Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
Fitnessraum?«
»Ja, gleich neben dem Weinkeller.«
Hm, ob ich den neu gestalten soll? Aber was wäre daran verwerflich? »Vielleicht fange ich auch wieder mit dem Joggen an«, sage ich, ohne ihn anzusehen, und fixiere im Vorbeigehen das kunstvoll geschmiedete Geländer, damit er mein knallrotes Gesicht nicht bemerkt. »Meine Laufschuhe habe ich jedenfalls eingepackt.«
»Dann kann ich Ihnen einen wunderbaren Rundweg empfehlen …«
Plötzlich sind wir mitten ins Gespräch vertieft und unterhalten uns über alles Mögliche, während Nathan mir ein paar Räume der Burg zeigt. Die Eingangshalle kenne ich bereits, weiter geht es in den ehemaligen Rittersaal. Er dient nun als Speisezimmer. Die Steinwände sind bestimmt fünf Meter hoch, und an der Decke sehe ich kunstvolle Bögen und dunkle Holzbalken. Daran hängen schmiedeeiserne Leuchter mit elektrischem Licht. Auf dem glatt polierten Boden steht eine lange Tafel, und in dem mannshohen Kamin brennt ein Feuer.
Interessiert lasse ich die Finger über den teuren Marmor des Kaminsimses gleiten. »Wunderschön.«
»Hm«, brummt Nathan neben mir, wobei er nur mich ansieht.
Als ich ihm in die Augen blicke – verdammt, warum müssen sie von solch intensivem Grau sein? –, weicht er einen Schritt zurück. »Heute Abend gibt es Roastbeef. Meine Köchin macht das beste weit und breit. Ich hoffe, Sie haben Hunger mitgebracht?«
»Für gutes Essen bin ich immer zu begeistern«, erwidere ich.
»Prima, ich mag nämlich keine Frauen, die ständig Kalorien zählen.« Erneut brennen sich seine Blicke in mich. Flirtet er mit mir? Oder ist er immer so?
»Ein wenig Sport würde mir nicht schaden.« Mann, Mia, verrate ihm doch gleich, dass du Minderwertigkeitskomplexe hast!
»Sie sind perfekt, wie Sie sind«, raunt er.
Oh mein Gott! Welche Richtung nimmt das Gespräch?
Ich muss mir ins Gedächtnis rufen, dass neben mir ein Earl steht, ein Adliger, mein Auftraggeber! Doch er flirtet ungeniert, lächelt, starrt mich an. Ich bin das nicht gewohnt und fühle mich wie ein Schulmädchen. Für ihn ist das gewiss normal, in der Öffentlichkeit gibt er ja auch den unwiderstehlichen Casanova.
Allein deshalb sollte ich mich von ihm fernhalten. Wenn ein solcher Mann immer noch ungebunden ist, stimmt etwas nicht.
Als wir weitergehen, atme ich erleichtert auf. Nathan führt mich durch Salons bis zur großzügigen Bibliothek, in der sich Bücher bis unter die Decke stapeln. Sogar zwei hohe Erkerfenster sind von Regalen eingerahmt. Kein Millimeter freie Wand ist erkennbar, nur Bücher, wohin das Auge reicht. Und in den Erkern liegen große Kissen, sodass man direkt am Fenster lesen kann.
»Wow!« Ist das schön hier. Tief inhaliere ich den Geruch von altem Papier, Leder und Druckerschwärze.
Nathan steht dicht hinter mir, sodass ich die Hitze spüre, die sein Körper ausstrahlt. »Sie können herkommen, wann Sie wollen.«
»Danke, das Angebot werde ich sicher annehmen.« Warum geht der Mann auf Tuchfühlung? Und wann bekomme ich endlich die Räume zu sehen, die ich umgestalten soll? Man könnte den Eindruck gewinnen, er möchte es hinauszögern.
»Okay!« Als hätte er meine Gedanken gelesen, tritt er plötzlich von mir zurück. »Und nun zeige ich Ihnen den Keller.«
Wir verlassen die Bibliothek, doch anstatt ins Treppenhaus zurückzukehren, führt er mich in ein unscheinbares Zimmer, in dem lediglich ein Klavier steht. Der Raum ist holzvertäfelt und wirkt wenig bewohnt. Es ist kühl hier.
»Spielen Sie?«, frage ich und deute auf das Instrument.
Er schüttelt den Kopf und antwortet knapp: »Gehörte meiner Frau.« Schnurstracks geht er auf ein Wandpaneel zu und drückt dagegen. Mit einem leisen Klick öffnet sich eine Geheimtür.
Nathan hat da unten doch kein Labor und macht irgendwelche verrückten Experimente? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich kralle die Finger in meine Handtasche. »Da geht’s aber nicht zum Weinkeller, oder?«
»Nein. Und das ist auch nicht der gewöhnliche Zugang zum Keller.« Sein Lächeln ist verschwunden und er wirkt ein wenig angespannt, als er »nach Ihnen« sagt und mich die Steintreppen nach unten gehen lässt.
Himmel, worauf habe ich mich eingelassen? Vor Aufregung wollen mich meine Beine kaum tragen. Zum Glück fällt die Tür nicht hinter uns zu.
Indirektes violettes Licht bestrahlt den engen Abgang, der mich an das London Dungeon erinnert. Hat er da unten sein privates Gruselkabinett? Oder baut er Marihuana an? »Jetzt machen Sie
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