Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
Kitzel der Jugend. Trotzdem war es nicht dasselbe. Sie fühlte eine deutliche männliche Note. Sie strömte durch sie hindurch und warf sie beinahe um. Als sie ihre sich rötenden Augen öffnete und sich straffte, spürte sie, wie Peregrines Wesen sie durchdrang. Er war arrogant, selbstbewusst und auf trotzige Weise anspruchsvoll; und für einen Moment war Cassie es auch. Stolz breitete sich in ihrem Brustkorb aus. Sie gehörte zur Elite. Hatte es immer getan, würde es immer tun.
    Und dann zog Richard ihre Hände von Perrys Gelenken weg, sanft, aber entschieden. Als die Verbindung brach, taumelte sie befriedigt zurück. Der Pulsschlag in ihrer Brust verebbte genauso wie das rötliche Leuchten in ihren Augen.
    Ganz und gar nicht wie Isabella. Nicht annähernd so gut. Aber für den Augenblick füllte er die Leere.
    »Jetzt bin ich an der Reihe.« Richard nahm ihren Platz ein, legte die Daumen auf Perrys Handgelenke und begann sich zu nähren.
    Sie hatte nicht besonders lange getrunken oder zumindest nahm sie das an. Wahrscheinlich hatte Richards schwächerer Geist nicht annähernd den Appetit und die Bedürfnisse von Estelle. Als Cassie den Eindruck gewann, dass er die Hälfte einer üblichen Dosis zu sich genommen hatte, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Mühelos löste Richard sich von Perry und verweilte einen Moment, bis seine Augen wieder normal waren. Als er aufstand, ging seine Atmung ein wenig schneller, und dann holte er kurz Luft.
    »Verdammt«, sagte er.
    »Was ist los?«
    Richard deutete mit dem Kopf auf Perry. Die Augen des Jungen waren halb geöffnet, aber sie waren glasig und trüb. Langsam, wie ein umstürzender Baum, fiel er rückwärts der Länge nach aufs Bett, und ein schwächlicher Seufzer kam über seine Lippen.
    Richard beugte sich über ihn und drückte ein Ohr an seine Brust.
    »Sag mir, dass er lebt«, flehte Cassie schwach.
    »Natürlich lebt er.« Richard stand auf. Er klang erleichtert. »Wahrscheinlich haben wir ein wenig übertrieben. Aber er wird schon wieder.«
    Perrys Lider schlossen sich flatternd und er schlief ein – noch imner ein idiotisches Lächeln auf dem Gesicht. Richard atmete erleichtert auf
    »Okay. Wenn du dir sicher bist.« Cassie schüttelte sich. Sie fühlte sich noch immer ein wenig seltsam mit Perrys Lebensenergie in sich. Doch seine Essenz verebbte jetzt und wurde von ihrem eigenen Leben und dem Estelles geschluckt. »Danke, Richard. Ich weiß das zu schätzen, wirklich. Du bist sehr großzügig, aber ich kann das nicht ständig tun.«
    »Das wirst du aber. Bis Isabella sich wieder eingekriegt hat.«
    »Ich weiß. Aber ich hasse es, jemanden unter Drogen zu setzen - selbst ihn. Außerdem ist es nicht ganz ungefährlich, oder? Wir haben keine Ahnung, wie weit wir gehen dürfen, wenn wir zu zweit sind.«
    »Wir werden den Bogen schon noch rauskriegen.«
    Energisch schüttelte sie den Kopf. »Ich werde eine finden. Ich will am Ende nicht noch jemanden umbringen.« Noch jemanden, betonte sie im Geiste. »Aber egal. Sich nur zur Hälfte zu nähren, reicht nicht wirklich aus, oder?«
    »Nicht für dich, so viel steht fest. Ich könnte wahrscheinlich damit auskommen, aber... na ja.« Richard zuckte die Achseln. »Immerhin hattest du einen kleinen Imbiss.«
    »Noch mal Danke, Richard.«
    »Jederzeit«, sagte er und sah ihr tief in die Augen. »Und hör zu, meine Schöne. Ich meine es ernst. Ich tue alles was ich kann, um dir zu helfen.«
    Es schien vollkommen natürlich, dass er sich vorbeugte. Sein Geist mochte nicht der stärkste sein, aber der ganz normale junge Mann in Richard war ein wahrer Kavalier und Beschützer. Und sie stellte fest, dass sie genau das brauchte. Beinahe instinktiv schlang sie die Arme um ihn, und er erwiderte die Umarmung, drückte sie kurz neckend an sich und hielt sie dann locker und tröstend im Arm. Cassie neigte sich ein wenig von ihm weg, um Richards Gesicht studieren zu können. Dabei hielt sie seinen muskulösen Oberkörper weiter umschlungen. Sein Gesicht wurde ihr langsam immer vertrauter. Sie mochte es. Sehr. Noch mehr sogar, wenn es sich ihrem näherte, die Lippen leicht geöffnet, die Augen ein wenig verwirrt ...
    Moment mal, nein. Das war verrückt, oder?
    Und doch fühlte es sich so natürlich an, die Art, wie sie einander näher kamen. Er ist ein Freund, dachte sie. Ein guter Freund, wie sie immer öfter feststellen konnte. Und im Augenblick hatte sie einen guten Freund dringend nötig.
    Also: küssen oder nicht küssen?

Weitere Kostenlose Bücher