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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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zu entscheiden. Samstagmorgen. Das größere Fähr- boot würde in Betrieb sein und nur so von Schülern wimmeln, die in die Stadt wollten. Sie konnte in der Menge untertauchen. Außerdem, was spielte es schon für eine Rolle, wenn Isabella sie tatsächlich sah? Sie fuhr alleine in die Stadt. Um sich Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Um über den Großen Basar zu schlendern. Vollkommen natürlich. Kein Grund zur Sorge ...
    Nachdem sie sich also entschieden hatte, verließ Cassie mit schnellen Schritten die Akademie und tat so, als höre sie nicht, wie Ayeesha ihr etwas nachrief. Sie hatte recht gehabt. Auf dem kleinen Pier hatte sich bereits eine große Traube von Schülern versammelt, die den Freiheiten des vor ihnen liegenden Wochenendes gut gelaunt entgegensahen.Vorne am Bug sah sie Isabellas unbändiges mahagonifarbenes Haar in der Brise flattern.
    Cassie stellte sich ganz hinten an, damit sie die Letzte war, die an Bord ging. Sie sah ein wenig verdächtig aus, da sie ke ine Tasche bei sich trug. Aber zumindest steckte ihr abgewetztes Portemonnaie in ihrer Jeanstasche, mit genug Lira für Notfälle. Ohne die anderen Schüler um sie herum auch nur eines Blickes zu würdigen, zwängte sie sich geschickt durch eine Gruppe von Schülern, die groß und zahlreich genug war, um sie zu verbergen. Dann beugte sie sich über das Heck und sah zu, wie die Linie des Kielwassers sich über den Bosporus zog.
    Was tat sie hier? Sie wusste sehr gut, wie sie sich gefühlt hätte, wenn ihr jemand nachspionieren würde. Sollte Isabella Wind davon bekommen, würde sie außer sich sein vor Wut, und das würde ihrer Freundschaft wahrscheinlich den Todesstoß verpassen — was ein wenig ironisch war, wenn man bedachte, dass Cassie an diesem Morgen nach unten gekommen war, um die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung zu bringen.
    Sie konnte nicht anders. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass Isabella mit Jake gesprochen hatte. Und nicht nur das: Sie hatte ein Treffen mit ihm vereinbart. Das, sagte sie sich entschieden, bewies eindeutig, dass auch Isabella ihre Freundschaft sabotiert hatte. Sie hatte mit Jake in Kontakt gestanden. Sie hatte diese Tatsache vor Cassie geheim gehalten. Auch Isabella war heimtückisch. Aber vielleicht war das ihre Chance. Vielleicht würde Isabella sie zu Jake führen und sie würde den Dingen auf den Grund gehen könne.
    Verdammt noch mal. Selbst wenn sie einen Beweis für Isabellas Verrat erbringen konnte, würde sie sich keinen Deut besser fühlen. Als das Boot am Festland andockte, hämmerte Cassies Herz vor Nervosität, Schuldgefühlen und der Angst, entdeckt zu werden. Sie war so bemüht, alle anderen vor ihr von Bord gehen zu lassen und sich außerhalb von Isabellas Sichtweite zu halten, dass sie sie um ein Haar verloren hätte. Ein vollkommen dummes und unnötiges Risiko. Als Cassie sie wieder entdeckte, eilte Isabella durch die Menge und schien außer ihrer Mission nichts anderes wahrzunehmen.
    In den Straßen herrschte großes Gedränge. Am liebsten wäre Cassie stehen geblieben, um die Atmosphäre für einen Moment in sich aufzusaugen. Die Luft war heiß und roch nach modrigen, uralten Gebäuden, nach Herrenparfüm, nach starkem Tabakrauch, Gewürzen und gerösteten Nüssen. Elegante kleine Läden wetteiferten mit billigen Kaufhäusern und Straßenhändlern um Kundschaft.
    Cassie kam der Gedanke, dass sie praktisch ihre gesamte Schulzeit mit Intrigen und Verrat vergeudete. Verdammt, es hätte Spaß gemacht, all das gemeinsam mit Isabella zu erleben, zu lachen, zu reden, uralte Monumente anzugaffen um Schnäppchen zu feilschen und über Erfolge zu triumphieren. So hätte es sein sollen. Wie gerne hätte sie einfach ein ganz normales Schulleben geführt. Für eine im Heim groß gewordene Stipendiatin wäre das mehr als genug gewesen.
    Stattdessen verfolgte sie ihre einstmals beste Freundin durch die Straßen und Gassen von Sultanahmet. Keine leichte Aufgabe, wie sie feststellte. Ohne die geschärften Sinne, die allen Auserwählten eigen waren, hätte sie Isabella bereits vor langer Zeit verloren. Doch trotz all der Gerüche der Stadt konnte Cassie Isabellas unverkennbares Parfüm immer noch riechen. Ja, sie roch sogar den Duft ihrer Haut. Selbst wenn sie sie aus den Augen verlor, fand Cassie sie auf diese Art mühelos wieder.
    Isabella machte nicht einmal vor den prächtigsten Läden mit zauberhaften Seidenstoffen, Juwelen oder Tep-pichen Halt. Es war so untypisch für sie, dass Cassie mehr denn

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