Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
bösen Schrecken eingejagt habe, war Sex mit Max immer toll. Aber was denke ich da überhaupt? Ich muss damit aufhören. Ich werde mit Max Schluss machen, sobald ich die Chance bekomme, in Ruhe mit ihm zu sprechen. Ich muss das beenden.
Was dann? Vielleicht ist Davids Überraschung ein Freund, ein scharfer Typ, der gerade hierher gezogen ist, und David will uns verkuppeln. Vielleicht sollte ich etwas Aufregendes anziehen, wenn ich gleich ins Büro fahre. Vielleicht …
Vielleicht hat Williams recht. Wenn ich einen festen Partner hätte, könnte ich jetzt da drin schwitzend die Laken zerknautschen, statt allein hier zu sitzen und daran zu denken.
Dann hör eben auf, daran zu denken.
Mein Kaffee hat die perfekte Temperatur erreicht – Körpertemperatur –, und ich nippe gierig an meinem Becher. So früh am Tag ist am Strand noch nichts los, aber ein paar Surfer schaukeln schon hoffnungsvoll auf dem Wasser. Hoffnungsvoll ist das richtige Wort, denn die Wellen sind so flach und antriebslos, wie ich mich fühle. Dennoch sind sie eine willkommene Ablenkung von meinem Körper, der nach Erleichterung schreit.
Ich konzentriere mich weiter auf die Surfer, bis mein Becher leer ist, und zwinge mich dann, endlich aufzustehen. Ich kann es ebenso gut rasch hinter mich bringen. Ich schlüpfe in Jeans, einen Pulli und Joggingschuhe. Kaum besonders sexy. Ich kann mir nicht vorstellen, was David für mich in petto hat. Aber ich werde den nagenden Verdacht nicht los, dass es nichts Gutes ist.
Ich rieche sie, sobald ich das Büro betrete.
David sitzt allein am Schreibtisch, aber ihr Parfüm, irgendein teurer, blumiger Markenduft, der exklusiv für sie hergestellt wird, steigt aus seiner Kleidung und von seiner Haut auf wie tödliche Gase aus Giftmüll.
Gloria.
Ich hatte recht. Ich werde seine Überraschung grässlich finden.
Er blickt auf, sieht mich in der Tür stehen und runzelt die Stirn. »Herrgott, Anna. Was hast du denn? Du siehst aus, als wäre dir schlecht.«
»Wo ist sie?«
Das Stirnrunzeln weicht einem Grinsen. »Woher weißt du das?«
Ich muss all meine Willenskraft zusammennehmen, um nicht die Augen gen Himmel zu verdrehen und laut zu stöhnen. Meine Nasennebenhöhlen revoltieren immer noch gegen den Duftangriff. So habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit ich einem Verbrecher ausgeliefert war, der eine kleine Knoblauchorgie gefeiert hatte. Ich durchquere das Büro und öffne weit die Schiebetür. »Nur gut geraten. Also, wo ist sie?«
Er lehnt sich, immer noch grinsend, in seinem Bürosessel zurück. »Sie ist nur schnell über die Straße gegangen, um ein paar Brötchen zu holen. Müsste in ein, zwei Minuten wieder da sein. Hast du Hunger?«
Ich brumme eine nichtssagende Erwiderung und lasse mich in meinen Sessel fallen. Ganz sicher wird Gloria länger als ein paar Minuten brauchen. Jemand wird die Göttin erkennen und um eine Audienz ersuchen. So geht das dauernd. Wenn ich Glück habe, wird sie richtig lange aufgehalten.
Gloria Estrella ist Model. Groß. Schön. Reich. Sie und David kamen zusammen, als er noch Football gespielt hat. Warum sie immer noch zusammen sind, ist für mich eines der großen Rätsel des Lebens. Sie hasst seinen Beruf, sie hasst die Tatsache, dass er allein in San Diego wohnt statt bei ihr in L. A., und am allermeisten hasst sie es, dass er eine Frau zur Partnerin hat. Genauer gesagt, sie hasst mich . Sie hat Max vor kurzem kennengelernt und sich in den Kopf gesetzt, dass Max der bessere Partner für David wäre, wenn er schon darauf besteht, bei seinem Beruf zu bleiben. David will es nicht zugeben, aber ich habe es im Gefühl, dass sie jede Gelegenheit nutzt, um ihm diese Idee schmackhaft zu machen.
Ich muss wohl ein etwas gedankenverlorenes Gesicht gemacht haben, denn David beugt sich über den Tisch und fragt: »Jetzt mal im Ernst, Anna. Was ist los? Du siehst ein bisschen grünlich aus.«
Ich schüttele seine Frage mit einem knappen Schulterzucken ab. Es wäre nicht gut, ihm zu sagen, was mir nicht passt. Das habe ich schon einmal versucht. Zu meiner Übelkeit kommt jetzt noch Abscheu hinzu. Also frage ich zurück: »Was tut sie hier?«
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Das kannst du doch nicht vergessen haben. Die große Eröffnung des Restaurants ist dieses Wochenende, weißt du nicht mehr?« Er wedelt mit einem schnieken Briefumschlag mit goldenem Prägedruck. »Deine Einladung. Wir erwarten natürlich, dass du dabei bist.«
Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme
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