Dunkle Gefährtin
hatten. Zwei Männer standen neben Logan, die beide fast graues Haar hatten und unrasiert waren. Der eine mit dem Gewehr war Ed, der den anderen als Mike vorstellte.
»Ist Tain bei euch?«, fragte Samantha.
Ed legte sein Gewehr auf seine Schulter. »Nee. Ich denk auch erst, weil ich die Nummer nich’ erkenn, das is’ Tain, aber dann is’ Logan hier dran und sacht, er is’ Tain sein Freund und denkt, Tain is’ bei uns inner Wüste. Na ja, eh ich gucken kann, is’ Logan bei uns und wird ’n Wolf. Das war ’ne Show, Mann! Seit wir in die Schlucht sind, is’ er nicht wieder zurück in’n Mensch oder so. Er hat vorher gesagt, das kann er hier vielleicht nich’, wegen Energiezentrum und so.«
»Wir sind also an dem Ort, wo Tain auch ›No More Nightmares‹ vermutet hat?«
»Sieht so aus. Jedenfalls hat Tain mal so was gesacht. Und Tain is’ nich’ bei euch?«
»Nein.« Ihr wurde schlecht. »Habt ihr ein Handy? Ich kann versuchen, ihn anzurufen.«
Ed schüttelte den Kopf. »Nee, das hat Logan schon versucht, und der kriegte nur ’ne Frau bei dir zu Hause ran, die sacht, er is’ auch weggeschnappt. Die war echt hysterisch, hat er gesacht.«
»Flavia?« Samantha war ebenso besorgt wie erleichtert. Sie mochte und vertraute Flavia, und sie hatte inständig gehofft, dass ihre Cousine nichts mit ihrer Entführung zu tun hatte. »Und jetzt?«
»Wir gehn rauf zu den Felsenhütten«, erklärte Ed. »Das hat Logan gesacht. Und ich soll dir das hier geben. Mike?«
Mike trat vor und reichte Samantha ein Schulterhalfter mit ihrer Glock. Sie war geladen und funktionsbereit. Also schnallte
Samantha sie sich um.
»Dann sind jetzt also alle bewaffnet außer mir«, bemerkte Merrick, der auf einem Felsen hockte. »Und meine Kräfte werden auch noch unterdrückt. Macht es jemandem etwas aus, wenn ich im Wagen warte? Das heißt, vorausgesetzt, ihr seid mit einem Wagen hier und verratet mir, wo er steht.«
»Ist vielleicht eine gute Idee«, stimmte Samantha zu. Geschwächt, wie er war, konnte Merrick ihnen nicht helfen, und auf diese Weise war er in Sicherheit. »Ed, könnt ihr zwei mit ihm zum Wagen gehen? Logan und ich kommen nach, sobald wir uns hier umgesehen haben.«
Mike nickte sofort, wohingegen bei Ed noch etwas Überzeugungsarbeit nötig war. Er hatte Tain gern und wollte unbedingt helfen, ihn zu finden. Doch Samantha schaffte es, ihn zu überreden. Zudem baute Logan sich knurrend vor Ed auf, und ein gigantischer knurrender Wolf konnte auf kurze Entfernung recht furchteinflößend wirken.
Schließlich schulterte Samantha die Seile und Kletterausrüstung, die sie mitgebracht hatten, und schaute sich um. Sie standen am Ende einer sackgassenartigen Schlucht mit großen Fels- und Gesteinsbrocken, die aussahen, als hätten Riesen sie wahllos hier ausgeschüttet. Über ihnen, unterhalb eines Felsvorsprungs, waren Behausungen in die Wände geschlagen, die dort von oben und unten geschützt waren.
Samantha machte sich an den Aufstieg, wobei sie auf die losen Kiesel achtete, die unter ihren Füßen wegrutschten. Sie trug eine Baumwollhose und hübsche Slipper, Bürokleidung eben, die nicht geeignet war, um damit in Canyons herumzuklettern. Selbst wenn Tain irgendwo hier war, wären ihre Sachen hinüber, bis sie ihn fanden.
Mühelos hielt Logan mit ihr Schritt, denn seine breiten Pfoten fanden leichter Halt. Außerdem konnte er von Fels zu Fels springen, während Samantha sich umständlich mit dem Seil weiterhangeln musste.
Nachdem er sie überholt hatte, kratzte Logan mit seinen Krallen kleine Vertiefungen in den glatten Fels, an denen Samantha sich festhalten konnte. So erreichten sie das schmale Plateau mit den Felshöhlen. Samantha setzte sich hin, um zu verschnaufen, und blickte sich um, während Logan herumschnüffelte.
Aus der Nähe sah man, dass die Felsbehausungen ziemlich heruntergekommen waren. Sternenlicht fiel auf ein verblichenes Schild, demzufolge ein Archäologenteam von der University of Nevada diese Felssiedlung erforschte. Das Schild war allerdings schon so alt, dass es selbst inzwischen einen archäologischen Fund darstellen dürfte.
Logan schnüffelte am Boden des Plateaus und den Grundmauern der Behausungen. Die Eingänge befanden sich oben, und man erreichte sie über Leitern und Seile, die von den früheren Bewohnern heraufgezogen worden waren, um Eindringlingen den Zugang zu versperren.
Plötzlich hockte Logan sich auf die Hinterbeine und knurrte leise. Gleichzeitig kratzte er mit den
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