Dunkle Obsession
gerecht, aber man muss darauf achten ...«
»Mir gefällt das ›allgemeine Ambiente‹ des Zimmers nicht. Sie sind doch hier, um das zu ändern, Annabel«, unterbrach Marina, die Wangen gerötet. »Wenn ich nur den Raum betrete, vergeht mir der Appetit. Ich will es hell haben, das Holz soll weiß werden, die Wände cremefarben, und vielleicht ein paar impressionistische Bilder statt dieser schrecklichen Porträts von Leuten, die seit Jahrhunderten tot sind.«
»Weißes Holz?« Annabel konnte nicht glauben, dass sie richtig gehört hatte.
»Während ich weg bin«, sagte ihre Auftraggeberin fest entschlossen, »möchte ich, dass Sie ein Design entwerfen, das meine Anregungen aufnimmt. Wenn Ihnen das zu schwer fällt, sollten Sie besser nach London zurückfahren, und ich suche mir einen anderen Inneneinrichter.«
Annabel schaute auf den Boden und überlegte ihre Position. Die Vorschläge liefen auf ein Sakrileg hinaus; das Esszimmer wäre ruiniert, aber zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie Leyton Hall nicht verlassen wollte. Sie genoss ihre sexuellen Abenteuer zu sehr, um zu ihrem vorherigen Leben (nur Arbeit, kein Vergnügen) zurückzukehren, und sie wollte auch die Chance wahrnehmen, Sir Matthew Stevens besser kennen zu lernen. Wenn das bedeutete, das Esszimmer zu ruinieren – sei’s drum, dachte sie plötzlich. Schließlich brauchte sie nie im Esszimmer zu sitzen und sich das Ergebnis anzusehen.
»Wenn Sie sicher sind, dass Sie diese Veränderungen haben wollen, bin ich sicher, Ihnen Vorschläge machen zu können, die Ihren Vorstellungen entsprechen, Lady Corbett-Wynne«, sagte sie höflich. »Diesen Morgen werde ich ein paar Skizzen entwerfen, die wir vielleicht am Abend besprechen, denn wir müssen die Farben und die Stoffe festlegen.«
Marina nickte. »Darauf freue ich mich schon. Stoffe sind eine Leidenschaft von mir, müssen Sie wissen. Aber jetzt muss ich gehen. Ich hoffe, dass ich mir heute ein Hündchen aussuchen kann. Ich habe nie einen eigenen Hund gehabt, nur früher als Kind.«
»Aber es gibt doch viele Hunde im Haus«, sagte Annabel verdutzt.
»Sie sind alle schlecht erzogen und gehören anderen Mitgliedern der Familie. Dieser wird nur mir gehören.«
Annabel nickte, aber als sie ging, dachte sie bei sich, dass Lady Corbett-Wynne eher an Sir Matthew dachte und weniger an die Welpen. Sie versuchte, sich die beiden als Paar vorzustellen, aber das gelang ihr nicht. Ihre Auftraggeberin war so kühl und selbstbeherrscht. Sie gab einem den Eindruck, dass sie nie die Kontrolle über sich verlieren würde, während Sir Matthew ein Mann zu sein schien, der sich seine Lust verschaffte, ohne nach der Würde seiner Partnerin zu fragen.
»Du bist eifersüchtig«, sagte sie zu sich selbst, als sie zurück auf ihr Zimmer ging, um die Notizblöcke zu holen.
»Eifersüchtig auf wen?«, fragte Crispian, der aus seinem Zimmer trat, als sie vorbeiging.
»Du liegst im Bett, während ich arbeite«, sagte Annabel lachend.
»Du schaust dir doch nur Zimmer an und kritzelst ein paar Zeichnungen. Das nenne ich nicht Arbeit.«
»Glaube mir, wenn es um deine Stiefmutter geht, ist es Arbeit«, sagte Annabel.
Crispian grinste, als er nur noch ihren Rücken sah. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie zu leiden hatte, aber er hoffte, dass Annabel nicht aufgab und abreisen würde. Er hatte einfach zu viel Spaß mit ihr.
Er und Tania hatten bis spät in die Nacht hinein überlegt, wie es ihnen gelingen könnte, Annabel und Sir Matthew zusammenzubringen. Jetzt hatten sie dieses Problem gelöst, deshalb wollte er erst recht nicht, dass Annabel verschwand. Sie sollte sich zuerst die Resultate ihrer kleinen Intrigenspiele ansehen.
Während Annabel zu arbeiten begann, schritt Marina rasch auf die Old Mill zu. Als sie sie vor sich sah, begann sich ihr Puls zu beschleunigen, und sie spürte ihr Herz gegen die Rippen schlagen, während ihre Handflächen feucht vor Nervosität wurden.
Matthew sah sie kommen; er war in seinem Arbeitszimmer und fühlte so etwas wie Überraschung darüber, dass sie so schnell zurückkehrte. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie sich ein bisschen länger zierte.
Ihr heutiges Kommen nahm der Jagd ein bisschen die Aufregung. Aber noch zählte es, die nach außen hin eiskalte Frau mit dem offensichtlichen Mangel an sexueller Erfahrung gezähmt und aufgetaut zu haben.
Trotzdem hoffte er, dass sie nicht so oft kam. Er hatte nicht vor – noch nicht –, ein Eine-Frau-Mann zu
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