Dunkle Verlockung (German Edition)
sah.
Am zweiten Tag sah er sie finster an, als sie sich aus dem Fenster beugte. Sie glaubte zu wissen, was er dachte: dass sie Angst bekommen hatte, nachdem sie sich in seinen Armen aufgelöst hatte – doch obwohl es sie reizte, hinauszustürmen und das richtigzustellen, blieb sie, wo sie war.
Denn das war nicht der einzige Reiz, den Emmett auf sie ausübte – ihr Körper ließ ihr keine Ruhe. Nun, da sie wirkliche Lust kennengelernt hatte, wollte sie mehr davon. Die schlaflosen Nächte waren in vielerlei Hinsicht frustrierend, und die verdammte Raubkatze sollte ihr das büßen.
Doch erst musste sie noch etwas anderes erledigen.
Am dritten Tag nach dem berückenden Erlebnis, an eine Kellertür gedrückt und fast bis zur Besinnungslosigkeit geküsst worden zu sein, trat Ria aus dem Haus. Sie trug ein Kostüm in einem dunklen Pfirsichton und dazu eine weiße Seidenbluse. Emmett sah sie von oben bis unten an, dann glitt sein Blick noch einmal über sie hinweg … ganz langsam. Als er fertig war, hatte sie das Gefühl, ihre Wangen müssten die Farbe des Kostüms angenommen haben.
»Gefällt mir.« Wie das Schnurren einer Katze.
Sie gab ihm eine Liste. »Vorstellungsgespräche.«
Er hob eine Augenbraue, als er die Liste durchsah. »Warte. Ich sorge dafür, dass jemand das Haus bewacht, dann können wir gehen.«
»Noch immer keine Spur von Vincent?«
Nachdem er seine Leute neu eingeteilt hatte, steckte Emmett das Handy weg und schüttelte den Kopf. »Der Widerling hält den Ball flach. Er glaubt wohl, wir würden irgendwann aufgeben.«
Was natürlich keine Option war, wie sie genau wusste. »Ihr habt die Hände nicht in den Schoß gelegt.« Emmett hatte nur mor gens und abends b ei ihnen vorbeigeschaut. Zu den anderen Zeiten hatten sich Soldaten und Soldatinnen des Rudels abgewechselt.
»Wir überwachen seine Basis.« Ein raubtierhaftes Lächeln. »Wir kriegen ihn schon.«
Sie nickte, hatte aber das deutliche Gefühl, dass er ihr nicht alles sagte. Warum sollte er auch, stellte ein Teil von ihr fest. Sie war ja nur jemand, den er beschützen sollte. Vielleicht fand er sie auch scharf, aber Jet hatte schon recht: Die Raubkatzen hielten zusammen. Sie kannte keinen Leoparden, der eine längere Beziehung mit einem Menschen eingegangen war – weder sexuell noch geschäftlich noch sonst irgendwie. »Emmett«, hob sie an, um diese Frage zu stellen, als ihr aufging, er könnte darin eine Erwartung vermuten.
»Ja?«
»Ach, nichts.« Sie schüttelte den Kopf. »Der erste Termin ist etwa zehn Minuten von hier.«
Kurz wirkte es so, als wolle Emmett den angefangenen Satz weiter verfolgen, doch zu ihrer Erleichterung sagte er nichts, als sie sich in Bewegung setzte – eingeklemmt zwischen der sicheren Ladenzeile und Emmetts großer Gestalt auf der anderen Seite. Seine konstante Aufmerksamkeit gab ihr ein Gefühl tiefer Sicherheit.
»Wofür bewirbst du dich denn?«, fragte er, als sie noch einen Block von dem ersten Unternehmen entfernt waren.
»Sekretariat«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Ich würde am liebsten selbstständig arbeiten: alle Arbeiten und Termine für den Chef organisieren, aber das ist noch Zukunftsmusik. Zuerst muss ich Erfahrungen sammeln – und werde wohl als Mädchen für alles enden.«
Emmett lachte. »Das wirst du bestimmt nicht lange bleiben.«
»Nein, sicher nicht«, sagte sie und holte ein paar Mal tief Luft. »Hier ist es. Wünsch mir Glück.«
»Das mache ich drinnen.« Er hielt ihr die Tür auf.
»Ich kann doch nicht mit einem Bodyguard zum Vorstellungsgespräch erscheinen.«
Ein steinharter Blick. »Vincent wusste, wann dein Unterricht zu Ende war. Ist gut möglich, dass er auch weiß, um welche Stellung du dich jetzt bemühst.«
Sie biss die Zähne zusammen. »Das ist eine alteingesessene Firma. Ich glaube kaum, dass mir von dem sechzig Jahre alten Manager eine Gefahr droht.«
»Du wirst mit niemandem allein hinter geschlossenen Türen reden.«
Ria stritt sich mit Emmett, bis sie kurz davor war, ihn anzuschreien, doch er gab nicht nach. Wie vorauszusehen war, liefen die Gespräche entsprechend schlecht. Der erste Manager war so beleidigt, dass man ihn für eine Gefahr hielt, dass er sie ohne ein weiteres Wort hinauskomplimentierte. Die beiden nächsten waren Frauen, die ihre Augen nicht lange genug von Emmett abwenden konnten, um Ria zuzuhören. Als eine von ihnen ihr schließlich doch etwas Aufmerksamkeit widmete, war es nur, um ihr mit einem bedauernden Lächeln
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