Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
mich aber wirklich neugierig.« Meine Stimme zittert ein wenig, aber sonst halte ich mich ganz gut, finde ich, denn meine Anspannung steigt mit jedem Schritt, den es tiefer geht.
Am Ende der Treppe stehe ich in einem Gang aus rohen Steinen. Unverkennbar befinden wir uns weit unter der Burg. Immerhin gibt es hier Strom; altertümlich aussehende Laternen spenden ein schwaches Licht. Als wären wir tatsächlich im London Dungeon.
Nathan geht voran. Rechts vom Gang im Abstand von etwa fünf Metern befinden sich Holztüren. Sie sehen massiv aus und wurden definitiv viel später angebracht.
»Die meisten Räume sind noch leer, aber Fußbodenheizung, Strom- und Wasseranschlüsse sind vorhanden. Ich wünsche mir verschiedene Themenzimmer, mindestens drei«, erklärt er. »Und diesen Raum möchte ich komplett umgestaltet haben.« Er öffnet die vierte Tür und betätigt einen Schalter.
Als das Licht aufflammt, bleibt mir die Luft weg. Ich bin in einem Verlies gelandet! Ketten, Ösen und Seile hängen von den Steinwänden. Es gibt sogar ein riesiges schwarzes Andreaskreuz, an dem ein Mensch festgebunden werden kann, und seltsame andere Möbelstücke aus massivem Holz oder Metall, die eher wie Turngeräte aussehen. In einer beleuchteten Glasvitrine liegen … kleine Peitschen? Oh Gott, ich stehe in einer Folterkammer!
Aber als ich das Bett mit dem lila Himmel sehe und einen genaueren Blick in die Vitrine werfe, in der sich auch diverse Dildos und Vibratoren befinden, dämmert es mir. Das ist ein SM-Studio! Dies ist also Nathans Geheimnis: Er hat ganz spezielle sexuelle Vorlieben. Daher die Verschwiegenheitsklausel.
Als ich den ersten Schock verdaut habe, werde ich wütend. Dieser dreiste Kerl! Wie kann er es wagen … Am liebsten möchte ich ihm meine Handtasche ins Gesicht schleudern.
»Sie haben mich allen Ernstes aus Kalifornien kommen lassen, damit ich Ihnen ein Sado-Maso-Zimmer einrichte?« Ich versuche, meine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber ihm wird das Zittern darin nicht entgangen sein.
»Sie sollen kreative Ideen haben, Ihre Firma hat einen sehr guten Ruf. Und ich hätte hier gerne vieles anders gestaltet. Nicht so düster. Vielleicht orientalisch angehaucht.« Wie cool er zwischen den Gerätschaften steht, die Hände lässig in den Jeanstaschen vergraben und kein bisschen peinlich berührt, während ich vor Scham am liebsten im Boden versinken möchte.
»Nun, Mia, was sagen Sie? Schaffen Sie das?«
Dann stimmen also die Gerüchte, dass er in gewissen Etablissements gesehen wurde. An was für einen Mann bin ich nur geraten?!
»Sie wirken ein wenig indigniert«, sagt er schließlich in die entstandene Stille hinein.
Langsam finde ich die Sprache wieder. »Nun, es ist nicht das, was ich erwartet habe.« Tief atme ich durch und versuche, mich zusammenzureißen, da er mir beinahe leidtut, wie er mich so zerknirscht ansieht. »Tatsächlich habe ich etwas anderes erwartet. Etwas völlig anderes!« Mein Ton klingt schärfer als beabsichtigt. Ich muss raus, muss mich sammeln, brauche frische Luft, bevor ich etwas sage, was ich später bereue.
Rasch drehe ich mich um und verlasse den Raum.
Nathan folgt mir auf den Fersen. »Warten Sie, Mia!«
»Sie haben mich unter völlig falschen Tatsachen hergelockt!« Meine Worte hallen von den kahlen Wänden wider und ich erschrecke, wie laut ich geworden bin. Bisher hat mich noch kein Auftrag aus der Ruhe gebracht, aber hier fehlen mir die Worte. Außerdem macht es mich wütend, dass ich von dieser Materie nicht die geringste Ahnung habe. Ich hatte erst einen Freund, und die Beziehung dauerte nur wenige Monate. Sex ist mir ohnehin nicht wichtig, dazu habe ich einfach keine Zeit. Ich habe meine Firma aufgebaut, mich in die Arbeit gestürzt, komme erst spätnachts nach Hause und möchte dann nur ins Bett.
»Habe ich nicht«, sagt er ruhig. Er greift nach meinem Arm und zwingt mich zum Anhalten.
»Was?« Mit wild pochendem Herzen wirbele ich zu ihm herum, bereit, ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, doch seine Nähe raubt mir erneut den Atem.
»Ich habe Ihnen nichts vorgemacht, Mia.«
Wie unschuldig er schauen kann! Kein Wunder, dass ihm die Frauen reihenweise verfallen, er hat sämtliche Tricks auf Lager.
Aber gut, er hat recht. Im Brief stand nur, dass ich ein paar Räume der Burg umgestalten soll. Er hat nicht erwähnt, welche. Dieser Schuft!
»Wieso wollen Sie das alles überhaupt verändern?«, möchte ich wissen. »Es sieht doch aus wie neu und
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