Dunkle Wasser
bevor ich mich wieder dem kämpfenden Paar am Boden zuwandte.
Es war schlimm, tatenlos zusehen zu müssen, wie ein Junge nach dem anderen über Logan herfiel; er konnte kaum verschnaufen, schon sprang ein neuer Junge in den Ring, den sie in die Erde eingezeichnet hatten, und boxte auf ihn ein.
Logan war blutverschmiert, sein Gesicht voller blauer Flecken, sein linkes Auge geschwollen. Fast weinend packte ich Tom am Arm. »Tom, du mußt ihm jetzt helfen!«
»Nein… warte… er hält sich gut.«
Wie konnte er nur so etwas behaupten, da Logan viel schlimmer als alle anderen aussah? »Sie töten ihn, und du sagst einfach, er hält sich gut!«
»Sie töten ihn doch nicht, du Dummerchen. Sie wollen nur sehen, was er aushalten kann.«
»Was er aushalten kann?« schrie ich und war schon drauf und dran, mich in den Kampf einzumischen, aber Tom hielt mich rechtzeitig zurück.
»Blamier ihn ja mit deiner Hilfe nicht«, flüsterte er eindringlich. »Solange er zurückschlägt, werden sie ihn respektieren. Wenn du oder ich ihm helfen, ist alles umsonst.«
Also blieb ich stehen und sah zu. Jedesmal wenn er einen Schlag einstecken mußte, zuckte ich zusammen; wenn er zurückschlug, jubelte ich wie eine Wilde. Er sah blitzschnell zu mir herüber, wich dem nächsten Schlag aus und landete einen schnellen Uppercut. Ich brüllte ihm Ermunterungen zu und kam mir so gemein wie die anderen herumstehenden Mädchen vor.
Jetzt lag Logan oben und der Junge unter ihm schrie wie am Spieß. »Entschuldige dich… nimm das zurück, was du über mein Mädchen gesagt hast!« befahl ihm Logan.
»Deine Freundin, die Casteels… taugen alle zusammen nichts.«
»Nimm’s zurück, oder ich brech’ dir den Arm«, sagte er und drehte den Arm seines Feindes heftig herum. Der Junge unter ihm bettelte um Gnade. »Ich nehm’s zurück.«
»Entschuldige dich bei ihr, solange sie dich hören kann.«
»Bist nicht wie deine Schwester Fanny!« schrie der Junge.
»Aber die wird ‘ne Nutte, das weiß die ganze Stadt.«
Fanny stürzte sich auf ihn und versetzte ihm einige Fußtritte, während die anderen lachten. Jetzt erst ließ Logan den Arm des Jungen los, drehte ihn um und gab ihm einen Kinnhaken.
Sofort hörten alle auf zu schreien und starrten auf das bewußtlose Gesicht des Jungen, während Logan aufstand, sich die Kleider säuberte und alle Anwesenden – außer Tom und mir – wütend anstarrte.
Plötzlich ließen sie alle mich, Tom und Fanny allein zurück, während Keith und Unsere-Jane weiter auf der Schaukel spielten und den Kampf gar nicht beachtet hatten. Tom eilte auf Logan zu und klopfte ihm auf die Schultern. »Mensch, warst verdammt gut, richtig gut! Deine Rechte war erstklassig!
Die Beinstellung hast du auch richtig hingekriegt… Ich hätt’s selber auch nicht besser gekonnt.«
»Danke für das Training«, murmelte Logan, der etwas benebelt und sehr erschöpft aussah. »Wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich ins Schulgebäude und wasche mich etwas.
Wenn ich so nach Hause komme, wird meine Mutter ohnmächtig.« Er lächelte mir zu. »Heaven, willst du auf mich warten?«
»Natürlich.« Ich starrte auf seine blutunterlaufenen Flecken und sein blaues Auge. »Danke, daß du meine Ehre verteidigt hast…«
»Nicht deine, unsere, du Gans!« schrie Fanny. Dann, mir blieb fast das Herz stehen, stürzte sie auf Logan zu, umarmte ihn und küßte ihn auf die geschwollenen und blutenden Lippen.
Eigentlich hätte ich das tun sollen.
Logan lief ins Schulhaus, Tom packte Fanny am Arm, rief Keith und Unsere-Jane und schlug den Weg zu unserem Trampelpfad ein. Ich stand jetzt allein im Schulhof und wartete, bis Logan aus dem Umkleideraum der Jungen wieder herauskam.
Ich setzte mich auf die Schaukel, die Unsere-Jane benutzt hatte, und schaukelte immer höher und höher, bog meinen Oberkörper so weit nach hinten, daß meine Haare fast auf dem Boden schleiften. Seit Großmutters Tod hatte ich mich nicht mehr so glücklich gefühlt. Ich schloß die Augen und schaukelte noch höher.
»He… du da oben, komm runter, ich möchte dich noch nach Hause bringen, bevor es dunkel wird, und mich mit dir unterhalten.«
Als ich die Schaukel langsam zum Stehen gebracht hatte, sah ich, daß Logan jetzt etwas sauberer und weniger zerzaust aussah. »Bist du ernstlich verletzt?« fragte ich besorgt.
»Nein, nicht weiter schlimm.« Er sah mich mit einem Auge an. »Würde es dir was ausmachen, wenn ich es wäre?«
»Natürlich.«
»Warum?«
»Ich
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