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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie
Autoren: Aner Shalev
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die Umstände nicht, aber ich habe von Sascha gehört, dass sie sich von Me’ir scheiden lassen wollte, um dich zu heiraten, und dass ihr euch deshalb getrennt habt, doch wer weiß, vielleicht hast du ihr durch geschliffene, verantwortungslose Mails (wie deine Mails an mich?) Hoffnungen gemacht, aber als sie es realisieren und wirklich mit dir zusammen sein wollte, hast du sie verlassen, und ich spürte ihr Leid, dieses geteilte Leben, nie hier und nie dort, und ich dachte, ich möchte nicht wie sie sein, Tanja Nummer zwei, und vielleicht auch nicht deine Ehefrau, die du betrügst, und ich fragte mich, wie kann ich mich auf dich verlassen, wenn du deine Frauen so behandelst? Vielleicht wirst du mich eines Tages, wenn du nicht mehr verliebt in mich bist, auch so behandeln? Und deine Bemerkung im Oktober, dass du mich nicht als Freundin haben möchtest, nur als Geliebte, und deine Erwartung, dass ich für immer deine Geliebte sein soll und du für immer mein »Hauptliebhaber« (ich erinnere mich an diesenBegriff, ich hatte ihn nie zuvor gehört), das heißt, auch wenn du mir irgendwann andere Männer erlauben würdest, wärest du sozusagen der Boss, du würdest sogar über meinem Ehemann stehen (sollte ich jemals heiraten).
    Â 
    Ich erinnerte mich an all deine Mails, sie sind so gestylt, so geschliffen, so brillant, Übungen in Creative Writing, Versuche einer neuen Kunstrichtung, und vielleicht sind sie für dich nur Morgengymnastik? Fingerübungen am PC ? Versuche am Menschen?
    Â 
    Ist es das, was du hören wolltest? Ist es für dich ungeheuerlich genug?
    Â 
    Es gibt keine einzige Wahrheit, Adam. Genauso wenig, wie es nur eine Definition für Liebe gibt.
    Â 
    Vor einer Stunde bin ich im Toten Meer geschwommen. In der Nacht. Es ist ein ganz anderes Erlebnis, als im Schwimmbad zu schwimmen. Ich hatte das Gefühl, in Quecksilber zu schwimmen, das mich hebt, mich unterstützt, mich nicht untergehen lässt. Ich fühlte mich so stark. Und plötzlich verstand ich, dass ich seit Oktober nichts anderes tue, als dir zu schreiben, deine Mails zu lesen, dich zu atmen, süchtig nach dir zu werden. So kann ich nicht weitermachen. Auch heute habe ich dir fünf Mails geschrieben. Das ist nicht gesund. Das ist krankhaft. Es gibt in meinem Leben noch andere Dinge. Ich darf mich nicht so gehen lassen. Ich brauche einen Entzug. Ich muss lernen, es ohne meine tägliche Drogenration in meiner elektronischen Mailbox auszuhalten. Das wird hart sein, das weiß ich, aber es ist notwendig. Ich muss jetzt allein sein. Nicht mit dir und nicht mit Gabi und mit niemandem sonst. Ich muss meine Doktorarbeit schreiben, keine Mails.Ich habe schon genug Mails geschrieben. Ich habe eine Allergie gegen Mails.
    Â 
    Es tut mir leid, Adam. Ich habe beschlossen, nicht nach New York zu fliegen.
    Â 
    Sogar jetzt, während ich diese Mail tippe, meine letzte Mail an dich (ich dachte nie, dass ich jemals eine letzte Mail schicken würde, aber ich habe keine andere Wahl), fühle ich mich niedergebeugt und kleiner, ich drücke mir die Fäuste vors Gesicht, weil aus jeder Richtung nur Schreie kommen.

14
    Er fragte, woher weißt du das? Und sie fragte, was soll ich wissen? Er fragte, dass es von uns ist? Und sie sagte, Adam, wovon sprichst du? Und er sagte, du weißt genau, wovon ich spreche, woher weißt du, dass das Baby von mir ist? Und sie sagte, Adam, wo lebst du? Denkst du an Gabi? Ich glaube es nicht, und sie begann zu lachen, und er sagte, warum lachst du? Und sie sagte, Gabi? Es gibt keine Chance, dass es von ihm ist, ist es das, was dich stört?
    Adam sagte, ihr habt doch zwei Nächte miteinander verbracht, und sie sagte ihm, Adam, lass uns realistisch bleiben, Dr. Berman sagt, dass ich schon seit Oktober schwanger bin, und Gabi – das war nach Mitte November, und meine Periode ist schon lange vor der Tagung am Toten Meer ausgeblieben, es kann auf keinen Fall von ihm sein, außerdem waren wir vorsichtig, er hatte Kondome, er hat sie immer dabei, ist es das, was dich die ganze Zeit gestört hat? Warum hast du das nicht gesagt? Warum hast du mir nicht gesagt, dass es dich stört?
    Und Adam sagte, ja, es hat mich gestört, warum sollte es mich nicht stören? Ist es nicht normal, dass ich wissen will, von wem du schwanger bist? Und Eva sagte, warum hast du mich dann nicht gefragt? Du hättest mich ganz einfach fragen können, und Adam sagte,
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