Dunkle Gier: Roman (German Edition)
trockenen Mund, und ihr Magen überschlug sich fast. Ihre Finger glitten zu ihrem Rock und zerknüllten den Stoff. Hätte sie noch schreien können, hätte sie gewiss in diesem Augenblick einen gellenden Schrei ausgestoßen.
Zacarias blendete alles und jeden aus, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Für alle anderen sah es nach einer fürsorglichen Geste aus, aber Marguarita wusste es besser. Ihre Hand zitterte in seiner. Marguarita stand auf und wollte von ihm in die Arme genommen und getröstet werden, doch sein Gesichtsausdruck war so abweisend wie seine Augen.
Für Zacarias gab es in diesem Moment niemand anderen. Er scherte sich nicht um die Männer, die reglos wie Statuen auf dem Hof standen. Für ihn existierten nur Marguarita und ihr Ungehorsam.
Seine Hand glitt über ihr Gesicht, die Fingerspitzen berührten jede Prellung, ihr geschwollenes Auge und die aufgeplatzte Lippe. Dann stieß er zischend den Atem aus und ließ es wie eine unausgesprochene Drohung klingen, die Marguarita einen weiteren kalten Schauder über den Rücken jagte. Ihr Herz begann zu rasen, und er hörte es, aber er beruhigte sie nicht. Der Schmerz in ihrem Gesicht und Kopf hatte bei seiner Berührung nachgelassen – doch die federleichte Berührung seiner Finger war distanziert gewesen und hatte nichts Persönliches gehabt.
Die Sonne hat dir die Haut versengt.
Sein missbilligender Tonfall traf Marguarita wie ein Stich ins Herz. Sie hatte gewusst, dass er es ihr verboten hatte und ärgerlich sein würde, aber das war mehr als Ärger. Seine abweisende Haltung tat ihr in der Seele weh. Er kümmerte sich um sie, doch er spendete ihr keinen Trost.
Marguarita schluckte heftig und versuchte, ihn zu erreichen. Ich konnte nicht drinnen bei den Leichen und den Spinnen bleiben. Das war zu viel für mich.
Die blauen Flammen loderten auf, und für einen Moment schien Zacarias’ Gesicht von einem seltsamen, Furcht erregenden Feuer zu erglühen. Die Leichen wurden entfernt, und die Spinnen sind fort. Geh jetzt hinein! Ich werde mit dem Polizeichef reden.
Marguarita verbot sich zu weinen. Sie hatte von Anfang an gewusst, worauf sie sich einließ, und Zacarias distanzierte sich von Gefühlen. Er hatte all die langen Jahrhunderte seiner Existenz Zeit gehabt, um es zu lernen. Sie, Marguarita, hatte ihn mit Gefühlen bekannt gemacht und ihm überhaupt erst ermöglicht, welche zu empfinden. Und er hatte gelitten, als er hilflos in der heilenden Erde gelegen hatte, während sie sich in Gefahr befunden hatte. Sie hatte ihren eigenen Weg gewählt und seine strikten Anweisungen missachtet, was wahrscheinlich niemand sonst je wagte. Sie hatte ihm versprochen, sich in seine Obhut zu geben, und Stolz und Ehre erlaubten ihr nicht zu weinen.
Deshalb nickte sie nur stumm und ging hoch erhobenen Hauptes an den Leuten vorbei, die alle glaubten, Zacarias sei überaus besorgt um sie.
Er trat auch zu Lea und berührte ihr Gesicht mit den Fingerspitzen, flüsterte ihr mit leiser, hypnotischer Stimme etwas zu und linderte nicht nur ein wenig ihren Kummer, sondern auch den Schmerz, der von DS’ Schlägen herrührte. Marguarita konnte hören, wie Zacarias dem Mädchen versicherte, er werde sich um alles kümmern, und Julio solle sie nach Hause bringen und vorsichtshalber bei ihr bleiben, um sie zu beschützen.
Dann redete Zacarias mit dem Polizeichef und schilderte ihm seine ganz persönliche Version der Geschehnisse. Natürlich stimmte der Mann ihm in allem zu und verbeugte sich sogar vor ihm, dem geheimnisvollen, so unnahbaren Milliardär, von dem man so viel hörte. Jetzt konnte er sich damit brüsten, ihm persönlich begegnet zu sein, und die Legende um die Brüder de la Cruz würde nur noch wachsen.
Irgendwann waren alle fort, im Haus war es still und dunkel, und Marguarita würde sich nun ganz allein mit Zacarias auseinandersetzen müssen. Sie wollte ihn sehen, aber sie hatte auch große Angst vor seiner Reaktion. Er hatte sie mehrmals gewarnt, dass ihre Handlungsweise Konsequenzen haben würde. Doch Marguarita konnte sich nicht vorstellen, dass er eine Frau schlagen würde, das war einfach nicht sein Stil. Außerdem hatte er ihr die Schmerzen im Gesicht genommen, also würde er sie gewiss nicht körperlich züchtigen wollen, oder? Sie konnte nur hoffen, dass sie recht behielt.
Nervös rang sie die Hände, als das Warten langsam unerträglich wurde. Wo war er? Ein paar Minuten blieb sie noch sitzen, mit wild pochendem Herzen und dem immer stärker
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