicken Wolken verschwunden.
Der Klon führte einen umgekehrten Kreuzhieb gegen Nyss’ Hals, und Nyss duckte sich darunter hinweg. Der Klon stieß mit seiner linken Hand nach Nyss’ Bauch, und Nyss huschte beiseite.
»Wo? Sag mir, wo sie hin sind.«
Der Klon brüllte vor Frustration und Zorn, versprühte Rotz und Speichel. Er hob beide Klingen über den Kopf, um einen Todesstoß anzubringen. Nyss wurde klar, dass er aus dem Klon nichts herausbekommen würde. Er intensivierte sein Unterdrückungsfeld, als der Klon seine Lichtschwerter in Bögen herniedersausen ließ, um Nyss gleich doppelt in zwei Hälften zu schneiden.
Nyss machte sich nicht die Mühe, den Hieben auszuweichen, als die Waffen nach unten zischten. Stattdessen starrte er dem Klon einfach ins Gesicht, dessen Miene sich von selbstzufriedener Wut in profunde Überraschung verwandelte. Nyss’ intensiviertes Feld hatte die Verbindung zwischen dem Energiekristall in seinem Lichtschwert und der Macht vorübergehend unterbrochen. Der Klon hielt bloß Griffe in den Händen.
Voller Bedauern stieß Nyss dem Klon eine seiner Vibroklingen in die Brust. Warmes Blut schoss aus der Wunde, benetzte die Waffe, seine Hand. Der Klon starrte Nyss mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an, bis das Licht in seinen Pupillen erlosch und er auf den Boden des Frachtraums stürzte.
Syll sprintete mit der Armbrust im Anschlag die Einstiegsrampe hoch und verschaffte sich rasch einen Überblick über die Lage. Ihre Unterlippe verzog sich vor Widerwillen, als sie das Schlamassel sah. »Bist du in Ordnung?«, fragte sie ihn.
»Mir geht es gut«, sagte er und starrte auf den Klon herab, dessen Augen offen blieben, selbst im Tode von
Weitere Kostenlose Bücher