Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Meistervampir sie zu allen Haziendas der Brüder de la Cruz führte. Zacarias lebte schon viel zu lange, um anzunehmen, es könnte einfach nur ein Zufall sein. Sie jagten ihn. Normalerweise würde er ihnen zeigen, wer er war, und den Kampf sogar begrüßen – doch diesmal stand zu viel auf dem Spiel. Und so wartete er einfach nur, bis der Schwarm dunkler Vögel über dem Haus vorbeigezogen und ein paarmal über der Ranch gekreist war, bevor die Rabenvögel weiterflogen.
Dann versuchte er, Verbindung zu ihr aufzunehmen. Zu der Frau: Marguarita Fernandez. Bevor er es verhindern konnte, versuchte er, geistig mit ihr in Kontakt zu treten. Sie hätte friedlich schlafend in ihrem Bett liegen und darauf warten müssen, dass er sie weckte, aber so war es natürlich nicht. Zacarias seufzte nur, weil sie ihn nicht mehr überraschen konnte.
Mit einer Handbewegung öffnete er die Erde, mit einer weiteren kleidete er sich beim Aufstehen an und achtete darauf, die Luft nicht zu bewegen, damit Marguarita nicht merkte, dass er sich erhoben hatte. Emni kunenak ku assatotello! Ungehorsame kleine Närrin! Wusste sie nicht, dass er für sie töten würde? Sie schien einfach nicht lernfähig zu sein, egal, wie hart die Lehre war. Seine Feinde suchten ihn schon, und falls sie sie in seiner Nähe fanden, falls sie auch nur eine Vermutung hatten … Zacarias verschloss sich vor dem, was geschehen könnte, und ignorierte diesen sonderbaren und ungewohnten Drang zu lächeln, wenn er an Marguaritas ständigen Ungehorsam dachte. Sie musste wirklich närrisch sein, eine andere Erklärung gab es nicht.
Wie eigenartig, dass diese Frau auch nur das kleinste Interesse bei ihm wecken konnte! Seine Reaktion auf sie erhärtete den hartnäckigen Verdacht, dass sie seine Seelengefährtin sein könnte. Bevor er am frühen Morgen sein Herz zum Stillstand gebracht hatte, war er sorgfältig noch einmal alles durchgegangen, was seine Brüder ihm über den Moment erzählt hatten, in dem sie ihre Gefährtinnen erkannt hatten. Sie hatten es beim ersten Kontakt sofort gemerkt. Ohne jeden Zweifel. Ihre Emotionen waren zurückgekehrt, und sie waren regelrecht geblendet gewesen von den Farben, die sie plötzlich wieder gesehen hatten.
Selbst nach Jahrhunderten des Lebens konnte Zacarias das Rätsel der Seelengefährtinnen nicht entschlüsseln, doch falls Marguarita Fernandez tatsächlich seine Gefährtin war, spielte ihm das Schicksal einen Streich. Die Frau war eine absolute Nervensäge.
Mit leisen Schritten ging er durch das große Schlafzimmer zum Korridor. Das ganze Haus war von Marguaritas angenehmem, äußerst femininem Duft erfüllt, der ihm plötzlich zu Bewusstsein brachte, dass sie seit Jahren sein Haus bewohnte, selbst als Kind schon, da ihr Vater hier im Herrenhaus gelebt hatte. Es war nicht öde und kahl wie die meisten seiner Zufluchtsorte, weil Marguarita ihm ihren Stempel aufgedrückt und dieses Haus zu ihrem Heim gemacht hatte. Es strahlte Wärme aus, die Wärme einer Frau, die ihr Zuhause liebte und sich mit liebevoller Aufmerksamkeit darum bemühte.
Da er keine Farben sah, waren die Zimmer für ihn natürlich grau und öde, doch er spürte die Vielfalt und Schönheit der handgewebten Teppiche und dicken, offenbar selbst genähten Decken, die über Sofas und Sesseln lagen. Bei einem schweren Ohrensessel blieb er stehen und rieb den Stoff der Patchworkdecke zwischen den Fingern. Er spürte Marguarita in jedem dieser winzigen Stiche. Sie hielt das Haus nicht nur in Ordnung. Sie liebte es.
Und anscheinend liebte sie auch Kerzen. Sie schienen ebenfalls handgefertigt zu sein. Natürlich gab es Strom im Haus und auch einen Notgenerator, aber Zacarias nahm an, dass bei den Stürmen, von denen sie oft heimgesucht wurden, manchmal umgestürzte Bäume die Strommasten beschädigten, und auch ein Generator konnte alle möglichen Defekte haben. Er hatte sich nie Gedanken über solche Dinge machen müssen, doch Marguarita dachte offensichtlich an alles und bereitete das Haus auf schlechtes Wetter vor.
Sie hatte aber nicht nur ihr eigenes Heim auf Notfälle vorbereitet, wie er an den Listen sah, die auf dem Couchtisch lagen. In ihnen hatte sie die Namen sämtlicher Familien aufgeführt, die auf den Ländereien der Brüder de la Cruz lebten, und die jeweiligen Bedürfnisse der Leute. Laternen, Kerzen und Konserven schienen die wichtigsten Bestandteile zu sein. Er hatte kaum je einen Gedanken daran verschwendet, wie diese Leute lebten und arbeiteten, aber
Weitere Kostenlose Bücher