Dunkle Gier: Roman (German Edition)
gewusst, dass er eine moderne Frau nicht verstehen würde. Er hatte sich damit abgefunden, seiner Seelengefährtin nie zu begegnen. Und er war mehr als bereit gewesen, ehrenhaft ins nächste Leben überzugehen. Marguarita hatte all das geändert und all seine Pläne zerstört, und sie hätte wenigstens die Ungeheuerlichkeit ihrer Handlungsweise erkennen müssen. Sie hatte kein Recht, seine Seele zu riskieren – nie und nimmer .
Marguarita wand sich, ihre Augen weiteten sich vor Schreck, und ihre Hände flogen zu ihrem Bauch. Ein ungutes Gefühl erfasste Zacarias. Seine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich plötzlich auf sie. Marguarita hatte offensichtlich große Schmerzen. Aber er hatte in all den Jahrhunderten seines Lebens noch nie einen Menschen bei der Umwandlung gesehen. Seine Brüder waren bei der Umwandlung ihrer Frauen dabei gewesen, aber er hatte sie nicht einmal gefragt, wie so etwas vonstattenging. Zacarias wusste nur, dass ein dreimaliger Blutaustausch vonnöten war, mehr nicht – solange der Mensch wie Marguarita übersinnlich begabt war.
Doch jetzt verkrampfte ihm Angst den Magen. Es konnte doch wohl nichts schiefgehen? Er hatte machtvolles Blut, aber die Düsternis in ihm ging tief. Schatten krochen in seinen Kopf, beunruhigende, quälende Möglichkeiten, die Zacarias nicht bedacht hatte. War ihm ein Fehler unterlaufen?
»Was hast du?«, fragte er.
Marguarita zog die Beine an und drehte sich auf die Seite, dabei verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz. Sie schloss die Augen, als wäre ihr sein Anblick unerträglich. Ein unerwartet scharfer Stich durchfuhr sein Herz, und er spürte den metallischen Geschmack von Furcht auf der Zunge.
»Was hast du? Ich will eine Antwort hören.«
Er konnte nicht warten, nicht wenn sie sich vor Schmerzen krümmte, Tränen über ihre Wangen strömten und ihr ganzer Körper sich verdrehte. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde er von Panik ergriffen. Was hier passierte, dürfte eigentlich gar nicht sein. Wieder suchte er die geistige Verbindung zu ihr, weil er fühlen musste, was sie empfand, und in ihrer Haut sein musste, um zu wissen, was mit ihr geschah. Zweimal versuchte er, Kontakt aufzunehmen, doch jedes Mal stieß er an eine Mauer.
Sie ließ ihn nicht zu sich. Ihn, ihren Seelengefährten. Seine Frau verweigerte ihm nicht nur den Gehorsam und bereitete den Weg zu einer Katastrophe, sondern verwehrte ihm jetzt auch noch den Zugang zu ihrer privatesten Verbindung. Sie hatte ihn ausgeschlossen, und nach der Stärke dieser inneren Tür zu urteilen, würde es einen Rammbock brauchen, um sie einzureißen.
Marguarita hatte eine natürliche Barriere, das wusste er, aber bisher hatte sie ihn stets hindurchgelassen. Jetzt, mit seinem Blut in ihren Adern, war diese Barriere sogar noch stärker als zuvor. Er hatte vorher schon Angst gehabt, ihr zu schaden, doch wenn er diesen Schutzschild jetzt zerstörte, war nicht vorherzusagen, was ihr widerfahren würde. Und die einzige Möglichkeit, zu ihr vorzudringen, war, diese Barriere einzureißen.
»Öffne dich mir!«
Sie antwortete nicht, sondern zog nur die Knie an die Brust, ihr langes Haar verbarg ihr Gesicht vor ihm. Marguarita hatte Schmerzen, das war mehr als offensichtlich. Er war sofort auf der anderen Seite des Zimmers und streckte die Hände aus, um sie auf den Bauch zu legen. Es gab mehr als einen Weg, an die Information heranzukommen, die er brauchte.
Marguarita holte tief Luft, als ließe der Schmerz nach, und wandte den Kopf, um ihn böse anzusehen. Das Haar, das ihr ins Gesicht fiel, war feucht vor Schweiß. Auch ihr Körper war von einem feinen Schweißfilm überzogen. Als Zacarias’ Hände sie berührten, erschauderte sie jedoch und versuchte, nach seinem Arm zu schlagen.
Fass mich nicht an! Ich meine es ernst. Und geh! Ich will dich nicht hier haben. Marguarita konnte nicht glauben, dass er ihr das angetan hatte. Jeder hier, sogar die Tiere, hatte gewusst, was für ein Monster er war. Alle außer ihr. Er war gefühllos, ein grausames, gefährliches Raubtier. Alles, was sie über ihn gedacht hatte, war pure Fantasie gewesen. Er hatte ihr das Herz gebrochen, und ihr war außer ihrem Stolz nichts geblieben. Sie ertrug es nicht, ihn anzusehen, und sie würde ihn nicht in ihren Geist eindringen lassen – nie wieder würde sie ihn an irgendetwas, das sie betraf, teilhaben lassen. Er würde sich nehmen müssen, was er von ihr wollte. Ihr gebrochenes Herz verursachte ihr viel schlimmere Qualen als der
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