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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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war ich im Garten und habe die Fische im Teich mit Brotkrumen gefüttert, bis der Gärtner mich weggeschickt hat. Er mag keine Kinder im Garten. Dann hat mich Francis entdeckt und ich musste natürlich sofort einen Botengang für ihn erledigen. Ich bin wirklich nicht ge rne auf den Straßen draußen. Da ist es immer so voll und laut. Also, ich kehrte zurück und da stieg gerade Sir Edward aus seinem Wagen. Er war sehr freundlich zu mir und hat mich gefragt, wie es mir hier ginge. Ich sagte, ich würde mich wohl fühlen und du würdest gut für mich sorgen."
    Martha blickte erschrocken von ihrer Arbeit auf.
    "Er hat dich angesprochen?"
    "Aber ja ", Ramis war verwirrt. "Habe ich vielleicht etwas Unhöfliches gesagt?"
    "Nein, nein! Es ist nichts."
    Aber es war doch etwas und Martha hatte es nicht über sich gebracht, es dem Mädchen zu erzählen. Es hatte mit dem Grund zu tun, warum man sie in dieses Haus geholt hatte. Das hatte nichts mit Barmherzigkeit zu tun oder dass man hier wirklich eine weitere Arbeitskraft gebraucht hätte. Martha sah das Mädchen von der Seite an, wie es äußerst konzentriert ein Loch in einem Hemd flickte. Sie sah so jung und unschuldig aus, dass es Martha das Herz vor Sorge zusammenzog. In der Zeit, in der Ramis hier war, hatte Sir Edward sich Ramis nie genähert, was Martha die Hoffnung gab, er würde es nicht mehr tun und ihr Pflegling könnte weiterhin ein Leben als einfaches Dienstmädchen führen. Aber das heutige Ereignis, sein Interesse für Ramis jagten ihr Angst ein. Vielleicht bedeutete es auch überhaupt nichts, aber eine solche Anteilnahme kannte man von Sir Edward nicht. Er ließ sich für gewöhnlich nicht dazu herab, mit seinen Dienern zu sprechen. Wenn Martha könnte, würde sie mit dem Kind fliehen, das sie inzwischen wie ihre eigene Tochter liebte. Allerdings konnte sie das nicht, denn sie hatte eine kranke, pflegebedürftige Schwester, die sie nicht im Stich lassen durfte, sie musste Geld für sie beide verdienen. Schon diese Stellung hatte sie nur sehr schwer erlangt. Was wäre, wenn sie mittellos auf der Straße stünde und Emilys Miete nicht mehr bezahlen konnte?
     
    Ramis beugte sich über das Hemd und versuchte, möglichst gerade Stiche zu machen. Das erwies sich als ziemlich schwer. Sie bewunderte Martha, deren Nadel sicher und schnell durch den Stoff glitt und Ramis glaubte, dass sie nie eine so gute Näherin werden würde, auch wenn Martha immer sagte, dies sei nur eine Sache der Übung. Dennoch entging Ramis Marthas Unruhe nicht, die ihre Finger leicht zittern ließ und dass die Nadel nicht so gewohnheitsmäßig sauber geführt wurde. Das Mädchen fragte sich, was der Grund dafür war. Hoffentlich war nichts mit Marthas älterer Schwester Emily. Oft kam sie mit zu einem Besuch in das kleine Häuschen, wo Martha ein Zimmer für die Kranke gemietet hatte. Emily war schon lange unheilbar krank. Sie musste immer im Bett liegen. Die Hausbesitzer, ein älteres Ehepaar, waren immer sehr freundlich und kümmerten sich in Marthas Abwesenheit um Emily. Ramis wusste nicht, was das für eine Krankheit war, die Emily ans Bett fesselte. Aber trotz ihres Gebrechens klagte sie nie und war immer gut gelaunt. Dennoch glaubte Ramis, dass die Krankheit Schmerzen verursachte. Sie bewunderte Emily aus tiefstem Herzen für ihre innere Stärke, die sie nicht an ihrem Leben verzweifeln ließ und mit wie viel Humor sie es ertrug. Emily war Martha sehr ähnlich, beide waren klug und stets sanft, aber innerlich so stark, dass sie auch anderen damit Halt gaben.
    Martha erzählte Ramis oft von ihrem Vater, der nach dem Tod ihrer Mutter die beiden Töchter alleine aufgezogen hatte. Damals war sie noch ein kleines Baby gewesen. Ihre Mutter war an der Grippe gestorben. Er war ein armer Lehrer gewesen, der versuchte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, indem er Schüler aus der weniger betuchten Bürgerschaft unterrichtete. Die Adligen und reichen Bürger zogen vornehmere Lehrer für ihre Nachkommenschaft vor und so blieben ihm nur die mittleren Schichten, die sein Gehalt gerade so zahlen konnten. Sehr viel verdiente er nie, aber es reichte zum Leben und seine Töchter mussten nie Hunger leiden. Er war mit seinem Schicksal zufrieden und konnte sich auch an einfachen Dingen erfreuen. Martha sprach voller Zuneigung von ihm, er hatte seine Töchter sehr geliebt und es nie bereut, keine Söhne bekommen zu haben. Sie sagte, er sei der klügste Mensch gewesen, den sie kannte. Und er lehrte die beiden

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