Dunkle Schatten (German Edition)
Lenas
Backen sind inzwischen stark gerötet, und erste Striemen zeichnen sich ab. Es
macht ihn rasend geil, wie seine Lena gleichzeitig aus purer Lust schreit und
stöhnt. Jetzt zählt nur noch absolute Hemmungslosigkeit. In jeden neuen Schlag
packt Kokoschansky seine grenzenlose Wut auf Sonja, auf Madeo, auf Saller, auf
diese Idioten im BKA, auf die verdammte Scheiße, die er hautnah in Montenegro
miterlebte.
Lenas Ausbrüche werden immer extremer, ihre Ekstase steigert sich ins
Grenzenlose. Verlangt, dass er ihre Brüste brutal kneten und quetschen soll,
will auf ihrem gesamten Körper den Gürtel spüren, bettelt um Ohrfeigen, und er
fackelt nicht lange, langt ohne schlechtes Gewissen zu.
Wäre Charlotte Roche Voyeurin dieses außer Rand und Band geratenen
Treibens, ihr nächstes einschlägiges Buch bräche alle Verkaufsrekorde.
Montag, 20. September 2010
In der Wohnung sieht es grauenvoll aus. Möbel sind verrückt, einige
Sessel sind umgefallen, zwei Gläser und eine Tasse zu Bruch gegangen, der Boden
ist übersät mit allen möglichen Dingen, das totale Chaos. Es gibt keinen Raum,
in dem Kokoschansky und Lena es nicht getrieben haben.
Am späteren Vormittag weckt ein Geräusch den Journalisten aus tiefem und
traumlosem Schlaf, das laut und nervend ist, sodass er eine Weile braucht, um
zu registrieren, was es eigentlich ist. Er greift sich an seinen Kopf und
kapiert, es ist die verfluchte Türklingel.
Erst nach einigen Augenblicken bemerkt er, dass er nicht in seinem Bett,
sondern nackt auf der Couch im Wohnzimmer liegt. Wieder schellt es
eindringlich.
»Ja, doch!«, keift er wütend. »Ich komme schon!«
Wo ist Lena! Mit bloßen Füßen tapst er durch den Raum, kann im letzten
Moment verhindern, in ein paar Scherben zu treten, findet seinen Bademantel,
zieht ihn über, torkelt mehr, als er geht, in den Flur, blickt durch den Spion,
und die Realität holt ihn wieder ein. Draußen wartet ein DHL-Bote und bringt
ihm sein Paket.
Kokoschansky schließt auf, brummt etwas wie Guten Morgen, während er
argwöhnisch gemustert wird, was wiederum dem Journalisten völlig entgeht.
Endlich ist die heiße Fracht eingetroffen, die er bereits sehnsüchtig erwartet
hat. Er quittiert den Empfang, und der DHL-Mann legt noch oben auf das Paket
ein Kuvert und meint, es wäre im Türspalt gesteckt. Kokoschansky bedankt sich,
stellt das Paket im Flur ab und reißt den unadressierten Umschlag,
selbstverständlich auch ohne Absender, auf. Er muss grinsen. Wieder einer
dieser feigen Mieter, der sich über diesen unerträglichen Lustlärm, wie er es
formuliert, bitter beschwert.
»Wichser«, knurrt Kokoschansky, »blöde anonyme Briefe schreiben kannst
du. Warum hast du nicht die Bullen gerufen, wenn es dir zu laut war?« Er knüllt
den Wisch zusammen und will gerade die Türe hinter sich schließen, als der
Politologiestudent aus dem fünften Stockwerk die Treppen heruntereilt,
freundlich grüßt und dabei mit hinterhältigem, anerkennendem Gesichtsausdruck
den Daumen in die Höhe reckt. Kokoschansky hebt die Hand zum Gruß, verschwindet
in der Wohnung und sucht das Badezimmer auf. Sein Spiegelbild versetzt ihm
einen leichten Schock. Überall im Gesicht Kratzer und als er den Bademantel
auszieht, sieht sein Körper auch nicht besser aus. Wie nach einem Kampf mit
einem Raubtier. Nun, Lena gebärdete sich auch wie eine Wildkatze. Was für eine
unvergessliche Nacht!
»Was war denn los?«
Während er seine lädierten Stellen näher untersucht, ist Lena
schlaftrunken ins Bad geschlichen. Ebenfalls nackt wie Kokoschansky und auch um
nichts besser aussehend.
»Was war denn los?«, wiederholt Lena ihre Frage.
»Ein Paket ist für mich gekommen.«
»Heute, am Sonntag?«
»DHL.«
»Und was?«
»Kleines Mitbringsel aus Montenegro.«
»Für mich?«
»Nein, mein Schatz. Leider nein. Ich zeige es dir später.« Kokoschansky
betrachtet ihren geschundenen Po. »Hast du keine Schmerzen?«
»Ein bisschen, doch ich brauche das. Das weiß ich schon länger, habe mich
aber nicht getraut, es dir zu sagen. Oder hat es dir nicht gefallen?« Dabei
schmiegt sie sich zärtlich an ihn.
»Doch. Von Minute zu Minute mehr. Aber wenn wir danach jedes Mal so
ramponiert aussehen? Und ein bisschen leiser müssen wir auch sein, sonst
fliegen wir wirklich noch hier raus.«
»Wieso?«
»Weil sich einer oder mehrere unserer feigen Mieter wieder einmal anonym
per Brieflein beschwert haben.«
»Ach, die sollen uns doch alle mal …«
»Wir
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