Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
gemacht.«
»Gar nichts habe ich gemacht.«
»Es ist wie bei einem Familienstammbaum. Diese beiden stammen von einem deiner Äste. Sie sind vielleicht nicht blutsverwandt, aber es kommt auf das Gleiche heraus. Ihre Verbindung zu dir hat sie zueinandergeführt. Den Rest haben sie selbst erledigt, doch begonnen hat es mit dem Kontakt zu dir.«
»Das ist ein schöner Gedanke. Den übernehme ich.« Roz
hob ihr Glas und trank einen Schluck. »Nachher möchte ich mit dir noch über etwas sprechen. Ich wollte damit warten, bis Stella ihren großen Tag hinter sich hat. Der Hochzeitstag gehört schließlich der Braut; darauf hat sie ein Recht.«
»Worum geht es?«
»Man könnte wohl sagen, dass es um Verbindungen geht.« Roz stellte sich auf die Zehenspitzen, um Mitch zu küssen. »Wir sprechen darüber, wenn wir nach Hause gegangen sind. Übrigens muss ich noch einmal ganz schnell zurückfahren. Vor lauter Trubel habe ich die besondere Flasche Champagner vergessen, die ich für Braut und Bräutigam und ihre Hochzeitsnacht besorgt habe.«
»Die kann ich doch rasch holen.«
»Nein, es geht schneller, wenn ich selbst fahre. Ich bin in einer Viertelstunde zurück.«
Bei ihrem Wagen blieb Roz noch einmal stehen, weil Hayley sie rief. »Roz! Warte. Können wir mit dir fahren?« Ein wenig außer Atem blieb sie mit einer schreienden Lily auf dem Arm neben Roz’ Wagen stehen. »Ich habe hier ein quengeliges Mädchen, das ein kleines Schläfchen machen müsste. Aber sie will sich nicht hinlegen. Autofahren hilft da immer. Wir können meinen Wagen nehmen; da ist der Kindersitz drin.«
»Klar. Ich muss mich allerdings beeilen.«
»Kein Problem.« Hayley ging zu ihrem Wagen und verfrachtete die protestierende Lily in ihren Sitz. »Autofahren beruhigt sie immer, und wenn sie einschläft, kann ich einfach bei ihr sitzen bleiben, bis sie wieder aufwacht. Dann können wir beide die Party besser genießen.«
Wie angekündigt hörte Lily auf zu weinen, und noch bevor sie den Weg zur Hauptstraße ganz hinuntergefahren waren, sank ihr Köpfchen herab.
»Es ist die reinste Zauberei«, sagte Hayley.
»Bei meinen hat das auch immer funktioniert. In ihrem feinen rosa Kleidchen sieht sie so goldig aus.«
»Alles war so wunderhübsch. Wenn ich jemals heirate, wünsche ich es mir genauso. Im Frühling, mit Blumen, Freunden, strahlenden Gesichtern. Ich habe immer gedacht, ich würde einen bombastischen Gottesdienst in der Kirche wollen, aber das hier war so romantisch.«
»Genau das Richtige für die beiden. Es ist so schön, dass … Fahr langsamer. Halt an!«
»Was? Was ist denn … o mein Gott.«
Sie schauten zum Gartencenter hinüber. Roz hatte es an diesem Tag geschlossen gelassen, damit alle die Hochzeit genießen konnten. Doch sie konnte sehen, dass jemand dort gewesen war. Jemand, dachte sie, war immer noch da.
Einiges von ihrer Ausstellungsware vor der Tür war umgeworfen worden, und seitwärts war ein Wagen geparkt, der eines ihrer Beete ruiniert hatte.
»Ruf die Polizei«, stieß Roz hervor und war schon aus dem Auto gestiegen. »Du und Lily, ihr fahrt sofort wieder weg. Fahrt direkt zurück zu Logan.«
»Nicht. Geh da jetzt nicht rein.«
»Das hier gehört mir.« Roz war schon losgerannt.
Ihre Blumen, dachte sie. Pflanzen, die sie aus Samen oder Stecklingen großgezogen, die sie verhätschelt, gepflegt und geliebt hatte. Zerstört, zertrampelt, in Stücke gerissen.
Unschuldig, dachte sie, als sie den Verlust und die Verschwendung nur einen Augenblick lang beweinte. Unschuldige Schönheit war hier einfach vernichtet worden.
Dafür würde jemand büßen.
Sie hörte Glas splittern und hastete um das Hauptgebäude herum. Dort sah sie Bryce, der gerade noch ein Fenster mit einem Baseballschläger einschlagen wollte.
»Du elender Dreckskerl!«
Er wirbelte herum. Sie sah, wie er zuerst geschockt war, dann zornig wurde. »Ich dachte, du wärst heute beschäftigt und ich wäre hier fertig, bevor du zurückkommst.«
»Falsch gedacht.«
»Pah, das spielt überhaupt keine Rolle.« Bryce rammte den Schläger in die nächste Fensterscheibe. »Zeit, dass du eine Lektion lernst. Du glaubst, du kannst mich in aller Öffentlichkeit blamieren? Mir die Bullen auf den Hals hetzen?«
»Blamiert hast du dich selbst, und wenn du nicht bald dieses Ding hinlegst und von meinem Grund und Boden verschwindest, bleibt es nicht dabei, dass ich dir die Bullen auf den Hals hetze.«
»Sondern? Außer uns beiden ist niemand hier, oder?«
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