Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
deshalb habe ich seinen Hals und den Ausschnitt des Hemdes vor Augen. Es steht einen Knopf zu weit offen und enthüllt ein Stück Männerbrust, nicht behaart. Ob er sich dort rasiert?
Hilfe, was habe ich plötzlich für Gedanken? Mir wird heiß und bestimmt leuchte ich wie eine rote Ampel.
»Bitte, nennen Sie mich Nathan.« Durchdringend schaut er mich an. »Wir werden für lange Zeit eng zusammenarbeiten.«
»Mia«, hauche ich und lasse seine Hand los. Danach räuspere ich mich, um den Frosch in meinem Hals zu verscheuchen. Wie unprofessionell ich mich benehme – unglaublich! »Ihre Burg ist faszinierend«, fahre ich fort. »Welche Räume sollen denn neu gestaltet werden?« Ich kann es kaum erwarten, meinen Arbeitsplatz zu sehen und der verwirrenden Ausstrahlung dieses Mannes zu entfliehen. Und wie er riecht! Er benutzt ein leicht rauchig-balsamisches Männerparfüm, von dem es mir ganz schwindlig wird. Oder setzt er diesen Duft als Waffe ein, um Frauen herumzubekommen? Kein Wunder, dass alle ihn anhimmeln, er besitzt definitiv das gewisse Etwas. Das kann sogar ich erkennen, obwohl ich nicht viel Erfahrung mit Männern habe.
»Zuvor bitte ich Sie, diesen Vertrag zu unterschreiben.« Er winkt mich zu seinem Tisch und holt ein Blatt aus der Schublade. Teures Papier, versehen mit dem Familienwappen, das mir auf einigen Schilden in der Halle bereits aufgefallen ist: eine Eiche, um die sich ein Drache windet.
Hastig überfliege ich das Schreiben. Es ist ein Geheimhaltungsvertrag, damit nichts über meine Arbeit nach außen dringt.
Mein Wort reicht ihm nicht, er möchte es schriftlich. Ich fühle mich ein wenig gekränkt. Ich bin ein Profi in meinem Job, und er kann auf meine Diskretion zählen, aber er kennt mich ja nicht.
»Noch können Sie gehen«, sagt er ruhig, »wobei ich es sehr schade fände, wenn Sie den Auftrag ablehnten.« Sein Blick trifft mich wie ein Wüstenwind, heiß und ungestüm. Wieso sieht er mich derart an? Als ob er mein Innerstes nach außen kehren möchte. Dabei betrachtet er mein Gesicht und nicht meine auffälligen Brüste, oder er versucht es wenigstens.
Aber es sind seine Worte, die mein Herz einen Satz machen lassen. Noch können Sie gehen …
»Sie verwickeln mich doch in nichts Illegales?« Möchte er mich bezirzen? Er flirtet mit mir, gewiss! Das macht mich beinahe wütend, weil er sein gutes Aussehen und seinen Charme als Waffe missbraucht. Bekommt er mit diesem verwegenen Piratenlächeln alles von seinen Weibchen?
Obwohl ich zugeben muss, dass mich der Earl ebenfalls schwach macht, möchte ich standhaft bleiben. So eine bin ich nicht!
Er schmunzelt. »Keine Angst, es ist nichts, das Ihnen zum Schaden gereicht. Ich möchte der Presse nur nicht noch mehr Klatsch liefern.«
Da stimme ich ihm nickend zu. Ein Mann, auf den die Öffentlichkeit ständig ein Auge hat, verdient genauso Privatsphäre.
»Weitere Fragen?« Seine Brauen heben sich und seine Mundwinkel zucken. Zarte Fältchen liegen darum, genau wie um seine sturmgrauen Augen. Der Earl ist ein Mann in den besten Jahren und entlockt mir beinahe ein Seufzen.
Noch weiß ich nicht, wie ich ihn einschätzen soll, aber er macht mich verdammt neugierig. Was soll die Presse nicht erfahren? Dass er auf Nippes und rosa Plüschmöbel steht?
Als ich nichts erwidere, fügt er hinzu: »Natürlich dürfen Sie sich in der Burg frei bewegen oder sie verlassen, um in die Stadt zu fahren. Allerdings brauchen Sie meinem Butler nur Bescheid zu geben, falls Sie etwas benötigen. Er kann Ihnen alles besorgen. Die nächste Ortschaft ist mehrere Meilen entfernt.«
Er möchte mich unbedingt. Warum gerade mich? Wieso hat er niemanden aus der Gegend beauftragt? Aber die Frage kann ich selbst beantworten: Weil ich England in einem Monat wieder verlassen werde und hier niemanden kenne, dem ich mögliche Geheimnisse weitererzählen könnte.
Bis auf meine Tante. Ob er weiß, dass ich in Birmingham geboren und aufgewachsen bin?
Mutig setze ich meine Unterschrift neben seinen Namen. Mia Ferris. Er hat nur mit Nathan Sterling unterschrieben. Beinahe komme ich mir vor, als würde ich einen Ehevertrag unterzeichnen.
Während ich mich über den Tisch beuge, bemerke ich aus den Augenwinkeln, wie der Earl mich erneut mustert. Diesmal gleitet sein Blick ungeniert über meine Kurven. Macht er das bei allen Frauen? Ich komme mir wie ein Ausstellungsstück vor.
Hitze durchströmt mich vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen, während er um mich herumgeht.
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