Dunkle Verlockung (German Edition)
ich also reichlich Erfahrung.«
In seinen Augen tanzten Funken. »Und die arrangierte Heirat?«
Da sie es selbst angesprochen hatte, konnte sie der persönlichen Frage nicht ausweichen. »Findet nicht statt.«
»Hab ich mir gedacht.« Er stand auf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. »Das war’s, mehr muss ich nicht wissen.«
Sie erhob sich ebenfalls und nahm ihre Tasche. »Sie sind es, nicht wahr? Für Sie soll ich arbeiten, wenn ich den Posten bekomme.«
Er nickte kurz.
»Im Allgemeinen führt jemand von der Personalabteilung die Vorstellungsgespräche.«
»Ich bin wählerisch.« Er öffnete die Tür. »Ich muss den Leuten vertrauen können, die ich einstelle.«
Sie lächelte, obwohl ihr das Herz sank, und ging hinaus. Emmett stand schon da und wartete. Schweigend stiegen sie in den Fahrstuhl und verließen ebenso schweigend das Gebäude.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Emmett.
»Gut.«
Er rieb sich den Nacken. »Immer noch sauer?«
»Sollte ich dir etwa danken, dass du mich alleine hast hineingehen lassen?« Sie hob eine Augenbraue. Was würde er jetzt wohl tun?
»Nun ja.« Seine Wangen röteten sich. »Das brauchst du nicht.«
Ihre Lippen zuckten. »Ich weiß schon, dass er eine Raubkatze ist. Euer Gang verrät euch.« Sie schlichen leise, elegant und tödlich gefährlich.
»Mist.« Er grinste. »Ich hatte gehofft, das würde mir Punkte einbringen.«
»Dann ist das hier ein DarkRiver-Unternehmen?«
»Teilweise. Das Gebäude ist gleichzeitig auch unser Hauptquartier in der Stadt – das alte ist zu klein geworden.«
Damit war klar, dass sie den Posten nie bekommen würde. Gestaltwandler kümmerten sich um ihre eigenen Leute und hiel ten zusam men wie Pech und Schwefel. Natürlich hatten sie in der Stadt aufgeräumt und sie für jedermann sicherer gemacht, aber wie Emmett schon erklärt hatte, ging es dabei mehr darum, das eigene Territorium zu si chern, als um irgendetwa s anderes.
Müde, mutlos und hungrig strebte sie in ein nahes Restaurant, das von einer Familie geführt wurde, die sie von Veranstaltungen in der Gemeinde kannte. Emmett setzte sich ihr gegenüber.
»Du bestellst«, sagte er und sah sich im Raum um.
Als sie gerade bei der Kellnerin – die zufällig auch die Tochter des Besitzers war – Hühnchen mit Cashewsoße bestellte, sprang Emmett über den Tisch und warf sie mitsamt der jungen Frau zu Boden. Nur den Bruchteil einer Sekunde später hörte sie einen lauten Knall und einen Schrei. Emmett war bereits wieder auf den Beinen und telefonierte. »Er kommt gerade raus, am Süßwarenladen vorbei … « Emmett rannte zur Tür.
Ria rappelte sich auf und half der zitternden Kellnerin auf die Füße. Emmett war wieder zurück, bevor sie beide richtig standen. »Bist du verletzt?« Seine Hände glitten über ihren Körper.
Sich der neugierigen Blicke nur zu bewusst, schlug sie ihm auf die Finger. »Mir geht es gut.« Sie wandte sich der Kellnerin zu und erhielt dieselbe Antwort. »Was ist passiert?«, fragte sie Emmett.
Er zeigte hinter sie. Ein großes Loch prangte in der zuvor makellosen Wand. »Pistolenkugel.« Sein Kiefer war zusammengepresst, seine Augen … seine Augen.
Instinktiv trat sie näher und legte die Hand auf seine Brust. »Emmett.«
Er senkte den Kopf und sah sie an – unglaublich grüngoldene Leopardenaugen schauten aus einem menschlichen Antlitz. Er legte die Hand an ihre Wange. »Da ist eine Schramme.« Sein Daumen strich über eine Verletzung, die sie nicht einmal spürte, sein Blick war der kalte Blick eines Raubtiers.
Sie hatte keine Ahnung, woher sie wusste, was sie tun musste. Aber sie tat es einfach. Sie wehrte sich nicht gegen seinen Griff wie zuvor, sondern lehnte sich an ihn und legte ihm die Arme um seine Taille. Sofort nahm er sie auch in den Arm und drückte sie so fest an sich, dass sie kaum noch atmen konnte. Doch sie blieb weiter bei ihm.
Wie lange sie so umschlungen dagestanden hatten, konnte sie nicht sagen, doch als sie einander losließen, war die ängstliche Atmosphäre im Restaurant wilden Spekulationen gewichen. Wahrscheinlich würden ihre Großmutter und ihre Mutter alles erfahren, sobald jemand die Zeit fand, eine SMS an sie zu schicken. Es scherte sie nicht. Denn nun war der Leopard aus Emmetts Augen verschwunden und der Gestaltwandler hatte seine Wut unter Kontrolle.
Er tippte mit dem Finger an ihre Wange. »Nimm deine Tasche. Unsere Techniker müssen den Laden untersuchen, und ich möchte dich sicher zu Hause wissen.«
Ria
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