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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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weiß nicht, warum. Aber du hast mich dein Mädchen genannt. Stimmt das, Logan?«
    »Wenn ich es gesagt habe, dann muß es auch stimmen. Es sei denn, du hättest etwas dagegen.«
    Ich hatte wieder festen Boden unter den Füßen, und er nahm mich bei der Hand und zog mich sanft zum Waldpfad.
    Winnerrow besaß nur eine Hauptstraße, von der aus alle anderen Straßen abgingen. Die Schule stand zwar mitten im Städtchen, aber die Bergkette schien unmittelbar dahinter emporzuragen. Auch das Städtchen entkam den »Willies«
    nicht. »Du hast mir noch nicht geantwortet«, drängte Logan, als wir eine Viertelstunde nebeneinander gegangen waren, Hand in Hand, ohne ein Wort, nur gelegentlich ein Blick.
    »Wo warst du voriges Wochenende?«
    »Meine Eltern wollten sich das College ansehen, wo ich studieren werde. Ich wollte dich anrufen, aber du hast kein Telefon, und ich hatte keine Zeit mehr, zu dir zu gehen.«
    Wieder diese Geschichte. Seine Eltern wollten nicht, daß er mich besuchte, sonst hätte er sich die Zeit nehmen können. Ich blieb stehen, legte meine Arme um seine Hüfte und drückte meine Stirn gegen sein schmutziges, zerrissenes Hemd. »Es ist schön, deine Freundin zu sein, aber ich muß dich warnen. Ich möchte erst dann heiraten, wenn aus mir eine selbständige Persönlichkeit geworden ist, und ich die Chance gehabt habe, zu leben und etwas aus mir zu machen. Ich will, daß mein Name nach meinem Tod etwas bedeutet!«
    »Suchst du Unsterblichkeit?« zog er mich auf, dabei drückte er mich fester an sich und verbarg sein Gesicht in meinen Haaren.
    »So was ähnliches. Weißt du, Logan, es ist einmal ein Psychologe in unsere Schule gekommen, und der hat uns erzählt, daß es drei Sorten von Menschen gibt: Erstens, solche, die anderen dienen. Zweitens, solche, die der Welt etwas geben, indem sie die erzeugen, die anderen dienen. Drittens gibt es Menschen, die nur dann zufrieden sind, wenn sie etwas Eigenes erreicht haben, nicht durch Dienen und auch nicht über ihre Kinder, sondern aufgrund ihrer Leistung und Begabung. Ich gehöre zur dritten Sorte. Es gibt eine Nische für mich auf dieser Welt, wo ich meine Talente entwickeln kann –
    und wenn ich jung heirate, werde ich diesen Platz nie finden.«
    Er räusperte sich. »Heaven, greifst du nicht etwas weit vor?
    Ich habe dir keinen Heiratsantrag gemacht, sondern dich nur gefragt, ob du meine Freundin werden willst.«
    Abrupt hob ich den Kopf. »Willst du damit sagen, daß du mich nicht eines Tages heiraten willst?«
    Er hob hilflos die Hände. »Heaven, wer kann schon die Zukunft voraussagen und wissen, wen wir mit zwanzig, fünfundzwanzig oder dreißig Jahren lieben werden? Nimm doch, was ich dir jetzt anbiete. Alles weitere bleibt abzuwarten.«
    »Und was bietest du mir jetzt?« fragte ich mißtrauisch.
    »Mich und meine Freundschaft. Und ich bitte um das Recht, dich gelegentlich küssen zu dürfen, deine Hand zu halten, deine Haare zu berühren, dich ins Kino zu begleiten. Du sollst mir deine Träume erzählen und ich dir meine, wir sollten uns zusammen amüsieren und unsere gemeinsame Zeit so gestalten, daß wir uns später gerne daran erinnern – das wär’s.«
    Es war mehr als genug.
    Wir spazierten weiter Hand in Hand. Es war schön, in der Abenddämmerung auf unsere Hütte zuzugehen, die in dieser Beleuchtung fast anheimelnd aussah. Logan konnte beruhigenderweise ja nur mit einem Auge sehen, und das trostlose Leben, das wir fristeten, würde er wohl erst wirklich begreifen, wenn er in die Hütte hineingesehen hätte.
    Ich wandte mich zu ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Logan, darf ich dich einmal küssen? Du bist genauso, wie ich mir immer einen Freund vorgestellt habe. Oder findest du das zu aufdringlich?«
    »Ich glaube, ich werde es überleben.«
    Langsam glitten meine Arme um seinen Nacken – wie schrecklich sein Auge aus der Nähe aussah – ich schürzte die Lippen und küßte sein zugeschwollenes Auge und die Schnittwunde auf seiner Backe und schließlich seine Lippen.
    Er zitterte. Ich ebenfalls.
    Ich fürchtete mich, etwas zu sagen, um nicht das innige Gefühl zwischen uns zu zerstören. »Gute Nacht, Logan. Bis morgen.«
    »Gute Nacht, Heaven«, flüsterte er. Es hatte ihm die Stimme verschlagen. »Wirklich, ein wunderbarer Tag, ein ganz phantastischer Tag…«
    Ich blickte Logan nach, bis er verschwunden war. Es herrschte jetzt ein »Dämmerdunkel« – so hatte Großmutter diese Tageszeit immer genannt –, als ich in die Hütte

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