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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Felswand gekettet gewesen, überzeugt, ein böser Blutsauger wollte mir den Garaus machen.
    Aber am Ende hatte ich eben jenen Blutsauger geheiratet.
    In der Ecke des kleinen Gelasses gab mein Kater ein klägliches Miauen von sich und kratzte an der als Tür dienenden Steinplatte.

    »Du darfst nicht raus«, sagte ich zu ihm. »Du würdest dich nur verlaufen.«
    Er miaute noch einmal, begann aber, sich die Pfote zu lecken, wobei er mir die ganze Zeit böse Blicke zuwarf. Er hatte mir noch immer nicht verziehen, dass ich ihn monatelang mit einem Haussitter allein gelassen hatte. Ich nahm ihm seinen Groll nicht übel, aber wenn er bei mir geblieben wäre, hätte er das vielleicht mit dem Leben bezahlt. Das war schon einigen Leuten so gegangen.
    »Genug geruht, Süße?«, erkundigte sich Bones.
    »Hmhm«, machte ich und streckte mich. Kurz nach An-bruch der Morgendämmerung hatte mich der Schlaf über-mannt, nicht jedoch die plötzliche Bewusstlosigkeit, die mich während meiner ersten paar Wochen als Vampir geplagt hatte. Diese Phase hatte ich zu meiner Erleichterung überwun-den.
    »Dann machen wir uns jetzt am besten auf den Weg«, meinte Bones.
    Ach ja. Wir mussten los, wie üblich.
    »Das Einzige, was mich hier stört, ist, dass es keine ordentliche Dusche gibt«, seufzte ich.
    Bones schnaubte amüsiert. »Na komm, der Fluss ist äu-
    ßerst erfrischend.«
    »Erfrischend« war eine wirklich nette Art, die knapp fünf Grad zu umschreiben, die die höhleneigene Wasserversor-gung aufwies. Bones schob die Steinplatte aus dem Weg, sodass wir die Kammer verlassen konnten, um sie gleich wieder an Ort und Stelle zu platzieren, damit der Kater nicht mit uns hinausschlüpfte.
    »Der Trick ist, einfach reinzuspringen«, fuhr Bones fort.
    »Es langsam anzugehen, macht es nicht einfacher.«

    Ich verkniff mir ein Lachen. Der Ratschlag hätte auch auf das Eintauchen in die Welt der Untoten gepasst. Na dann.
    Ein Sprung in den eiskalten Fluss gefällig? Kommt sofort.
    Und dann war es Zeit, sich dem eigentlichen Grund unserer Reise nach Ohio zu stellen. Mit etwas Glück waren in meinem alten Heimatstaat nur ein paar vampirinterne Que-relen am Laufen.
    Ich bezweifelte es, aber hoffen konnte man ja trotzdem.
    Die Nachmittagssonne stand noch hoch am Himmel, als Bones und ich am Springbrunnen in der Easton Mall ankamen. Na ja, eine Straße davon entfernt. Wir mussten uns erst vergewissern, dass uns keine Falle erwartete. Bones und ich hatten eine Menge Feinde - eine Folge der beiden Vam-pirkriege, die in letzter Zeit stattgefunden hatten, ganz zu schweigen von unseren früheren Berufen.
    Ich spürte keine außergewöhnlich starke übernatürliche Energie, lediglich ein kleines Machtprickeln in der Luft, das von einem, vielleicht zwei jüngeren Vampiren in der Menge kündete. Trotzdem bewegten Bones und ich uns keinen Millimeter, bis eine schemenhaft undeutliche Gestalt über den Parkplatz und in unseren Mietwagen geschwebt kam.
    »Zwei Vampire sind am Brunnen«, erklärte Fabian, das Gespenst, das ich sozusagen adoptiert hatte. Seine Umrisse festigten sich, bis er mehr einer Person als einer dichten Par-tikelwolke ähnelte. »Sie haben mich nicht bemerkt.«
    Obwohl das der Sinn der Sache war, klang Fabian bei seiner letzten Feststellung fast traurig. Anders als Menschen konnten Vampire Geister sehen, ignorierten sie aber gemeinhin. Tot zu sein bedeutete nicht automatisch, dass man auch miteinander auskam.

    »Danke, Kumpel«, sagte Bones. »Halte Wache, um sicherzugehen, dass keine unangenehmen Überraschungen auf uns warten.«
    Fabians Züge verblassten, bis sein ganzer Körper verschwunden war.
    »Ursprünglich sollte nur ein Vampir zu diesem Treffen kommen«, überlegte ich. »Was hältst du davon, dass unser Kontaktmann noch einen Bekannten dabeihat?«
    Bones zuckte mit den Schultern. »Ich denke, er sollte einen verdammt guten Grund dafür haben.«
    Er stieg aus dem Wagen. Ich folgte ihm und betastete dabei zur Beruhigung kurz die Silbermesser, die in meinen Ärmeln verborgen waren. Nie ohne sie das Haus verlassen, lautete mein Motto. Vampire waren zwar darauf bedacht, die Existenz ihrer Art geheim zu halten, und wir befanden uns an einem belebten, öffentlichen Ort, aber das garantierte noch keine Sicherheit. Die Messer auch nicht, aber sie verbesserten unsere Chancen. Genau wie die beiden Vampire, die ein Stück entfernt in der Straße parkten, bereit ein-zuschreiten, falls sich herausstellte, dass hier nicht nur Informationen

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