Dunkle Schatten (German Edition)
einen Scheißdreck an, weil es
unter Redaktionsgeheimnis und Informantenschutz fällt.«
»Sie haben heute«, nun macht sich Erharter wieder wichtig, »um 13.40 Uhr
von Ihrer Lebensgefährtin Lena Fautner einen Anruf auf Ihrem Handy erhalten. Zu
diesem Zeitpunkt waren Sie im SMZ Ost. Und auch Robert Saller.«
Kokoschansky muss sich zügeln, um den beiden nicht sofort an die Gurgeln
zu springen. Bestimmt haben diese BKA-Leute eigenmächtig gehandelt. Aber warum?
Was steckt dahinter?
»Sie checken unsere Telefonate? Hören Sie uns auch ab? Haben Sie für
diese ungeheuerliche Vorgangsweise die nötige Deckung? Einen richterlichen
Beschluss?«
»Wenn Gefahr in Verzug ist …«, weicht Lackner kryptisch aus.
»Raus, meine Herren, raus! Sofort!«
Mit einer Armbewegung weist Kokoschansky ihnen die Richtung zur Tür.
»Gut, Herr Kokoschansky«, fügt Lackner sich, »doch wir sehen uns sehr
bald wieder. Sehr bald.« Dann wendet er sich Lena zu. »Sie müssen damit
rechnen, demnächst vom BBE vorgeladen zu werden. Ein schönen Abend noch.« Sie
machen auf dem Absatz kehrt und verlassen die Wohnung.
Kaum sind sie draußen, verriegelt Kokoschansky die Türe, lehnt sich
dagegen und schnauft.
»War ich jetzt in einem schlechten Film? Was sollte dieser Spuk?«
Lena kommt in den Flur, hält ihm eine bereits angezündete Zigarette hin.
»Verstehst du mich jetzt?«
»Ich glaube das einfach nicht! Und der Typ verscheißt auch noch unser
Klo! Mann, muss ich pinkeln!« Er klemmt sich die Zigarette zwischen die Lippen,
lässt es sprudeln. Komisch, von dem BKA-Mann ist kein übler Geruch
zurückgeblieben. Er misst diesem Umstand keinerlei weitere Bedeutung zu,
richtet seine Hose, als sein Blick auf den Spülkasten fällt. Die Abdeckung
sitzt nicht mehr gerade auf, ist auf der linken Seite ein paar Zentimeter
angehoben und daher schief. Kokoschansky kann sich nicht erinnern, jemals an
diesem Ding herumgefingert zu haben. Sofort überfällt ihn eine böse Ahnung.
»Lena! Bring mir Gummihandschuhe!«
»Was ist? Hat er unser Häusl 12 verstopft?«
»Frag jetzt nicht! Ich brauche die Handschuhe!«
Hastig streift Kokoschansky die giftgrünen Dinger über, während Lena an
ihm vorbeizugucken versucht.
»Hoffentlich irre ich mich«, murmelt er und hebt den Deckel ab. Für einen
Moment beginnt das Plastikteil vor seinen Augen zu tanzen. »Nein, ich habe mich
nicht getäuscht.«
Dann dreht er sich zu Lena um und zeigt ihr seine Entdeckung.
»Weißt du, was das ist?«
»Ich kann es mir denken«, flüstert sie, und ihre Augen füllen sich mit
Tränen, »diese gottverdammten Schweine …«
Mit einem Streifen grauem Lassoband ist ein durchsichtiges Säckchen an
der Unterseite des Deckels festgeklebt, und der Inhalt sind rund dreißig Gramm
hochwertiges Kokain.
»Was läuft da bloß? Verfluchte Scheiße!«, tobt Kokoschansky. »Ich brauche
eine Plastiktüte. Der Dreck muss sofort außer Haus. Und so weit weg wie
möglich. Jetzt können sie jeden Moment wieder klingeln und ohne
Hausdurchsuchungsbefehl die Bude auseinandernehmen. Weil Gefahr in Verzug ist
…«
»Mir brauchst du das nicht zu erklären«, sagt Lena mit kalkweißem
Gesicht, reicht ihm die Plastiktüte. Mit spitzen Fingern steckt Kokoschansky
den Koks hinein und den Deckel des Spülkastens gleich dazu.
»Glaubst du wirklich, der Scheißkerl war so dämlich, dir ohne Handschuhe
das Kokain unterzujubeln?«
»Ich habe keine Ahnung, ich will nur auf Nummer sicher gehen.«
»Wenn du recht haben solltest«, ergreift Lena die Initiative, »dann
reichen seine Fingerabdrücke auf dem Paket. Findest du nicht?«
»Und es gibt die DNA«, gibt Kokoschansky ihr recht, »dann setze ich den
Deckel wieder so drauf, als wäre nichts gewesen. Das Zeug muss schleunigst
raus.«
»Hast du schon eine Idee, wohin damit? Ich hoffe, du denkst nicht an
Freitag?«
»Sicher nicht! Der hat Familie, und außerdem ist er ein Schwarzer. In
dieser Stadt, in diesem Land wird doch jeder Schwarzafrikaner pauschal als
Dealer verdächtigt. Du bleibst vorerst hier, Lena. Auf keinen Fall darf die
Wohnung unbeaufsichtigt sein, wenn die Bande einreitet. Und du bist immer noch
Polizistin und weißt dich zu wehren, wenn sie dir blöd kommen.«
»Wohin bringst du den Stoff?«
»Mir ist da etwas eingefallen. Lass mich mal machen. Hoffentlich klappt
es. Diese beiden Arschlöcher mache ich fertig.«
»Tu jetzt bloß nichts Unüberlegtes, Koko. Wenn ich nur wüsste, weshalb
sie das inszeniert haben? Du bist
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