Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Bryce schlug mit dem Baseballschläger in seine Handfläche und trat einen Schritt auf sie zu. »Weißt du, was du mich gekostet hast?«
»Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, und es wird noch mehr werden. Unbefugtes Betreten fremden Eigentums, Sachbeschädigung.«
Bryce benutzte den Schläger nicht, auch wenn Roz in seinen Augen sah, dass er es einen Moment lang in Erwägung zog. Doch er holte mit der Hand aus und versetzte ihr einen Hieb auf den Wangenknochen, der sie zu Boden gehen ließ.
Das genügte. Wie der Blitz war Roz wieder aufgesprungen und ging nun ihrerseits auf ihn los. Sie fing nicht an, zu kratzen und zu beißen, wie Mandy es getan hatte. Sie gebrauchte ihre Fäuste und überrumpelte Bryce dermaßen, dass er in die Knie ging, bevor er sie abwehren und zum Gegenschlag ausholen konnte.
Doch diesmal verfehlte er sein Ziel.
Der Wind erhob sich so plötzlich, so kalt, mit solcher Gewalt, dass Roz rückwärts gegen das Gebäude taumelte. Sie stieß sich heftig den Schädel an einem Holzbalken und musste sich schütteln, um wieder klar im Kopf zu werden.
Als sie wieder scharf sehen konnte, erblickte sie Amelia, die geradezu herangefegt kam – ihr schmutziges weißes Kleid flatterte, ihre Hände waren wie tödliche Klauen gekrümmt. Und aus ihren Augen blitzte die Mordlust.
Auch Bryce sah die Geisterfrau.
Er stieß einen einzigen schrillen Schreckensschrei aus, bevor er sich an die Kehle fasste und nach Atem rang.
»Nicht. Um Himmels willen.« Roz versuchte, sich vorwärtszukämpfen, doch die Gewalt des Windes warf sie zurück. »Bring ihn nicht um. Es reicht, es reicht! Er kann mir nichts tun und wird es auch nicht.«
Kies spritzte auf und wirbelte durch die Luft, und die weiß gekleidete Gestalt kreiste wie ein Geier über dem Mann, der zu Boden gesunken war und sich die eigene Kehle blutig kratzte.
»Hör auf, Amelia, hör auf. Urgroßmutter!«
Amelia hob den Kopf und wandte sich zu Roz um, sodass sich ihre Blicke trafen.
»Ich weiß alles. Ich weiß, dass ich von dir abstamme. Ich weiß, dass du versuchst, mich zu beschützen. Aber nun ist es gut. Der Kerl wird mir nicht mehr wehtun. Bitte.«
Sie versuchte erneut, sich vom Fleck zu bewegen, und unter äußerster Anstrengung, die ihr den Atem nahm, gelang es ihr, zwei Schritte zu machen. »Er ist ein Nichts!«, rief sie. »Ein Wichtigtuer. Aber er hat mich ein paar bedeutende Lektionen gelehrt, und jetzt werde ich ihm ebenfalls einen gehörigen Denkzettel verpassen. Ich möchte, dass er am Leben bleibt, damit er büßen kann.«
Sie kämpfte sich einen weiteren Schritt voran und streckte die Hände aus, mit nach oben gewandten Handflächen. »Und gebüßt wird, das schwöre ich dir. Das Unrecht, das mir angetan wurde, und ich schwöre bei unserem gemeinsamen Blut, auch das Unrecht, das dir angetan wurde.«
Roz bemerkte, dass Bryce wieder Luft bekam; es waren zwar nur kurze, keuchende Atemzüge, doch sie hörte, dass er zwischen seinen kreidebleichen Lippen pfeifend Luft einsog und wieder ausstieß. Sie hockte sich neben ihm nieder und sagte ruhig: »Sieht so aus, als wäre außer uns beiden doch noch jemand hier gewesen.«
Durch den Wind, der sich allmählich legte, hörte Roz Rufe und eilige Schritte. Als sie sich aufrichtete, war Amelia fort.
Sie taumelte ein wenig zurück, da sie doch etwas weiche Knie hatte. In diesem Augenblick kam Harper um die Ecke gestürzt, dicht gefolgt von Mitch.
»Alles in Ordnung. Mir geht es gut.« Obwohl sich in ihrem Kopf alles drehte wie auf einem Karussell. »Aber der hier braucht vielleicht ein wenig ärztliche Hilfe.«
»Der kann mich mal. Mutter!« Harper packte sie und strich ihr zärtlich übers Gesicht. »Mein Gott. Sag, hat er dich geschlagen?«
»Er hat mir einen unerwarteten Hieb versetzt, aber den habe ich ihm heimgezahlt, das kannst du mir glauben. Ich habe ihn schlimmer getroffen. Und Amelia hat ihm den Rest gegeben. Mir fehlst nichts, Schatz, Ehrenwort.«
»Die Polizei ist unterwegs.« Als Roz das Zittern in Mitchs Stimme hörte, schaute sie zu ihm hinüber und sah, dass der Grund dafür teils Angst, teils Wut war. »Hayley hat sie auf dem Weg zurück zu uns von ihrem Handy aus angerufen.«
»Gut. Gut.« Nein, sie würde nicht schon wieder in Ohnmacht fallen. Egal, was hier passierte. »Tja, er bekommt von uns alle möglichen Anzeigen an den Hals.« Sie strich sich das Haar glatt, dann das Kleid und sah, dass der Rock einen Riss hatte. »Verdammt, das habe ich extra für heute
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