Dunkle Gefährtin
Vorderpfoten an der Ecke einer Felswand. Samantha ging zu ihm und leuchtete mit der Taschenlampe in eine dunkle Höhle. Im schwachen Licht erkannte sie, dass es sich um einen Gang handelte, der in eine tiefere Höhle führte. Sie war klein, staubig und leer. An der hinteren Wand jedoch machte sie einen präzise gemalten Kreis aus, in dem mehrere kleinere Kreise sowie eine Vielzahl von Runen angesiedelt waren.
»Ich wette, das ist kein indianisches Symbol«, sagte Samantha und duckte sich in die Höhle. »Das ist eine Dämonenschrift, die ich leider nicht lesen kann.« Sie sah sich die Zeichnung genauer an, während Logan seine Wolfsnase gegen die Wand drückte.
»Meinst du, sie sind dahinter?«, fragte sie.
Logan blickte frustriert zu ihr auf.
»Ich weiß, du kannst es mir nicht sagen. Allmählich komme ich mir vor wie in einer
Lassie
-Folge.«
Logan knurrte sie an.
Sie schickte rasch eine Entschuldigung hinterher und legte ihre Hände auf den Felsen, ohne das Symbol zu berühren. Deutlich fühlte sie die Kälte hinter der Wand. Eine ähnliche hatte sie gespürt, als Fulton den Eingang zum Lamiah-Totenreich öffnete.
»Falls hierhinter etwas ist, habe ich keinen Schimmer, wie wir dort hinkommen.«
Logan hockte sich hin und starrte die Wand an, als wollte er sie weghypnotisieren. Am liebsten wäre Samantha ihm mit ihren Fingern durch das Fell gefahren, aber sie wusste, dass Logan kein Werwolftyp war, der das gern hatte.
»Ich bin nicht dämonisch genug, um zu wissen, wie man in ein Totenreich kommt«, begann sie, »aber wir haben jemanden hier, der es wissen müsste.«
Sie blickte an den Klippen hinunter zum Grund der Schlucht. Zwar würde sie sich den Abstieg und erneuten Aufstieg gern ersparen, doch sie nahm jede Mühe auf sich, sofern sie half, Tain zu finden.
»Bin gleich wieder da«, sagte sie zu Logan und kletterte nach unten.
»Sie kommen«, verkündete die Matriarchin.
Vor lauter Schmerz hörte Tain sie kaum. Seine Augenhöhle brannte wie Feuer, und Blut lief ihm über das Gesicht. Bahkat hatte Tains Auge genommen und es mit einem einzigen Strahl seiner Magie zerstört.
»Du brauchst nichts weiter zu tun, als die Halbdämonin zu töten«, erklärte Bahkat. »Opfere sie mir, und ich bringe dich wieder an die Macht, helfe dir zu heilen und gebe dir den Platz an meiner Seite. Diese Frau kannst du als deinen Preis haben.« Verächtlich zeigte er auf die Matriarchin.
Dieser schien es nichts auszumachen. »Gemeinsam bringen wir den Dämonen ihren früheren Glanz zurück. Schluss mit den Vorortsiedlungen und ihren weißen Gartenzäunen!«
Tain schwieg. Bei allem Schmerz empfand er doch einen Anflug von Freude. Kehksut hatte nie Tains Gesicht angerührt, weil er ihn unversehrt und gutaussehend wollte. Nun aber würde es auf immer vernarbt sein. Selbst wenn es wieder heilte, blieben tiefe Linien und Furchen zurück. Er war nicht mehr der kostbare Preis, den Kehksut unbedingt hatte bewahren wollen.
Tain würde überleben, Bahkat und die Matriarchin töten und endlich frei sein. Als er lächelte, bildeten sich Risse in dem getrockneten Blut auf seinem Gesicht.
»Du vergisst, was ich bin«, flüsterte er.
»Ein Unsterblicher!«, höhnte Bahkat. »Das heißt, dass ich dich am Leben erhalte, während ich dich langsam foltere.«
Tain lachte rauh. »Ich bin ein Wahnsinniger«, erwiderte er, »und man weiß nie, wozu ein Wahnsinniger fähig ist.«
Ihm gefiel der Ausdruck auf ihren Gesichtern, bevor er sein unverletztes Auge nach hinten rollen ließ und sich der Dunkelheit übergab, die ihm unglaubliche Kraft verlieh.
Merrick sackte keuchend und schwitzend auf dem Plateau zusammen und fluchte. »Ich nehme mein Angebot zurück«, japste er. »Dein Unsterblicher darf dich haben. Du bist sadistisch, Samantha. Wie konnte ich dich je für niedlich halten?«
»Spar dir die Puste, Merrick!« Samantha stemmte die Hände in die Hüften. »Ich hätte dich nicht hier hochgezerrt, wenn es nicht nötig wäre. Leider kann ich nun einmal kein Portal zu einem Totenreich öffnen, weil ich nicht weiß, wie es geht.«
»Dafür brauchst du Magie«, entgegnete Merrick gereizt. »Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, dieses Energiezentrum saugt uns alle Magie aus!«
Ein Gewehr landete auf dem Felsen, gefolgt von einem Paar schmutziger Hände. Samantha eilte hin und half Ed nach oben, bis er wie Merrick auf dem Bauch lag und nach Atem rang. Etwas langsamer kam Mike nach, der sich im Schneidersitz hinhockte,
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