Dunkle Schatten (German Edition)
hast du auch keine brauchbaren Informationen für mich.« Sonja
verneint.
»Scheiße«, flucht Erharter leise vor sich hin, »du hast auch nicht
gewusst, dass er sich in Montenegro herumgetrieben hat.«
»Nicht den blassesten Schimmer, sonst hätte ich es dir doch erzählt.«
»Ich weiß, Süße. Zum Glück verfüge ich noch über ein paar Freunde, denen
Kokoschansky ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Der Kerl wird mir nicht zu groß.
Das haben schon ganz andere versucht. Momentan soll er sich über seinen
Pyrrhussieg ruhig freuen, doch es wird ihn noch teuer zu stehen kommen.«
»Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass in Montenegro irgendein
furchtbares Massaker passiert sein soll. Angeblich eine Mafiageschichte«,
erzählt Sonja, »schon merkwürdig, dass es genau zu dem Zeitpunkt geschehen ist,
als Koko sich in dem Land aufgehalten hat. Denkst du, er ist darin verwickelt?«
»Was weiß ich?« Erharter zuckt mit den Schultern. »Wie soll ich erahnen,
was im Hirn deines Exalten vor sich geht? Fakt ist, er muss weg. Er ist eine
permanente Gefahr. Es gibt Dinge, an denen rührt man nicht in diesem Land. Das
erzeugt nur unnötige Unruhe, wiegelt die Leute auf und bringt nichts. Das hat
er immer noch nicht kapiert.«
»Ich hoffe, es gelingt dir, ihm einen Denkzettel zu verpassen, dass er
nicht mehr auf die Füße kommt.«
Der Hass in Sonjas Worten ist nicht zu überhören, bleibt auch Erharter
nicht verborgen.
»Aber er ist doch der Vater deines Jungen?«
»Na und!«, ereifert Sonja sich abermals. »Das eine hat mit dem anderen
nichts zu tun. Zugegeben, er kümmert sich rührend um den Buben, wenn er mit ihm
zusammen ist. Doch dann schleicht er sich wieder, vergnügt sich mit seiner
Schlampe, und an mir bleibt wieder alles hängen. Diesem Miststück ist Koko
vollkommen hörig.«
»Also liebst du ihn noch immer …«
»Das war einmal und ist lange vorbei. Jetzt soll er nur mehr dafür büßen,
was er mir angetan hat.«
»Und eventuelle Auswirkungen auf euren Sohn kümmern dich nicht?«
»Ach, Kinder vergessen schnell. Das ist nicht das Problem. Diese
verfluchte Lena ist es. Natürlich versteht sie ihn und seinen Scheißberuf, was
ich selbstverständlich nie konnte. Sie kann sich mit dem, was er tut, sagt er,
völlig identifizieren. Kannst du nicht etwas gegen sie unternehmen? Sie
anschwärzen, madig machen, ihr etwas anhängen? Immerhin bumst sie als
Polizistin mit einem Journalisten.«
»Das ist nicht verboten, Sonja. Du vergisst, ich bin suspendiert.«
»Und? Du hast doch Freunde und Verbindungen. Das hast du vorhin selbst
gesagt.«
»Die nützen mir gar nichts, die gute Lena ist ausgestiegen, wie ich
inzwischen erfahren habe.«
»Was?«
»Sie hat gekündigt, die Uniform ausgezogen. Da geht nichts mehr.«
»Dieses Luder!« Zornig saugt Sonja am Filter ihrer Zigarette und wird
plötzlich nachdenklich. »Und du meinst es wirklich ernst mit mir? Ich bin
zweimal schwer eingefahren. Zuerst mit Koko, dann mit diesem Arzt, der sich als
gefährlicher Neonazi entpuppte. Koko bekam davon Wind und bevor ich mich
versah, fand ich mich in einer Geschichte wieder, die mich beinahe das Leben
gekostet hat. Alles nur deshalb, weil Koko seine Schnüffelei nicht lassen
konnte. Den Rest kennst du ja.«
»Ich weiß, Liebes. Zweifelst du an mir?«
»Ich bin schon zu oft enttäuscht worden. Ich möchte endlich auch mein
Zipfelchen vom Glück, das mir zusteht.«
Die sonst so bodenständige und erdige Sonja ist auf ihrer Suche nach
Liebe in die Falle getappt und ahnt nicht im Geringsten, dass sie von Erharter
nur als Köder benutzt wird, um Kokoschansky zu Fall zu bringen. Sie lernte den suspendierten
Kriminalbeamten vor einigen Monaten als Patienten im Krankenhaus kennen, als er
sich für einige Tage wegen seiner Magenprobleme auf ihrer Station behandeln
ließ.
Nun bangt sie, dass Erharter sie fallen lässt, da sie ihn enttäuscht hat,
ihm nicht helfen konnte, weil Kokoschansky ihren Verführungskünsten nicht
erlegen ist. Tief in ihrem Herzen ist sie überzeugt, dass Erharter ihr bei
günstiger Gelegenheit den Laufpass geben wird. Dann weiß sie, was sie tun wird.
*
Manchmal ist Kokoschansky schwer im Zweifel, ob sein Hackerspezi Mitnick
tatsächlich ein Mensch aus Fleisch und Blut ist oder ein mutierter Computer.
Wann schläft dieser Freak? Wann immer man diesen Typen anruft, ist er
erreichbar und voll beschäftigt.
Der Journalist stellt den Karton auf einer der wenigen freien Flächen ab,
die nicht
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