Dunkle Gier: Roman (German Edition)
zuflog. Das Gefühl war so stark, dass es sie erschreckte. Verwirrt über ihre Reaktion auf ihn, ließ sie abrupt die Hand sinken und trat zurück. Sie hatte große Angst vor Zacarias de la Cruz, aber die Traurigkeit in ihm lag ihr so schwer auf der Seele, dass sie gar nicht anders konnte, als Mitleid mit ihm zu empfinden.
Denn sie hatte ihm das angetan. Es war ihre Schuld. Er war hergekommen, um sein Leben in Ehren zu beenden, und sie hatte ihn daran gehindert und ihn wieder einmal in der Einsamkeit seiner öden Welt zurückgelassen. Falls es wirklich einen Menschen gab, der eine Insel war, war es Zacarias de la Cruz. Sie konnte nicht seine ganze einsame Welt sehen, doch sie spürte die Spitze des Eisbergs, und die war genug, um für immer um ihn zu weinen. Sie stand in seiner Schuld, und eine Fernandez blieb niemandem etwas schuldig!
Ich wusste nicht, was ich tat, als ich dich daran hinderte, deine Bürden abzuwerfen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen und es rückgängig machen könnte … Würde sie ihn sterben lassen? Könnte sie dabeistehen und ihm dabei zusehen? Entmutigt ließ sie die Schultern hängen. Nein, sie konnte ihn nicht belügen. Sie könnte niemals tatenlos danebenstehen, während er in der Sonne verbrannte. Das ginge über ihre Kraft. Marguarita schaute ihn unglücklich an. Es tut mir leid. Gab es denn nichts anderes, was sie ihm übermitteln konnte?
Zacarias betrachtete lange schweigend ihr Gesicht. Dann senkte er den Blick, ließ ihn über ihren Körper gleiten und betrachtete ihre Figur in etwa so, wie es ein Rancher täte, wenn er Vieh einschätzte. Sie biss sich auf die Lippe und zwang sich, Zacarias nicht von sich wegzustoßen. Sie war doch kein Pferd! Sie war ihm etwas schuldig, ja, aber sie hatte auch schon mehr als einmal um Entschuldigung gebeten. Und er musste sie nun wirklich nicht ansehen, als wäre sie ein Krankheitskeim.
Sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück. »Ich kann deine Gedanken lesen.« Er legte eine Hand auf ihre Faust, zog sie an seine Brust und begann, ihre Finger einen nach dem anderen zu lösen. »Du bist ein reizbares kleines Ding, nicht wahr? Und sehr verwirrt. In einem Moment verspürst du Reue und denkst daran, mir deine Dienste anzubieten, und im nächsten schon willst du mich schlagen. Du dienst mir bereits; ich brauche nur zu befehlen, und du wirst mir geben, was immer ich verlange. Und was das Schlagen angeht, so ist das weder ratsam noch erlaubt.«
Mit ihm zu reden ist in etwa so, wie das Fell verkehrt herum gebürstet zu bekommen, dachte sie. Es spielte keine große Rolle, dass alles, was er sagte, zutraf. Sie hatte wirklich daran gedacht, einen Waffenstillstand mit ihm zu schließen – und ihm aus freien Stücken und nicht nur widerwillig ihre Dienste anzubieten. Aber dieser Mann war so arrogant, dass er nicht einmal den Unterschied zu kennen schien. Und was das Schlagen anging -wenn er weiter so mit ihr redete, würde es sie wahrscheinlich kaum noch kümmern, ob es »erlaubt« war oder nicht.
Ein langsames, sehr schwaches, aber echtes Lächeln ließ sein grimmiges Gesicht ein wenig weicher erscheinen. Es war so flüchtig, dass Marguarita es kaum mitbekam, doch es war hinreißend, dieses Lächeln.
»Ich lese immer noch deine Gedanken.«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Das ist unhöflich. Ich bin machtlos gegen meine Gedanken. Vielleicht hatte sie dieses Lächeln ja herbeigezaubert, so schnell, wie es verschwunden war – um durch blankes Eis ersetzt zu werden?
»Natürlich kannst du das. Du wirst wie ich tagsüber schlafen. Und du wirst auf gar keinen Fall die Hazienda ohne meine Genehmigung verlassen. Du wirst dich um all meine Bedürfnisse kümmern, bis ich wieder abreise. Vor allem wirst du mir gehorchen, sofort und ohne Fragen oder Widerworte.«
Was er brauchte, war keine Frau, sondern ein Roboter. Marguarita musste sich sehr beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. Wie lange wirst du bleiben? Der Himmel stehe ihr bei, falls Zacarias de la Cruz vorhatte, länger zu bleiben als eine Nacht …
Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Das brauchst du nicht zu wissen, Frau. Du wirst mir freudig dienen, solange ich hierbleiben will.«
Er meinte es ernst. Das konnte sie ihm ansehen. Er erwartete von ihr, dass sie froh und dankbar war, ihm dienen zu können, dieser arrogante, unmögliche, herrschsüchtige Quälgeist! Sollte ich vielleicht auch vor euch knicksen, Majestät?
Seine Brauen zogen sich zusammen. Schweigen breitete sich im
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