Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
schlaftrunken an.
Himmel, diese Augen! Sie leuchteten beinahe so blau wie ihre.
Hastig warf sie das Laken über ihn. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
»Schwindelig«, murmelte er und versuchte, sich aufzusetzen.
Sie drückte ihn an den Schultern zurück. »Bitte bleiben Sie noch liegen, bis sich Ihr Kreislauf stabilisiert hat.«
Er gehorchte, verfolgte sie jedoch mit Blicken, als sie durch den Raum tigerte und so tat, als würde sie seine Krankenakte durchs e hen. Tatsächlich brauchte sie einen Moment, um ihre glühenden Wangen abzukühlen. Was nicht einfach war, denn er ließ sie nie aus den Augen, musterte sie wie ein Tier, das auf der Lauer liegt. Das ging ihr durch und durch. Räuspernd drehte sie ihm den Rücken zu und blickte aus dem Fenster. Sie tat, als gäbe es etwas Interessantes auf der gegenüberliegenden Seite der Themse zu sehen, doch nichts Spannendes passierte vor dem Uhrenturm Big Ben, Westminster Abbey oder dem House of Lords.
Wie peinlich! Was hatte Kyrian mitbekommen? Konnte er irgen d wie spüren, dass sie ihn attraktiv fand? Jenna wusste von Vincent, dass er Gemütsverfassungen riechen konnte.
Das Schweigen zwischen ihnen war erdrückend, daher drehte sie sich wieder um. »Was machen Ihre Kopfschmerzen?«
Er kniff die Lider zusammen und antwortete nicht.
»Noir macht sich Sorgen. Um all ihre Goyles«, sagte sie hastig zu ihrer und Noirs Verteidigung. »Ansonsten hätte sie mir nichts davon erzählt.«
Sein Gesicht entspannte sich; sein Blick blieb jedoch starr auf sie gerichtet. »Ich habe sie meistens nach dem Aufwachen.«
Sein tiefes, melodiöses Timbre schickte ein Kribbeln über ihre Wirbelsäule. »Wie lange haben Sie das schon?«
Er nahm die Arme über den Kopf und legte die Stirn auf seinem Unterarm ab. »Ewig.«
Jenna trat zu ihm an die Liege. »Darf ich Ihren Nacken abtasten?«
»Hm.«
Sie legte die Finger an seinen Hals und fuhr daran abwärts; spürte die kräftigen Muskelstränge. »Sie sind total verspannt. Das kann auch Kopfschmerzen auslösen.« Sie drückte fester zu und knetete die Muskeln. Sein Nacken fühlte sich an, als wären Drahtseile unter der Haut verlegt. »Wie ist das?«
»Angenehm«, murmelte er. Die Muskeln in seinen Armen span n ten sich an und er ballte die Hände zu Fäusten.
Jenna beobachtete seine Reaktionen. Er sah alles andere als en t spannt aus. »Sie müssen lockerer werden, Kyrian«, sagte sie, während sie tiefer an seinem Rücken hinabfuhr. Der Mann schien nur aus Muskeln zu bestehen; er besaß kein Gramm Fett. Für einen Goyle war er schmal gebaut, eher athletisch. Er war kein muskelbepackter Bodybuilder, sondern hatte den Körper eines Ausdauersportlers. Ob ihn seelisch etwas belastete, weil er verspannt war? Jenna machte sich so viele Gedanken um ihn, dass sie erst bemerkte, dass sie seine P o backen massierte, als Kyrian aufkeuchte.
Hastig ließ sie ihn los und räusperte sich. »Ich verschreibe Ihnen gern ein paar Massagen. Ich kenne einen ausgezeichneten Masseur.«
»Hm«, brummte er abermals und setzte sich auf.
Er schwang die Beine über die Liege und stellte sich hin, doch er schwankte, als wäre er betrunken. Taumelnd griff er sich an die Stirn. Jenna stützte ihn; hielt ihn an den Schultern fest. »Langsam. Bleiben Sie lieber noch einen Moment sitzen.« Durch das OP-Hemd spürte sie die Wärme seiner Haut. Jenna war ihm viel zu nah. Hastig wich sie einen Schritt zurück.
Folgsam setzte sich Kyrian auf die Liege und fuhr sich durchs Haar. Dann schaute er an sich hinunter, zog am Hemd und schlüpfte aus den Ärmeln. Seine blauen Augen wirkten eine Nuance dunkler, als er Jenna ansah und mit rauer Stimme fragte: »Wo sind meine S a chen?«
Sie schluckte, den Blick auf seinen perfekten Bauch gerichtet. Jeder Muskel zeichnete sich ab. »Ähm …« Schnell deutete sie auf einen Schrank im hinteren Teil des Raumes. »Ihre Kleidung ist in diesem Spind.« Sie räusperte sich. »Wenn Sie sich angezogen haben, ko m men Sie bitte noch kurz in mein Sprechzimmer und wir reden über die Nachbehandlung Ihrer Wunde.«
Nickend erhob er sich, wobei ihm das Hemd vom Schoß rutschte. Für einen Augenblick erkannte Jenna den Ansatz seines Schamb e reichs. Er war rasiert. Doch was sie am meisten faszinierte, war ein geschwungenes Tattoo: schwarze und rote Linien schlängelten sich flammenartig bis in die Leistenregion. So verschlossen konnte er demnach nicht sein, wenn er sich an solch einer intimen Stelle tät o wieren ließ. Ob das Muster
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