Dunkle Materie
dem Krankenhaus Hadassa. Es gibt einen Verdacht auf Brustkrebs. Sie wartet auf die Ergebnisse der Biopsie. Du bist wenigstens gesund. Und bei den Untersuchungen im Krankenhaus Hadassa, nach dem Unfall, wurde auch bei mir nichts gefunden. Vielleicht ist das die Hauptsache. Vielleicht verlieren wir manchmal die Relationen (heiÃt Liebe, die Relationen zu verlieren?).
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Danach dachte ich, vielleicht ist Lenas Krebs auch eine Warnung für mich.
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Heute, auf der Tagung, beim Mittagessen, gab es eine Geschichte als Gesprächsthema: A betrügt seine Frau mit B. Er beginnt B besser kennenzulernen. Am Ende findet er heraus, dass B überhaupt nicht zu ihm passt, dass es ihm mit seiner Frau viel besser geht. Happyend. Alle sind froh. Entschuldige, dass ich es so knapp erzähle.
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Ich beschloss, dass du dich entschieden hast, mich zu verlassen und zu Ruth zurückzukehren.
Ich kann sonst diese Zufälle nicht erklären.
Adam, habe ich recht?
Habe ich deshalb Gabi kennengelernt?
Damit alles wieder in die alten Bahnen gerät?
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Montag, 22. November, 20:34
Betreff: die dunkle Materie
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Ich habe dir noch nicht von dem wichtigsten Vortrag der Tagung erzählt. Gabis Vortrag, dem er den dramatischen Titel »Ãber das Schicksal des Universums« gab. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts dachte man, das Universum sei statisch, aber 1929 entdeckte ein Astronom namens Hubble mit Hilfe eines Spezialteleskops mit einem Radius von 100 Inch und anhand der Rotverschiebung der Strahlung von entfernten Galaxien, dass das Universum expandiert. Die Frage, die bis heute noch offen ist, lautet: Wird das Universum bis in alle Ewigkeit expandieren? Oder wird die Anziehungskraft zwischen den Planeten und den Galaxien diese Expansion stufenweise bremsen?
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Im letzten Jahr gab es zu dieser Frage eine verblüffende Antwort, und darüber sprach Gabi am Samstag, abends um sechs. Der Vortrag analysierte eine revolutionäre Entdeckung von zwei Astronomenteams, die es geschafft haben, anhand von Beobachtungen einer gewissen Art von Supernovae den Rhythmus der Expansion des Universums an verschiedenen Zeitpunkten seiner Geschichte zu messen. Sie waren sehr überrascht, als sie entdeckten, dass die Expansion des Universums nicht nachlässt, sondern sich im Gegenteil mit der Zeit beschleunigt. Nach dieser Entdeckung wird das Universum nicht nur für immer expandieren und seine Objekte werden sich in einem immer schnelleren Tempo voneinander entfernen, es werden auch keine neuen Sterne entstehen und die Entfernungen zwischen den Galaxien werden immer gröÃer, das Universum wird immer kälter, dunkler und leerer werden.
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Diese beschleunigte Expansion, die beschleunigte Flucht der Galaxien voneinander, ist ein Phänomen, das sich nur schwer erklären lässt. Man vermutet, dass die zunehmende Entfernung der Galaxien voneinander ein Ergebnis des groÃen Urknalls ist. Aber die Gravitationskraft sollte vermeintlich das Tempo der Expansion des Universums verlangsamen, und das prophezeite auch die generelle Relativitätstheorie, stattdessen wird das Tempo immer gröÃer. Die einzige sinnvolle Erklärung ist, dass es im Universum eine Fliehkraft gibt, die die Objekte voneinander entfernt, und diese mysteriöse Fliehkraft ist so stark, dass sie die Kraft der Anziehung übersteigt.
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Die Astrophysiker erfanden für diese Kraft einen Namen. Sie nennen sie dunkle Energie. Einstein selbst hat schon 1917 vermutet, dass es eine solche Fliehkraft gibt, und nannte sie die kosmologische Konstante, später widerrief er diese Annahme jedoch. Diese seltsame einsteinsche Hypothese hat sich als richtig erwiesen, und für Gabi ist es die gröÃte wissenschaftliche Entdeckung vom Ende des Millenniums.
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Während wir die Anziehungskraft aus dem täglichen Leben kennen, eine Kraft, die schon sehr lange erforscht wird, seit Newton, ist nichts über die ihr überlegene Kraft bekannt, obwohl sich jetzt herausstellt, dass die meiste Energie im Universum von dieser Art ist.
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Ãhnliche Probleme gab es auch mit der Materie im Universum (die sowieso als Energie gilt, der Relativitätstheorie nach). Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckten die Wissenschaftler, dass die Masse der Materie der MilchstraÃe nicht ausreicht, um ihre Dynamik und die Geschwindigkeit der Planeten zu erklären. Später stellte sich heraus, dass in anderen
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