Dunkle Schwingen (German Edition)
missbraucht ... Eiskalte Schauer überliefen sie, doch sie versuchte trotzdem ihre fröhliche Fassade aufrechtzuerhalten. Vielleicht hatte sie das Ganze sogar provoziert. Ihr Kummer hatte sie leichtsinnig gemacht.
„Das willst du doch wohl nicht vergleichen …?“ Zornig blitzte er sie an.
„Nein, natürlich nicht. Es war schon eine besondere Erfahrung, mit einem Engel zu schlafen …“ Sie lächelte, aber dann dachte sie an den Angriff des Triebtäters zurück und an die Angst, die sie hatte durchstehen müssen. So ein Erlebnis würde sie ihrer ärgsten Feindin nicht wünschen! Trotzdem hatte sie es in Kauf genommen, um ihr Leben zu ändern. Zum Nachdenken war sie joggen gegangen, ohne die Gefahr auch nur wahrzunehmen.
Wortlos starrte er ihr in die Augen. „Wirst du mich bestrafen?“, fragte er zögernd, doch es wirkte seltsam drängend.
„Nein, dafür war es zu schön.“ Sie hatte es gewollt, ihn traf keine Schuld.
Er seufzte und marschierte los. Jeannie schaute ihm mit verschränkten Armen hinterher, Ruben war eine Augenweide: Sein Körper war wunderbar gebaut, besonders hatte es ihr sein knackiger Po angetan, der von den Jeans locker umspannt wurde. Aber auch sein nackter Rücken war ein sündhafter Anblick.
Als er den Weg erreicht hatte, blieb er stehen und rief, ohne sich umzudrehen: „Wo bleibst du? Ich bringe dich jetzt heim.“
Jeannie kicherte während sie in der Küchentür stand und Ruben beobachtete. Er hatte ihr beim Duschen galant den Vortritt gelassen und darauf bestanden, ihnen etwas zum Essen zuzubereiten. Jetzt schmierte er einen ganzen Stapel Nutellabrote.
„Du bist im Himmel sicher nicht für die Verpflegung zuständig gewesen, oder?“, zog sie ihn auf und betrachtete wieder einmal die appetitliche Rückfront. Seine ganze Gestalt strahlte etwas rührend Unbekümmertes aus, das ihr Herz ergriff, obwohl er immer sehr ernst wirkte. Sie würde sich doch nicht in ihn verlieben?
„Madame ist anspruchsvoll“, stellte er fest. Ruben schaute sie nicht an und schien sich auf sein Tun zu konzentrieren, wobei ihm die dunklen Haare über das Gesicht fielen. „Ich habe nichts anderes gefunden, dein Kühlschrank ist fast leer. Die Brotscheiben sind noch gefroren.“
„Ich war in der letzten Zeit nicht oft hier“, flüsterte Jeannie und drückte das große Handtuch fest an ihre Brust, als sie seinen fragenden Blick spürte. Sie hatte es endlich geschafft, sich von John zu trennen. Ihr bisheriger Lebensgefährte war nicht gut zu ihr gewesen. Aber jetzt würde sich alles ändern – alles! Das Zusammentreffen mit Ruben war schon ein guter Anfang.
Er legte das Messer weg und kam auf sie zu, um ihr Kinn anzuheben. „Ich spüre deine Traurigkeit, willst du mir sagen, was dich bedrückt?“ Ruben hatte anscheinend ihre blauen Flecken und Kratzer entdeckt, die von dem Überfall herrührten, doch ihm waren auch die älteren Hämatome und Quetschungen nicht entgangen. Mit dem Finger fuhr er sanft über ihre Blessuren und sie verblassten wie von Zauberhand.
Ob er das mit ihren seelischen Wunden ebenfalls tun konnte? Ja, Ruben könnte sie die Hölle vergessen lassen, durch die sie gegangen war. Jeannie starrte ihn an und schluckte. „Was bist du?“
„Ich war einmal so etwas wie ein Engel, du neugieriges Weib“, murmelte er mit gesenktem Kopf. „Dann bin ich abgeschmiert.“
Fassungslos streichelte sie sein schönes Gesicht. „Du bist auf die Erde gefallen?“
„Tiefer … Eigentlich darf ich mich hier nicht aufhalten, ich müsste in der Unterwelt leben.“ Seine Augen waren dunkel und verrieten den Schmerz, der mit diesem Urteil einherging.
„Dann bist du …“
„... auf der Flucht vor den Dämonen, die mich jagen. Und du solltest mir das Fell für meinen Leichtsinn gerben, weil ich sie wahrscheinlich auf deine Fährte gelockt habe.“ Rubens Blick verbrannte sie fast mit seiner Intensität, aber dann schloss er die Augen und sank langsam auf die Knie. „Schlag mich! Oder demütige mich wenigstens. Ohne Strafe werde ich immer weiter absinken.“
Es schwirrte in Jeannies Kopf. Er war wirklich ein Engel! Und sie waren beide in Gefahr. Eigentlich hatte sie gedacht, ihren persönlichen Dämonen endlich entronnen zu sein, doch jetzt ging es anscheinen um ganz reale Höllenwesen. Und diese verfolgten sie ... Mit diesem verführerischen Mann etwas gemeinsam zu haben, brachte ihr Herz zum Rasen. Sie spürte ihren Körper, der den Kontakt mit seinen heilenden Händen noch immer
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