Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
Fertigbauten waren dem, womit er sich auf Gelgaris begnügen musste, um Lichtjahre voraus, und enthusiastisch hatte er einer ebenso verblüfften wie erfreuten Kendra berichten dürfen, dass sie wahrhaftig funktionierende Toiletten haben würden.
Alles in allem konnte er sich wirklich kaum beschweren. Warum also fühlte er sich so gereizt?
Er zuckte zusammen, als er sah, mit welcher Lässigkeit die Crew die Ausrüstung handhabte, und wünschte ein weiteres Mal, er hätte den Captain nicht durch eine Beleidigung der Gray Tiger gekränkt. Er räusperte sich und wollte gerade darum bitten, etwas vorsichtiger mit den Sachen umzugehen, als er seinen Namen hörte.
»Professor Ramsey?«
Die Stimme klang sanft, aber irgendetwas daran machte deutlich, dass die Sprecherin Gehorsam gewöhnt war. Ramsey drehte sich um – und musste den Blick senken, um dem einer zierlichen Frau von etwa fünfundzwanzig zu begegnen. Sie hatte glänzendes schwarzes Haar, das zu einem Bubikopf geschnitten war, der ein Gesicht wie aus Porzellan umrahmte. Ihre Lippen waren voll und weich und ihre Augen von einem dunklen Blau. Doch wirkten diese Augen kühl und in keiner Weise einladend. Eine Art marineblauer, eng geschnittener Overall lag um ihre schlanke Gestalt. Um ihre Hüften schlang sich ein Gürtel, in dem zwei gefährlich aussehende Slugthrower steckten, die so gar nicht zu ihr passen wollten.
Ramsey blinzelte. »Äh, ja, ich bin Jake Ramsey. Was kann ich für Sie tun?«
Die Frau lächelte und reichte ihm die Hand. »Es geht darum, was ich für Sie tun kann«, sagte sie. »Und was ich für Sie tun werde. Ich bin R. M. Dahl. Leiterin Ihrer Schutzeinheit.«
Jakes Hand schloss sich um ihre wesentlich kleinere, verschlang sie beinahe. Der Griff aber war überraschend fest. »Entschuldigung, meiner was?«
Das Lächeln der kleinen Frau vertiefte sich. »Ich rede von ihren Aufpassern«, sagte sie leichthin. »Sie haben keine Marines herumlungern gesehen, oder?«
»Äh, nein«, stammelte Jake. »Hätte ich denn sollen?«
Sie schüttelte den Kopf, und die Bewegung versetzte ihr Haar, das wie dichte schwarze Seide war, in sanftes Wogen… »Nein. Wir werden Ihnen den Rücken decken, sollten Sie auf irgendetwas Feindliches treffen.«
»Zum Beispiel?«
Dahl hob die schmalen Schultern. »Zerg oder Protoss. Oder einfach nur ein Haufen launischer Terraner, die sich verstecken und nicht gern in ihrer Privatsphäre gestört werden.«
»Ist so etwas denn schon einmal vorgekommen?«
Sie zuckte abermals die Schultern. »Ein- oder zweimal«, sagte sie.
Jake unterdrückte ein Lächeln. R. M. – wofür das auch stehen mochte – war nicht einfach nur klein, sie war winzig. Höchstens fünfzig Kilo schwer. Der Gedanke, dass dieses zarte Ding einen Zerg abwehren sollte, war über die Maßen amüsant.
Sie schien seine Miene richtig zu deuten, denn eine dünne, von Verärgerung kündende Falte erschien auf ihrer ansonsten glatten blassen Stirn.
»Ich hab diesen Scheiß so satt«, sagte sie so ruhig, als spräche sie übers Wetter. »Aber ich sollte inzwischen wohl daran gewöhnt sein. Sie haben die Qualität der Ausrüstung gesehen, die genehmigt wurde. Glauben Sie, er würde jemanden mitschicken, der seinen Job, nämlich all das zu schützen, nicht richtig erledigen kann? Glauben Sie, nur weil ich keine Hardware im Kopf habe und nicht alle dreißig Sekunden Stims einwerfen muss, könnte ich nicht geradeaus schießen?«
Jake hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. »Sie werden in der Nähe eines extrem kostbaren und seltenen Alien-Relikts sein. Ich bin nicht sicher, ob ich möchte, dass Sie oder wer auch immer dort Waffen abfeuern. Ist das wirklich nötig?«
»Unser gemeinsamer Arbeitgeber scheint das zu glauben.«
Gemeinsamer Arbeitgeber? » Davon hat Mr. V nichts zu mir gesagt.«
R. M. schaute sich um, dann trat sie einen Schritt näher und raunte: »Er ist der Thronerbe. Er muss uns nichts sagen, was er uns nicht sagen will.«
Jakes Augen weiteten sich eine Spur, als sie Valerians Titel nannte. Sie bluffte also nicht. Trotzdem… »Das gefällt mir nicht. Er hat mir die Lebensläufe der anderen Mitglieder meines Teams gezeigt. Warum nicht auch Ihren?«
»Vielleicht, weil er dachte, Sie könnten meinen Lebenslauf nicht angemessen beurteilen. Oder mich selbst.«
Das hatte gesessen. Er hatte praktisch keinen Hehl daraus gemacht, dass er glaubte, sie könnte ihren Job nicht angemessen tun. »Es liegt nicht an Ihnen selbst«, sagte er,
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