Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Tisches. Der Camcorder nahm Kaffeebecher und Brandygläser auf und richtete sich kurz auf die Karten, die Doug vor sich zu einer Patience ausgelegt hatte.
»Dougie?«, sagte sie fröhlich. »Hast du etwas zu sagen?«
Aus zusammengekniffenen Augen warf Doug einen Blick in die Kamera und wandte sich dann schnell ab. »Nein«, krächzte er, hob die Hand und hielt sie vors Gesicht. »Bitte.«
Esther zuckte zusammen. Herrje, wie ungeschickt von ihr.
Johannes versetzte Doug einen Klaps auf den Rücken. »Morgen wirst du dich besser fühlen, mein Guter«, erklärte er. »Aber jetzt solltest du deinen Fuß, deinen Hals und auch deine Seele ausruhen.«
Esther schwenkte weiter. Ihr wurde klar, wie scheußlich es sein musste, wenn ein Haufen Leute versuchte, einen mit ihrer guten Laune anzustecken, obwohl man sich schlecht fühlte.
»Anscheinend ist Doug ein bisschen kamerascheu«, sagte sie leichthin. »Und seine Stimme hat sich abgemeldet. Ganz anders als bei Bird hier, der heute Abend den Alleinunterhalter gibt.« Bird, ein dünner Mann mit schütterem Haar und großer Hakennase, zwinkerte in die Kamera. »Birds großer Ehrgeiz ist es, ins Heat -Magazine zu kommen.«
»Ah, Hitze«, sagte Margaret. »Etwas Hitze hätte ich jetzt gern.«
Bird stellte einen Fuß auf die Bank. »Summ mir vor, was du willst, und ich spiele es, Schätzchen.«
Mit ihren Holzwänden, den Kojen und Bänken sah die Hütte zwar wie eine Sauna aus, aber es wurde nur langsam wärmer. Propanlampen baumelten von der Decke und spiegelten sich glitzernd in Töpfen und Kochutensilien, die im Küchenbereich hingen. Drei kleine Fenster gewährten einen Ausblick auf die Eisfläche, wodurch das Innere der Hütte noch gemütlicher wirkte. Mehrere Kocher brannten stetig, und der Duft von Kaffee, Essen und Benzin hing in der Luft. Sie hatten gut gegessen, ein Gericht aus Pilzen, Hähnchen und Nudeln, gefolgt von Plätzchen, die Bird gebacken hatte, und zum krönenden Abschluss ein paar Gläser Brandy, um Margrets zweiunddreißigsten Geburtstag würdig zu begehen.
»Hat jemand Lust, nach den Schneemobilen zu sehen?«, fragte Bird. »Macht doch eine kleine Spritztour übers Eis. Nur um festzustellen, ob alles picobello in Ordnung ist.«
»Oh ja«, meinte Margret begeistert. »Ich würde meinen Geburtstag vielleicht gern mit einem kleinen Rennen feiern.«
»Cool«, sagte Adrian. »Ich würde auch gern ein paar Langzeitbelichtungen aufnehmen. Der Himmel ist heute Nacht irgendwie besonders.«
»Ach nein«, begann Johannes. »Ich würde lieber hier …« Er fing einen warnenden Blick von seiner Frau auf und unterbrach sich. »Eine wunderbare Idee. Ich hoffe nur, dass wir nicht wegen Alkohol am Steuer angehalten werden.«
»Essie?«, sagte Bird. »Willst du Doug hier Gesellschaft leisten?«
Bird hatte eine geschickte Art, Befehle wie Vorschläge klingen zu lassen.
»Ja, gut.«
Doug schaute von seinem Kartenspiel auf und warf Bird einen mürrischen Blick zu.
Die anderen vier zogen sich dick an und gingen zu den Schneemobilen, die in einer einfachen Garage bereitstanden. Ohne sie wirkte es in der Hütte unangenehm still. Die Gaslampen summten leise, und Dougs Karten knackten wie Plastik. Esther schrieb an ihrem Expeditions-Blog und tippte ihren Eintrag mit dem Stift in ihren Palm. »Als wir heute Morgen das Lager abbauten, wehte ein starker Wind, und Adrians Isomatte flog davon. Er versuchte, sie einzufangen und alle mussten lachen.«
Doug brach das Schweigen. »Ich hätte nicht herkommen sollen«, sagte er mit kratziger, angespannter Stimme. »Ich glaube nicht, dass ich das packe.«
Er sah Esther an, und sein nervöser, musternder Blick schien etwas von ihr zu verlangen. Sein Bart verlor schon die Form und wucherte wild, und sein Auftreten wirkte zunehmend ungehobelt. Dass Doug jetzt schon Anzeichen von Instabilität zeigte, war besorgniserregend. Es war bekannt, dass die Einsamkeit im Eis Menschen um den Verstand bringen konnte, und Beklemmungen, Aggressionen und Depressionen waren nichts Ungewöhnliches. Diese ganze Leere hatte ihre Auswirkungen auf einen Menschen.
Das Lange Auge nannten sie das, oder den Tausend-Meilen-Blick. Esther hatte Fotos von Entdeckern gesehen, die direkt durch die Kamera und den Betrachter hindurchsahen. Ihr Blick war leer, und ihre Miene sah aus, als sähen sie dahinter etwas unaussprechlich Grauenhaftes. Sie hatte davon gehört, dass ihre Gedanken sich verwirrten und von der Realität ins Abstrakte abdrifteten. Aber auf den
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