Dunkle Reise
Größe. Sie können sicherlich nicht von ihm erwarten, sechs Tage lang dieselben Kleider zu tragen?«
Grames zog die Stirn in Falten. Nun kam der schwierige Teil.
»Ich werde die fürstliche Kasse zur Begleichung der Kosten heranziehen«, sagte ich in einem Ton, als fiele es mir schwer, davon zu sprechen. »Wir wurden so kurzfristig in seinen Dienst abberufen, dass ich keine Zeit hatte mitzubringen, was ich brauchte, von ausreichenden Geldmitteln für eine längere Reise zu schweigen. Aber als mein Dienstherr schuldet er mir Kleidung und deren Instandhaltung, wissen Sie. Trotzdem sollte es uns nicht übermäßig aufhalten. Ein tüchtiger Schneider wird imstande sein, eine standesgemäße Hose samt Wams und Umhang in einem oder zwei Tagen anzufertigen, und Hemden wird es sicherlich auch als fertige geben.«
»Ich fürchte, wir haben keine Zeit«, sagte Grames mit sanfter Stimme. »Der Auftrag des Fürsten erfordert Eile.«
Ich sah ihn verblüfft an, wie ein Geck, der sich bis ins Mark getroffen fühlt. »Aber mein lieber Meister Grames, ich muss etwas anzuziehen haben! Wir stehen im Dienst des Fürsten, und er erwartet standesgemäßes Auftreten.«
Silvus zog die Brauen hoch und sah Grames an.
Grames hob eine Hand. »Selbstverständlich würde ich Ihnen nicht zumuten, dass Sie in geliehenen Kleidern wie ein gewöhnlicher Bürger gehen, Messire de Parkin. Der Dienst Seiner Hoheit…« Er brach ab und ich hielt den Atem an. Dann lächelte er, als wäre ihm ein Gedanke gekommen, doch verschwand das Lächeln ebenso rasch wie es gekommen war, und er fuhr ernst fort: »Wie Sie sagen, verlangt der Dienst des Fürsten, dass Herren seines Gefolges angemessen gekleidet sind. In seiner Livree.«
Silvus warf mir einen schnellen Blick zu. Was tust du da?
»Seine Livree?« Ich zog die Brauen hoch wie einer, dem ein Dieb etwas anvertraut. Silvus kannte die Routine. Er sah streng und nüchtern aus und sagte nichts.
»Gewiss«, sagte Grames, dem die Sache jetzt Spaß machte. »Sicherlich wird der Garnisonskommandant in Conflans in der Lage sein, Sie unverzüglich mit allem auszustatten, was Sie brauchen, Ser. Und schließlich sind Sie, wie Sie selbst sagen, im Dienst seiner Hoheit unterwegs. So ist es an ihm, Sie mit angemessener Kleidung auszustatten. Einer Livree, Ser. Seiner Livree, die zu tragen für jeden eine Ehre ist.«
Und er verbeugte sich und zog sich zurück. Es gelang ihm, sich nichts anmerken zu lassen, auch sah er mich nur kurz an, um meine Verblüffung darüber zu sehen, dass ich von meiner eigenen Klinge durchbohrt worden war. Seine Selbstbeherrschung war bewundernswert. Sicherlich gestattete er sich erst ein Schmunzeln, wenn er außer Sicht in der Kabine wäre.
»Nun ja«, sagte Silvus, »ich nehme an, du bist damit zufrieden.« Was zum Henker hast du vor?
»Ja, gewiss, das bin ich. Gelb und Schwarz sind nicht meine Farben, aber die Livree Seiner Hoheit zu tragen, ist eine Ehre… und ein Privileg.«
Er musterte mich kühl, als wollte er meine Loyalität einschätzen, während er sich durch den Kopf gehen ließ, was ich gerade gesagt hatte. Ich zog die Brauen hoch, um ihm zu sagen, er solle weitersprechen. Darauf schloss er für eine Weile die Augen, und seine Züge glätteten sich erleichtert. »Natürlich. Du hast Recht.« Er nahm meinen Arm und zeigte zu einer rauchigen, schmutzig verwaschenen Stelle am Horizont. »Was meinst du, ist das Conflans? Die Beobachtung entfernter Einzelheiten war noch nie meine Stärke, und mit dem Alter nimmt die Schärfe meiner Wahrnehmung noch ab. Ein Glück, dass du anfängst, meine Unzulänglichkeiten auszugleichen.«
KAPITEL 5
Der Schlamm ließ sich größtenteils herauswaschen. Ich hatte mehr Zeit und Mühe für die Reinigung meiner Kleider aufgewendet, als ich es gewöhnlich tun würde, und hatte mich gewaschen und gekämmt und sorgfältig angekleidet, um die gepflegte Erscheinung zu erreichen, die erwartet wurde. Oder wenigstens so viel davon, wie mir möglich war. Ein Grund war Grames. Er sollte denken, dass ich auf solche Äußerlichkeiten Wert legte. Der andere Grund war bereits auf Deck.
Conflans liegt auf einer Landzunge am Zusammenfluss des Wydem und des Wend, der von Osten kommt. Die Stadt ist kleiner als Tenabra, vielleicht noch um einiges wohlhabender und langweilig. Sie kam in Sicht, als die Sonne an einem ruhigen Abend unterging, sanft
und voll Frieden. Die Kühe kamen von den Weiden zum Fluss herab, um zu trinken, sahen uns in friedfertiger Ruhe an,
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