Dunkle Verlockung (German Edition)
widersprach nicht; er wollte den Schützen so schnell wie möglich verfolgen, das war ihr klar. Emmetts Augen waren überall, als sie zum Ausgang gingen, und er zitterte, so heftig war sein Wunsch, sie zu beschützen.
»Bitteschön!«
Überrascht drehte Ria sich um. Es war die Kellnerin, die Emmett mit zu Boden geworfen hatte – sie rannte auf sie zu, in der Hand einen Beutel mit abgepacktem Essen. Sie lächelte Emmett ein wenig unsicher an, war aber offensichtlich dankbar. »Ich danke Ihnen.« Die Kellnerin schüttelte den Kopf, als Emmett, der immer noch hauptsächlich damit beschäftigt war, sicherzustellen, dass ihnen keine weiteren unangenehmen Überraschungen blühten, sein Portemonnaie aus der Tasche zog. »Sie sind eingeladen. Mein Vater war Soldat. Er meint, die Kugel hätte zuerst mich getroffen.« Sie drückte Ria den Beutel in die Hand. »Nehmen Sie es bitte an.«
Ria begriff sofort, dass die Familie sich bei dem Mann erkenntlich zeigen wollte, der ihr Kind gerettet hatte. »Vielen Dank.«
Die Frau lächelte und sah wieder zu Emmett. »Sie sind jederzeit herzlich als Gast an unserem Tisch willkommen.«
Emmett nickte kurz. Ob er den Wert dieser Einladung zu schätzen wusste? Sie hätte es auf sich beruhen lassen können, aber so war sie nun einmal nicht – deshalb fragte sie ihn, als sie nach Hause eilten.
»Allerdings«, sagte er in angespanntem Ton, während seine Augen durch die Gegend streiften. »Wir bemühen uns schon lange, unsere Beziehung zu den Leuten hier zu verbessern, aber es ist ein langer Weg. Ihr schottet euch ziemlich ab.«
»Ihr tut das natürlich nicht.«
Er zuckte die Achseln, ohne zu lächeln. »Was ja nicht heißt, dass wir eine solche Haltung nicht verstehen könnten.«
»Die Leute mögen die DarkRiver-Leoparden«, sagte sie und fragte sich gleichzeitig, warum sie seine Arroganz so anziehend fand. »Ihr habt aufgeräumt, die Ladenbesitzer fühlen sich jetzt sicher.«
»Allmählich begegnet man uns freundlicher«, stimmte er zu, »aber das wird alles wieder den Bach runtergehen, wenn der Scheißkerl Vincent mit seiner Bande wehrlose Leute durchlöchert.«
»Ich glaube, die wissen nicht, mit wem sie sich angelegt haben.«
»Da hast du verdammt recht, Mink.«
Sie wollte gerade etwas antworten, doch sie standen bereits vor ihrem Haus, und Amber wartete auf der Türschwelle mit dem Handy am Ohr. »Sie ist da!«, sagte sie, sobald sie Ria erblickt hatte. »Nein, sie ist in Sicherheit. Emmett ist bei ihr.«
Emmett trug Ria beinahe ins Haus und befahl Amber, die Tür abzuschließen. »Und bleibt beide drinnen.« Bevor Ria noch etwas erwidern konnte, war er schon fort.«
Ria atmete tief aus und nahm das Handy, das Amber ihr hinhielt. »Mir geht es gut, Mom.« Das wiederholte sie ungefähr zehn Minuten lang, ehe sich Alex endlich beruhigt hatte. Inzwischen hatte ihre Großmutter Tee gemacht, zwei große Stücke von Mr Wongs berühmtem Madeirakuchen hervorgezaubert und sich an den Herd gestellt, um eines von Rias Lieblingsgerichten zu kochen: süße, schwarze Sesamsuppe.
»Setz dich!«, sagte sie, als Amber aufstand, um ihr zu helfen.
Amber setzte sich mit einem dankbaren Stöhnen. »Das Kind tritt heute besonders heftig. Willst du mal fühlen?«
»Ja!« Ria rutschte rüber. Amber war eine tolle Schwägerin, aber sie war auch sehr auf ihre Privatsphäre bedacht. Eine solche Einladung sprach sie nicht oft aus. Ria legte die Hand auf Ambers Bauch und bewegte sich nicht. Miaolings zukünftiger Urenkel (dessen Geschlecht noch unbekannt war) ließ Ria nicht lange warten. Sie spürte deutlich zwei Tritte. »Wow, ich glaube, ich habe sogar den Umriss eines Füßchens gefühlt.«
Amber lachte. »Kann schon sein. Der kleine Wembley sieht einer Zukunft als Fußballspieler entgegen. Was ja auch zum Namen passt.«
»Verrat das bloß Jet nicht«, neckte Ria sie und biss in den Kuchen, dessen vertrauter Geschmack sie weich und tröstlich umhüllte. »Er hofft nämlich auf einen Kumpel beim Golfspielen.«
»Und du, Ria?« Amber brach ein Stück Kuchen ab und steckte es in den Mund. »Überlegst du dir, in nächster Zeit auch ein paar Golfkumpel zu produzieren?«
»Amber!« Ria lehnte sich lachend zurück. »Wo soll ich denn deiner Meinung nach die fehlende Hälfte dafür auftun, wo die großartige Partie vom Tisch ist?«
»Keine Ahnung.« Ambers Augen wurden zu Schlitzen. »Aber ich kenne eine Raubkatze, die dich anschaut, als wolle sie dich fressen und danach noch ein weiteres Mal
Weitere Kostenlose Bücher