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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Ausdruck des Abscheus auf ihr Gesicht, derselbe Blick, mit dem Daddy mich angesehen hatte. Bald darauf löste ihn ein hämisches Lächeln ab… ein selbstzufriedenes, hämisches Lächeln. Und dann kehrte sie mir den Rücken zu.
    Sie ging fort und ließ mich allein in der Dunkelheit zurück.
    Irgendwie fand ich meine Stimme wieder und schrie um Hilfe. Aber sie ging nur immer weiter, wurde immer kleiner.
    Ich versuchte, ihr zu folgen, aber ich konnte mich nicht von der Stelle rühren. Dann wandte ich mich meinem Spiegelbild wieder zu, und ehe ich auch nur mit einer Wimper zucken konnte, zerbrach der Spiegel, und Glassplitter flogen mir ins Gesicht.
    Mit allerletzter Kraft hob ich die Hände, um mein Gesicht zu schützen, während ich unablässig weiterschrie.
    Als ich erwachte, schrie ich immer noch, und mein Herz schlug rasend. Im ersten Moment kam ich nicht dahinter, wo ich war. Dann fiel es mir wieder ein, als ich die vertraute Umgebung meines Schlafzimmers wahrnahm. Ich war zu Hause in meinem Schlafzimmer in Boston. Heute war mein Geburtstag. Mein zwölfter Geburtstag. Ich war froh, aus meinem gräßlichen Traum erwacht zu sein, und schüttelte meine Ängste ab und schob die Bilder, die mich noch vor wenigen Sekunden entsetzt hatten, weit von mir. Ich lief die Treppe hinunter und dachte nur noch an den Tag, der vor mir lag.
    An meinem zwölften Geburtstag schlug ich das auf, was mein kostbarstes Geschenk sein sollte: dieses Buch der Erinnerungen, mein Tagebuch. Im allerletzten Moment hatte es Daddy unter den kleinen Berg von wundervollen und kostspieligen Geschenken gleiten lassen, die er und Mama für mich gekauft hatten. Ich wußte, daß er selbst es dort hingetan hatte, nachdem Mama schon alles arrangiert hatte, denn sie war genauso neugierig darauf wie ich. Gewöhnlich überließ Daddy das Einkaufen von Geschenken ganz allein Mama, wie er es ihr auch ganz und gar überlassen hatte, für die Einrichtung des Hauses und meine gesamte Kleidung zu sorgen, da er zugestandenermaßen nicht die geringste Ahnung hatte, wenn es um Mode oder Möbel ging. Er sagte, Mama sei eine Künstlerin und müsse sich daher mit Farben, Zusammenstellungen und Entwürfen weit besser auskennen, aber ich glaube, er war einfach froh, Kaufhäuser und Konfektionsgeschäfte nicht betreten zu müssen.
    Als ich noch kleiner war, kam es gelegentlich vor, daß Daddy mir Modelle von seinen Dampfschiffen kaufte, aber Mama fand, das seien alberne Geschenke für ein kleines Mädchen –
    insbesondere das Schiff, das man auseinandernehmen konnte, um zu lernen, wie der Motor funktionierte. Aber ich war fasziniert davon und interessierte mich sehr dafür. Ich spielte ständig damit, nur dann nicht, wenn Mama in der Nähe war.
    Die Geschenke waren beim Frühstück an einem Ende des Eßtischs aufgebaut, und so war es schon immer gewesen, an jedem einzelnen Geburtstag, an den ich mich erinnern konnte.
    Natürlich war ich früh aufgewacht, wegen des Traums. Ein Geburtstagsmorgen war für mich gewöhnlich wie ein Weihnachtsmorgen, aber an jenem Vormittag war ich von dem Alptraum noch ein wenig durcheinander und bemühte mich sehr, die ganze Gruselgeschichte zu vergessen.
    Daddy hatte die Überraschung in zartrosafarbenes Papier einwickeln lassen, und darauf waren überall Geburtstagskerzen gedruckt, die in Dunkelblau die Worte ALLES GUTE ZUM
    GEBURTSTAG bildeten. Schon allein das Wissen, daß er es selbst für mich gekauft hatte, machte es zu dem bedeutsamsten aller Geschenke. Ich gab mir Mühe, das Papier beim Auspacken nicht einzureißen. Zu gern hob ich solche Dinge auf, Erinnerungen an alle besonderen Anlässe in meinem Leben: die Kerzen von dem Kuchen zu meinem zehnten Geburtstag, dem Kuchen, der so groß gewesen war, daß Clarence, der Butler, und Svenson, der Koch, ihn zu zweit ins Eßzimmer tragen mußten; den Zuckerengel auf dem einszwanzig hohen Weihnachtsbaum, den Mama gekauft hatte, um ihn in mein Spielzimmer stellen zu lassen, als ich erst fünf war; Eintrittskarten für den Zirkus, in den mich Daddy mitgenommen hatte, als er im letzten Jahr nach Boston kam; ein Programm von dem Marionettentheater im Museum, das Mama und ich uns angesehen hatten, als ich sieben war, und Dutzende von Kleinigkeiten wie Knöpfe, Nadeln und sogar alte Schnürsenkel. Daddy wußte, daß Erinnerungen mir kostbar waren.
    Ich zog das Buch langsam aus dem Geschenkpapier und fuhr mit den Fingerspitzen über den Einband – über meinen Namen.
    Der butterweiche rosafarbene

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