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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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hin und wieder ausgiebig feiern.
    Die prachtvolle Gründerzeitvilla in einer der nobelsten Wiener
Wohngegenden in Grinzing im 19. Bezirk ist der ideale Ort für orgiastische
Ausschweifungen. Wenn Nazeem al-Qatr eine Party schmeißt, geht es immer hoch
her, sofern man zu seinen auserwählten Freunden zählt. Dafür werden gerne
Termine verschoben, so wichtig können diese gar nicht sein. Wer eine der heiß
begehrten Einladungen bekommt, schätzt sich glücklich. Diskretion und
Verschwiegenheit sind garantiert.
    Nazeem al-Qatr ist der älteste Sohn eines der letzten Diktatoren auf
dieser Welt, und seine Heimat liegt in Nordafrika.
    Offiziell gibt sich sein Sohn Nazeem al-Qatr in Österreich als
Politologiestudent aus. In Wahrheit führt er das Leben eines verwöhnten,
arroganten, superreichen und sich unwiderstehlich haltenden Playboys. Stehen
schriftliche Prüfungen an, werden die erforderlichen Arbeiten von hoch
bezahlten Ghostwritern verfasst. Soll das bisher vorhandene Wissen mündlich
abgefragt werden, gelangt der eine oder andere Professor in den Besitz
unterschiedlicher Luxusgüter, darf seine Ferien in einem Nobelurlaubsort
verbringen oder sich mit jungen Mädchen verlustieren. Alle halten dicht,
niemand wagt, sich mit dem Al-Qatr-Clan anzulegen.
    Nazeem al-Qatr spielt für seinen Vater den Statthalter in Europa mit dem
Headquarter in Österreich, vorzugsweise in Wien und Kärnten. Jene, die mit den
Al-Qatrs Geschäfte machen, sind sehr gut beraten, diskret und verschwiegen zu
sein. Immerhin verdienen sie illegal Vermögen in den unterschiedlichsten
Bereichen, die sie an der Steuer vorbei in verschachtelten, komplizierten, kaum
zu entwirrenden Firmengeflechten im kleinen Fürstentum Liechtenstein, in
Briefkastenfirmen auf Zypern oder in der Karibik parken können.
    Einer dieser Nutznießer und Schlüsselfiguren ist KFM – Kurt-Friedrich
Midas. Nun sitzt er im Flugzeug auf dem Weg nach Wien, nachdem Gilbert
Ährenbach das dolce vita in seinem Feriendomizil störte und ihn über Robert
Sallers Flucht informierte.
      »He, du verficktes Dreckstück!«,
flucht Oberstaatsanwalt Lukas Bortner und zieht seinen schlaffen Penis aus dem
Mund der russischen Nutte, die vor ihm kniet und die er an ihren Haaren
festhält. »Verdammt, du Kanaille, du sollst blasen!«
    In seiner unersättlichen Gier merkt Bortner nicht, dass ihre Augen
verdreht sind und ihr lebloser Körper nur durch seinen harten Griff halbwegs
aufrecht gehalten wird.
    »Die ist hinüber«, stellt der Parteisekretär Sigmund Sauslinger lakonisch
aus seinem Lederfauteuil fest, von wo er den beiden zugesehen hatte. Langsam
erhebt er sich und betrachtet dieses unwürdige Bild genauer. »Lass sie mal los,
du geiler Bock.« Das Mädchen schlägt hart am Parkett auf. Sauslinger hat
weniger Hemmungen als Bortner, der sich entsetzt die Hände vor den Mund presst.
Er fühlt zuerst den Puls, danach legt er zwei Finger an die Halsschlagader.
»Hin«, sagt er abermals trocken und emotionslos, »die hat einen Abgang gemacht.
Du hast sie mit deinem Ding schlichtweg erstickt.«
    »Oh, mein Gott! Wenn das publik wird, bin ich erledigt!«
    Bortner sinkt in dem Fauteuil wie ein Häufchen Elend in sich zusammen,
was Sauslinger, ohne es sich anmerken zu lassen, wohlwollend registriert.
    »Was soll ich jetzt bloß tun?«, jammert der sonst so gestrenge
Gesetzeshüter.
    Ein erbärmliches Bild, das diese beiden nach außen hin so mächtigen,
älteren, nackten Männer mit ihren Schwabbelbäuchen, ihrer faltigen, blassen Haut
bieten und bei dessen Anblick jede Frau sofort zum eigenen Geschlecht wechseln
muss. Leider ahnen sie nicht, dass Nazeem al-Qatr in jedem Raum dieser Villa
versteckte Kameras und Mikros installiert hat, um für seine Geschäfte
Druckmittel in der Hand zu haben, und die Bänder, fein säuberlich archiviert,
in seinem Tresor hortet.
    »Du machst gar nichts«, ordnet Sauslinger an, »außer die Schnauze zu
halten.«
    »Wenn Nazeem das erfährt …«, stottert Bortner vor sich hin, »… und das
wird ihm nicht verborgen bleiben …«
    »Jetzt zieh dich mal an, Lukas, und dann fährst du nach Hause. Es ist nur
eine illegale russische Hure. Ich regle das. Es wird der Tag kommen, an dem du
dich wirst revanchieren können.«
    »Das werde ich dir nie vergessen.«
    Der Parteisekretär nickt nur.

 
    *

 
    Kokoschansky bleibt noch in seinem Auto sitzen, blättert im Adressbuch
seines Handys und erinnert sich wieder an den Code. Anrufen, fünfmal klingeln
lassen,

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