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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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sollten jetzt den Saustall aufräumen. In der Wohnung sieht es aus,
als ob eine Granate eingeschlagen hätte. Und danach wartet ein Haufen Arbeit
auf mich, und du kannst gerne daran teilhaben.«

 
    *

 
    Nachdem das Chaos wieder geordnet worden war und nach einem ausgiebigen,
herzhaften Frühstück erzählte Kokoschansky ausführlich seine Erlebnisse. Nun
sitzen sie vor dem Computer, er überspielt seine selbst geschossenen Handyfotos
auf eine externe Festplatte. Gebannt starrt Lena auf den Monitor, kann nicht
fassen, was vor ihren Augen abläuft.
    »Wir packen das ganze Zeug ins Auto und dann nichts wie ab damit zu
Mitnick«, beschließt Kokoschansky, »dort ist der Kram sicher. Ich bin
überzeugt, dass über kurz oder lang wieder Erharter und sein Kumpel bei uns
antanzen und Terror machen. Nicht zufällig hat der Arsch mich am Flughafen
abgepasst. Ich möchte nur zu gerne wissen, wer ihm das mit Montenegro gesteckt
hat. Schalt doch mal den Fernseher an, ich will wissen, was über das Massaker
berichtet wird.«
    Im ORF-Teletext ist das Gemetzel nur im unteren Drittel der Meldungen mit
ein paar dürren Sätzen berücksichtigt, und von einer großen Zahl Toten ist die
Rede, jedoch ohne genauere Angaben. CNN hat einen Korrespondenten vor Ort, der
genau von dem Haupteingang zu Salvatore Madeos Anwesen steht, durch den
Kokoschansky wenige Stunden zuvor durchgefahren ist.
    Hinter den Absperrungen wimmelt es von einheimischen Polizisten und
Kriminalbeamten. Kokoschansky zappt sich weiter durch, bis er bei n-tv landet.
Auch hier spricht gerade eine Reporterin in die Kamera, schildert kurz die
Lage. Dass ein Massaker stattgefunden hat und der Besitzer dieser weitläufigen
Anlage, Salvatore Madeo, und seine Familie ausgerottet wurden. Der Italiener
aus Reggio Calabria ist `Ndrangheta-Mitglied und Oberhaupt der
Nammoliti-Familie, die auch in Deutschland, besonders im Großraum München, sehr
umtriebig ist. Die Journalistin spricht von einer Mafiafehde, ohne wirklich
Genaueres zu wissen. In der Person des anscheinend aus Südamerika stammenden
Mannes in Kampfmontur, der vor Kokoschanskys Augen verstarb und noch die Worte
El Chapo flüsterte, sieht die Kollegin zwar folgerichtig ein mutmaßliches
Mitglied des Killerkommandos, doch damit hat es sich auch. Über Robert Saller
und den erstochenen Branko Daramci ć fällt kein Wort, weil sie das nicht wissen kann. Die Interviews mit
einigen hochrangigen montenegrinischen Polizeioffizieren sind Nullnummern. Die
Ermittlungen laufen erst an. Aber die Journalistin vergisst nicht zu erwähnen,
dass die Behörden über den Europanotruf von einer unbekannten, Englisch
sprechenden Männerstimme informiert wurden. Mehr ist nicht bekannt. Der Anruf
konnte von einer Telefonzelle im Flughafen Podgorica geortet werden.
Kokoschansky ist beruhigt. Er hat genug gesehen und gehört.

 
    *

 
    Sonja hat sich die hinterste Loge in dem Kaffeehaus ausgesucht, wie es
ihr aufgetragen wurde. Der Platz ist schwer einsehbar von den übrigen Tischen,
daher bestens für Liebespaare, für außereheliche Techtelmechtel und für
konspirative Treffen geeignet. Das Café ist nur mäßig besucht. Nervös blickt
sie auf ihre Uhr. Sie ist pünktlich, er wieder einmal nicht, doch daran hat sie
sich inzwischen gewöhnt.
    Die Frau zuckt zusammen, als eine Hand sich auf ihre Schulter legt. Der
Mann haucht ihr einen Kuss auf die Wange und zwängt sich in die Loge. Er hat
den Kragen seiner Lederjacke hochgeschlagen und trägt eine verspiegelte
Sonnenbrille, die nicht einmal fehl am Platze ist, draußen ist herrlicher
Altweibersommer. Erst nach der Bestellung seines Kaffees nimmt er die Brille
ab, rutscht näher zu Sonja und ist darauf bedacht, dass sein Gesicht so wenig
wie möglich von anderen gesehen wird. Aus gutem Grund, sein Konterfei in
Zusammenhang mit seinem Beruf kam in den letzten Tagen in den Medien nicht sehr
gut weg.
    »Und«, fragt der suspendierte BKA-Mann Erharter, »hast du deinen Ex aufs
Kreuz legen können?«
    »Nein, leider ist es mir nicht gelungen, obwohl ich alle meine Register
gezogen habe. Er hat mich zurückgewiesen. Ich habe es gewusst, aber du wolltest
mir nicht glauben. Koko ist noch immer viel zu sehr in Lena verknallt. Ich habe
keine Ahnung, was er an diesem Flittchen findet. Was hat sie, was ich nicht
habe?«
    Erharter behält lieber für sich, was er denkt. Sie ist um einiges jünger,
besitzt einen jugendlichen Körper, und darauf fahren ältere Männer nun einmal
voll ab. »Somit

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