Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
oben. Ist mir auch recht. Aber du musst meinen Kragen öffnen. Ich komme irgendwie nicht dran.
Seine Worte sind höhnisch. Das macht mir nichts. Ich erwidere das Lächeln und tue, worum er mich gebeten hat.
Er windet sich unter mir und reibt das Becken an meinem dünnen Unterhöschen. Ich spüre seine Erregung, und mir wird übel davon. Genau wie von den Gedanken, die er zu mir projiziert, und von der Lust, die meine Haut versengt wie Säure, wo sein Fleisch das meine berührt.
Komm schon. Lass mich rein.
Sein Tonfall klingt wie das schrille Betteln eines fordernden Kindes.
Ich will erst ein bisschen trinken , erwidere ich. Um in Stimmung zu kommen.
Gereiztheit flammt in ihm auf und beginnender Zorn. Er hebt den Kopf und funkelt mich an. Nein. Erst ficken wir.
Ich stemme mich gegen ihn und drücke mit dem Handballen seinen Kopf zurück in den Sand. Nein. Erst trinke ich.
Zum ersten Mal wird ihm bewusst, dass ich stärker bin als er, dass er die Situation nicht unter Kontrolle hat. Er reagiert vorhersehbar, wehrt sich und flucht.
Ich spiele mit ihm wie eine Katze mit einem verletzten Vogel. Er darf ruhig versuchen, sich unter mir hervorzuwinden, die Hände freizubekommen. Er soll die gleiche Hilflosigkeit empfinden, die seine Opfer gefühlt haben, soll ihre Angst und Verzweiflung selbst zu spüren bekommen. Er versucht, in meinen Geist vorzudringen, und fragt mich, ob das ein Spiel sei. Ich wehre seine Bemühungen, in meinen Gedanken zu lesen, mit Leichtigkeit ab. Er ist verblüfft über die plötzliche Wendung, die diese Sache genommen hat.
Was tust du denn?
Ich lächle. Na, ich spiele mit dir. Gefällt dir das etwa nicht? Ich schiebe das Knie in seinen Schritt und drücke, bis sich sein Gesicht verzerrt. Schmerz. Grauen. Hilflosigkeit. Ist das nicht genau das, worauf du stehst?
Er schnappt nach Luft und versucht, sich tiefer in den Sand einzugraben, um dem Druck zu entkommen. Als er erkennt, dass er sich nicht herauswinden kann, bäumt er sich gegen mich auf. Du Miststück. Du hast mich reingelegt. Dafür werde ich dich töten.
In der Ferne höre ich schwaches Sirenengeheul. Es wird Zeit, das hier zu beenden.
Seine Haut schmeckt salzig. Als er meine Zähne an seinem Hals spürt, entspannt sich sein ganzer Körper, und seine Gedanken senden die Botschaft, dass es jetzt wohl endlich losgeht. Er drückt sein geschwollenes Glied an mich und bewegt es im Rhythmus seines Herzschlags. Mit einem einzigen Biss eröffne ich seinen Hals und beginne zu trinken.
Er glaubt, er habe gewonnen. Er drängt mich noch einmal, ihn reinzulassen, und fordert Sex. Erst als ich mich weigere – mich weigere, mit dem Trinken aufzuhören, mich weigere, Sex mit ihm zu haben, mich weigere, ihn an meinen Hals zu lassen –, begreift er, was geschieht.
Doch da ist es schon zu spät. Es dauert nicht lange. Der Hunger überwältigt mich. Er wird schwach, seine Gedanken sind wirr und aufgewühlt wie Gischt auf einer Welle. All der Schmerz und der Tod, alles, was er seinen Opfern zugefügt hat, rinnt in mich hinein. Das Grauen löst einen Würgereflex aus, doch ich darf nicht aufhören. Sogar, als er nur noch eine Schale ist, eine vertrocknete Hülle, sauge ich weiter, bis ich es spüre: den Schauder, mit dem seine Seele vom Körper befreit wird. Erst jetzt darf ich aufhören. Erst jetzt ist die Lebenskraft wahrhaftig aus ihm gewichen. Ich richte mich auf, wälze mich von seinem Leichnam und breche auf dem Sand zusammen.
Doch da ist noch eine Sache. Ich rolle mich auf die Seite und betrachte Fishers Gesicht. Wenn ein Vampir den zweiten Tod stirbt, durch Verbrennen oder den Pflock, löst er sich in Staub auf. Es bleibt nichts übrig. Leergetrunken werden ist etwas anderes, es führt zu einer Art Alterungsprozess im Zeitraffer. Wenn Williams etwa so stürbe, würde sein zweihundert Jahre alter Körper zu etwas zusammenschrumpfen, das wohl einer Mumie ähnlich sähe. Fisher jedoch war erst seit zehn Jahren Vampir. Sein Gesicht und Körper sehen aus wie die eines Vierzigjährigen.
Es muss so aussehen, als hätte ein Sterblicher ihn getötet. Ich ziehe das Messer aus der Scheide in meinem Rücken und schlitze Fisher die Kehle auf. Mit der gezackten Klinge schneide ich an den Bissmalen herum und verstümmele den Hals so, dass man sie nicht mehr sieht. Ein paar Tropfen einer klaren Flüssigkeit quellen aus der Wunde. Dann packe ich ihn an den Fußgelenken und ziehe seinen Leichnam ins Wasser. Ich wate ein paar Schritte hinaus und halte ihn
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