Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
gehorchte. Er beeilte sich, einen spitzen Stock aus dem Feuer zu nehmen und eine gegerbte Haut zu suchen, derweil Jake seine Hände auf den nächsten Kristall legte und dessen Leuchtkraft anschwellen ließ. Dann war Jake auch schon auf den Beinen, einen der Kristalle in der Hand, während er tiefer in die Höhle der Relikte hineinging, um das Artefakt zu suchen, das er in seinem Traum gesehen hatte. Savassan folgte ihm schweigend, wartete ab und beobachtete.
Nach kurzer Suche entdeckte Jake das Objekt, das er brauchte. Nun begann er das, was er hier davon sehen konnte, auf das Pergament zu übertragen. Als er damit fertig war, schloss er die Augen. Abermals sah er die Tafel im Ganzen und frisch beschriftet, und als er die Augen wieder aufschlug, zeichnete er systematisch auf, was er gesehen hatte. Er versuchte nicht, die Symbole zu übersetzen, noch nicht – er wollte sie nur festhalten, bevor der Traum so weit verblasst war, dass ihm diese Eindrücke wieder abhanden kamen.
» Das alles hast du in deinem Traum gesehen? « , fragte Savassan, den Blick gespannt auf das gerichtet, was Jake niederschrieb.
» Ja. Diese Tafel und viele andere Dinge. «
Savassan nickte. » Ich habe sie ebenfalls gesehen. Die Symbole erschienen und verschwanden wieder, so schnell, dass ich sie nicht lesen konnte. «
Jake erwiderte etwas beschämt: » Meine Enttäuschung nahm zu, und so schnappte ich mir einfach diese Tafel. Als ich sie berührte, hörten die Symbole auf zu verschwinden. «
Jake verspürte Überraschung, Belustigung und Bewunderung, die von Savassan auf ihn herüberspülten. » Dein Ungestüm hat uns vielleicht mehr eingebracht, als wir jetzt schon erahnen können. « Sein Blick flog rasch über die Symbole. » Das sieht aus wie die Beschreibung eines Ortes. «
Jake schauderte. » Vielleicht die Höhle, die wir im Traum sahen. «
» Das halte ich für wahrscheinlich. Aber die Beschreibung ist noch unvollständig. Wir müssen mehr in Erfahrung bringen. «
Nun, da Jake herausgefunden hatte, dass er die Artefakte in seinen Träumen berühren konnte, waren sowohl er als auch Savassan in der Lage, ihre Träume zu lenken. Sie erwachten und zeichneten alles auf, was sie gesehen hatten. Einmal, als Savassan die Symbole durchging, wurde er plötzlich blass und musste sich zitternd hinsetzen. Jake brauchte nicht einmal zu fragen, was los sei. Denn die Antwort strahlte klar und deutlich von Savassan aus: » Das sind Anweisungen. «
» Anweisungen wofür? «
» Das weiß ich nicht. Aber der Gedanke lässt mir das Herz schwellen. «
Sie machten sich auf und folgten dabei den Wegbeschreibungen, die Jake im Traum gekommen waren. Sie brauchten zwei Tage, aber schließlich fanden sie die Stelle, die sie suchten. Enttäuschung stieg in Jake auf. Es schien, als sei ihr Ziel nicht mehr – und nicht weniger – als eine große Ansammlung von Khaydarin-Kristallen, die wie Speere aus dem flachen Boden aufragten. Die Gegend war steinig und unfruchtbar, und so war es kein Wunder, dass sie so lange unberührt und, glücklicherweise, unversehrt geblieben war.
Jake sagte zögerlich: » Sie sind wunderschön… aber ich dachte, wir würden den Eingang zu einer weiteren Höhle finden. «
Savassans geistige Stimme klang resigniert und dennoch hoffnungsvoll. » Lass uns diese Kristalle berühren und sehen, was sie uns zu erzählen haben. «
Die beiden Protoss streckten die Arme aus und legten voller Respekt ihre purpurnen Hände auf die flache, kühle Oberfläche der Kristalle. Fast augenblicklich kamen ihnen Informationen zu. Bruchstückhaft, schwer zu verstehen, aber nichtsdestotrotz Informationen.
Jake ließ einen Kristall los und legte seine Hand auf einen anderen. Weitere, neue Informationen füllten seinen Geist. Sein Kopf begann zu schmerzen.
» Wir müssen sie in einer bestimmten Reihenfolge berühren « , sagte Savassan und legte damit das letzte Steinchen des rätselhaften Mosaiks an seinen Platz.
» Aber… wie sieht diese richtige Reihenfolge aus? « Jake wirkte ärgerlich. Hier gab es buchstäblich Hunderte von Kristallen. Welche davon waren wichtig? Und wie sollten sie das unterscheiden können?
Jake blickte seinen Mentor an, dann schaute er auf seine Hände hinab. Er sah die Finger lang und zierlich auf dem Kristall ruhen. Es war, als betrachte er sie zum ersten Mal. Die Nägel, die Gelenke, ihre Gliederung. Drei Knochen in jedem Finger, von denen jeder auf eine bestimmte Weise mit einem anderen Verbunden war.
Der Wind
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