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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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beherzigte seinen eigenen Rat und ignorierte sie. Er zog Cassie mit sich fort, deren Knie so zitterten, dass sie dankbar für seine Stütze war. Weniger dankbar war sie allerdings dafür, dass er sie daran hinderte, Sara mit den Zähnen die Kehle aufzureißen.
    »Komm schon«, murmelte er. »Du darfst dich nicht darauf einlassen. Auf keinen Fall. Warum gehst du nicht auf dein Zimmer und zerfetzt ein paar Kissen, hm, meine Schöne?«
    Obwohl sie den Tränen gefährlich nah war, musste sie zittrig auflachen. »Ich habe Yusuf und Mikhail kein Haar gekrümmt, das schwöre ich.«
    »Natürlich nicht. Mach dich nicht lächerlich. Und lass dich von ihr nicht provozieren.«
    Den Weg zu ihrem Zimmer legte sie in einem Nebel aus Wut und Elend zurück. Hätte sie sich bloß ihre Macht zunutze gemacht, statt einfach auf die alte Cassie aus dem Cranlake Crescent zurückzugreifen... Oh, sie hätte es Sara zeigen können ...
    Vielleicht, nur vielleicht, hätte sie sie aber auch getötet. Cassie fuhr ein kalter Schauder über den Rücken.
    Sie kam wieder zu sich, erkannte die Teppiche, die Wandleuchter und Schnitzereien ihres Flurs. Sanft schüt-  telte sie Richard ab, atmete tief durch und wandte sich ihm zu.
    »Richard.« Sie griff nach seinen Händen und umklammerte sie fest. »Wie erträgst du das? Sag es mir.«
    »Wie ertrage ich was?« Ganz plötzlich machte er wieder dicht — so wie früher - und ein falsches Lächeln begann seine Mundwinkel zu umspielen.
    »Lass das, Richard. Hör auf, Witze darüber zu reißen! Du weißt, was ich meine: Sie behandeln dich wie ein Schoßhündchen! Manchmal streicheln sie dich, und manchmal gefällt es ihren Majestäten, dir einen verdammten Tritt zu verpassen.« Als sie das Gift in ihrer Stimme hörte, schluckte sie heftig und rang um Selbstbeherrschung. Rang darum, die Welt nicht in Scharlachrot zu sehen...
    Richards Grinsen verebbte und er musterte sie eindringlich. »Macht es dir etwas aus? Wie sie mich behandeln?«
    »Ja! Das tut es, verdammt noch mal!«
    Wieder zogen seine Mundwinkel sich in die Höhe, aber diesmal war das Lächeln echt. »Schön zu wissen, dass es dir etwas ausmacht«, sagte er beinahe zu sich selbst, plötzlich löste sich all ihre Wut in Nichts auf, und im nächsten Moment war sie so schwach, dass sie beinahe gestolpert wäre. Cassie stieß einen bebenden Seufzer aus, als Richard sie am Arm festhielt.
    »Wie dem auch sei, ich denke, du kennst die Antwort auf deine Frage. Nicht alle können einen so mächtigen Geist wie den von Estelle Azzedine beherbergen.« Er zuckte die Achseln. »Was meinen armen kleinen Burschen angeht... ehrlich, ich weiß nicht, wie er sich so lange halten konnte. Ich weiß nicht, wer ihn vor mir beherbergt hat, aber ich schätze, er hat immer versucht, einen gegen den anderen auszuspielen und sich irgendwie durchzu- lavieren , während der Rest der Auserwählten sich gegenseitig in Stücke riss.« Jetzt musste auch er seufzen.
    »Das kannst du komplett vergessen«, konterte sie. »Zumindest mit einem von uns kannst du deine Spielchen nicht treiben.«
    Er lächelte und nickte. »Geh auf dein Zimmer.« Er schob sie sanft an der Hüfte auf ihre Tür zu. »Du brauchst ein wenig Schlaf.«
    »Danke.« Sie drückte die Klinke herunter und lächelte ihm schwach zu. »Ich meine es ernst, Richard. Danke.« Doch kaum hatte sie einen Schritt in den Raum hinein gemacht, erstarrte Cassie.
    »Oh mein Gott...«, hauchte sie.
    Sofort war Richard wieder an ihrer Seite und sah, was Cassie sah.
    Alle Spuren von Isabella waren aus dem Zimmer getilgt worden. Ihre Fotos, ihre Bücher, ihr ipod - ihr Nachttisch war leer geräumt und ihr ungeordnetes Häufchen Make-up war vom Toilettentisch verschwunden. Als Cassie zum Schrank stürzte und ihn aufriss, waren keine Kleider und Mäntel mehr darin, keine Pullover oder Schuhe - und auch die Kommode war leer. Ihre Hausaufgaben und ihr Laptop fehlten. Cassie stand mitten in ihrem Zimmer und erwartete halb, dass die Welt um sie herum einstürzen würde.
    Richard stand neben Isabellas ordentlich gemachtem Bett und griff nach einem glatten weißen Umschlag. »Sie hat einen Brief hinterlassen«, sagte er. »Wenigstens etwas.«
    Cassie nahm den Umschlag entgegen und riss ihn mit dem Daumen auf. Sie brauchte nur einen Moment, um die unordentliche Handschrift ihrer besten Freundin zu überfliegen. Dann ließ sie sich schwer auf Isabellas Bett fallen, und als Richard sich neben sie setzte und ihr einen Arm um die Schultern legte,

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