Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
besuchen will. Wir haben das Ganze gründlich durchdacht, Max.«
Er sieht immer noch nicht überzeugt aus. »Ich will sie begleiten.«
Ich lege ihm eine Hand auf den Arm. »Im Rollstuhl? Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber das ist sehr unpraktisch. Außerdem weißt du doch, dass ich sehr gut auf mich selbst aufpassen kann.«
Williams hört etwas aus meinem Tonfall heraus und fordert mich sofort telepathisch auf, ihm das zu erklären. Ich ignoriere ihn und fordere stattdessen etwas von ihm. »Ich glaube, meine Freunde und ich haben uns heute ein wenig Ruhe verdient, meinen Sie nicht auch, Chief Williams?«
Er ist offensichtlich verärgert über diese deutliche Entlassung. Er runzelt die Stirn. Ich dachte, wir würden den Tag zusammen verbringen. Ich will mehr darüber erfahren, was in Mexiko passiert ist.
Ich bin nicht sicher, ob er Burke meint oder Martinez und Foley. In jedem Fall ist meine Antwort dieselbe. Nicht heute.
Auf einmal bin ich todmüde – ich habe es satt, alles erklären und mich verteidigen zu müssen, habe es satt zu kämpfen.
Ich will nur noch allein sein.
Williams scheint die Veränderung meiner geistigen Wellenlänge, oder was auch immer ich ausstrahle, sofort zu spüren. Meine Gedanken sind ihm verschlossen, doch irgendetwas hat er aufgeschnappt.
Anna?
Ohne ein weiteres Wort stehe ich auf und gehe zur Tür hinaus.
Kapitel 62
E s ist nicht schwer, meinen Verfolger abzuschütteln.
Nicht zu fassen, dass Williams einen Sterblichen damit beauftragt hat, auf mich aufzupassen, aber er dachte wohl, falls ich nicht mit ihm kommen wollte, würde ich den Tag mit Max und David im Krankenhaus verbringen.
Ich renne die Sixth Avenue entlang, schnurstracks mitten in die Stadt, wo ich mich im mittäglichen Gedränge verliere. Von hier aus folge ich dem Broadway zum Strand und gehe weiter in Richtung Seaport Village. Sobald ich sicher bin, dass mir niemand gefolgt ist, halte ich ein Taxi an.
Ich lasse mich vor dem Mission Café absetzen. Drinnen ist es voll, wie üblich, und ich gehe einfach durch das Café und zum Hinterausgang wieder hinaus. Ich gehe ein Stück die schmale Gasse entlang und warte an der Ecke, bis ich mich im Gedränge an der Kreuzung unauffällig unter die Leute mischen kann, um den Mission Boulevard zu überqueren und nach Hause zu kommen.
Ich benutze den Hintereingang durch die Garage. Der Sicherheitscode öffnet mir die Garagentür, und der Schlüssel, den ich hinter einer Werkzeugkiste versteckt habe, bringt mich ins Haus.
Erst als die Tür hinter mir abgeschlossen ist, atme ich erleichtert auf.
Ich ziehe meine eigenen Sachen an – einen Trainingsanzug und dicke Socken – und steige in mein eigenes Bett.
Ich stöpsele das Telefon aus, weil ich sicher bin, dass Williams bald erraten wird, wohin ich mich verkrochen habe. Wenn er mich auch nur ein bisschen kennt, wird er keinen Polizisten herschicken, um nachzuschauen, oder gar selbst vorbeikommen. Ich bin ziemlich sicher, dass er inzwischen weiß, was für ein schwerer Fehler das wäre.
Zum ersten Mal seit einer Woche wartet niemand auf mich, es gibt niemanden, gegen den ich kämpfen, niemanden, den ich retten müsste. Ich brauche meine Gedanken nicht ständig zu verschließen. Ich ziehe mir die Bettdecke unters Kinn und weine. Mein einfaches Leben ist so kompliziert geworden. Ich weiß nicht, wie ich das alles wieder in Ordnung bringen soll.
Ich weiß nur, dass ich einiges verändern muss.
Kapitel 63
D ie Zeit für mich allein hilft mir, wieder Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Während der vergangenen Woche habe ich mit David gestritten, Culebra fast verloren und mich Max als Vampir zu erkennen gegeben. Ich wurde von Williams verraten, nicht aktiv, sondern quasi durch Unterlassung, was fast genauso schlimm ist. Es ist höchste Zeit, dass ich mein Leben ändere. Und ich weiß, wo ich damit anfangen werde.
Als ich bei der Pressekonferenz erscheine, habe ich die Absicht, Williams meine Entscheidung mitzuteilen. Aber ich bekomme gar keine Gelegenheit dazu. Er verspätet sich, und die Reporter gönnen uns keinen ruhigen Augenblick. Dann wird er dringend anderswo gebraucht, und ich werde mit dem Streifenwagen zum Krankenhaus gefahren. Als ich dort ankomme, sitzen Max und David zusammen in Davids Zimmer, genau wie vor vierundzwanzig Stunden. Der Moment des Déjà-vu löst sich erst auf, als die beiden bei meinem Anblick erleichterte Gesichter machen.
Keiner von beiden spricht mein plötzliches Verschwinden
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