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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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ich Schwierigkeiten hatte, mich auf etwas anderes als die Stimmen zu konzentrieren, die erbarmungslos von allen Seiten auf mich einredeten. Ich versuchte, sie wegzudrücken, meine Aufmerksamkeit auf irgendetwas anderes zu richten als dieses Lärmen, das mit jedem Augenblick lauter zu werden schien.
    Etwas Hartes presste sich von vorn an mich, während ich im Rücken ein ebeneres, festeres Hindernis spürte. Durch das zu einem Tosen angeschwollene Raunen hindurch hörte ich eine vertraute Stimme mit britischem Akzent ...
    »... alles okay, Süße. Unterdrücke es. Hör auf mich, nicht auf sie.«
    Ich versuchte, mir die unzähligen Stimmen in meinem Kopf als Fernsehsender vorzustellen, den ich nur leiser zu schalten brauchte ... mit meiner Willenskraft als Fernbedienung. Finger streichelten mein Gesicht; die Berührung war ein Anker, der mir Stärke verlieh. Mit großer Mühe schaffte ich es, meinen Verstand von dem Stimmengewirr zu lösen, mich von dem Lärm zu distanzieren, der all meine Sinne vereinnahmen wollte. Nach einigen Minuten verbis-sener Konzentration verebbte das Getöse in meinem Innern zu einem nervigen, aber erträglichen Murren. Ähnlich den Geräuschen der Menschen um uns herum, denen nicht bewusst war, dass sie sich in Bissweite von Kreaturen befanden, die es gar nicht hätte geben sollen.
    »Ich muss aufhören, dein Blut zu trinken«, sagte ich zu Bones, als ich mich wieder so weit im Griff hatte, dass ich mich traute, die Augen zu öffnen. Ich sah mich um und stellte fest, dass er mich so an eine Säule gedrängt hatte, dass es, den schiefen Blicken nach, die man uns zuwarf, wohl wirkte, als hielten wir uns leidenschaftlich umarmt.
    Bones seufzte. »Dann wirst du schwächer.«
    »Aber bei klarem Verstand«, fügte ich hinzu. Und auch sicherer, denn wenn mich im Kampf aus heiterem Himmel Hunderte von Stimmen bestürmten, war ich womöglich so unkonzentriert, dass ich draufging.
    Ich zupfte an Bones' kurzen dunklen Locken, bis er ein Stück zurückwich und mich ansah. »Du weißt, dass das nicht mehr von Mencheres' Blut kommen kann; es geschieht immer öfter, nicht seltener«, sagte ich sanft. »Es muss von dir kommen. Und ich kann es nicht kontrollieren.«
    Ich hatte geglaubt, mit meinem Status als Sonderling wäre es vorbei, wenn ich erst vom Halbblut zum vollwertigen Vampir geworden wäre, aber das Schicksal hatte anders entschieden. Als ich nach meiner Auferstehung wieder zu mir gekommen war, hatte ich zwei in der Geschichte der Vampire nie da gewesene Besonderheiten besessen: ein Herz, das gelegentlich schlug, und ein Verlangen nach untotem Blut. Nebeneffekt letzterer Besonderheit war, dass ich über das Blut, das ich trank, zeitweise auch die besonderen Fähigkeiten des Spenders in mich aufnahm, ähnlich normalen Vampiren, die aus menschlichem Blut Leben bezogen.
    Das war zwar alles gut und schön, aber wenn ich von einem Meisterv ampir trank, übernahm ich zeitweise eben auch dessen Fähigkeiten. Das war toll, wenn es mehr Körperkraft bedeutete, aber weniger toll, wenn es um Besonderheiten ging, die sich meiner Kontrolle entzogen. Wie Bones' Gabe, menschliche Gedanken zu lesen.
    »Du unterschätzt dich, Kätzchen«, antwortete er leise.
    Ich schüttelte den Kopf. »Vampire bekommen ihre besonderen Fähigkeiten nicht ohne Grund erst nach Jahrhunderten - und nur, wenn sie zu Meistern werden. Sie wären sonst überfordert. Wenn ich weiter von dir trinke, wird mein Zustand nur schlimmer. Die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, die Mencheres auf dich übertragen hat, ist offenbar so sehr zu einem Teil von dir geworden, dass ich anfange, sie mit deinem Blut in mich aufzunehmen.«
    Und falls Bones durch die Macht, die er von seinem Mitregenten erhalten hatte, noch andere Besonderheiten entwickelte, wollte ich an denen keinesfalls auch noch teilha-ben. Ich hatte einmal von Mencheres getrunken, als ich keine andere Wahl gehabt hatte, und war über eine Woche danach noch völlig zugedröhnt gewesen. Ich schauderte bei der Erinnerung. Nie wieder, wenn es nach mir ging. Die Stimmen, die in meinem Hinterkopf dröhnten, schienen mir recht zu geben.
    »Wir kümmern uns später darum, aber jetzt müssen wir zurück, wenn du so weit bist«, meinte Bones und streichelte noch ein letztes Mal mein Gesicht.
    »Alles okay mit mir. Gehen wir zurück, bevor die beiden ausrasten und sich vom Acker machen.«
    Bones löste sich langsam von mir. Der Lärm in meinem Kopf war inzwischen so leise, dass mir mehrere Frauen in

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