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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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Gemeinsamkeiten. Wenn Gefahr droht, ziehen sie sich in ihren Panzer zurück, genau wie ich.« Er goss sich einen Martini ein und setzte sich seinem Gast gegenüber auf das andere Sofa. Umgeben von seinen leblosen Besitztümern wirkte er wie der König aus einem gruseligen Märchen.
    Casini bemerkte, dass er schon eine Weile gegen unangenehme Gedanken ankämpfte, die genau auf den Vorurteilen gründeten, von denen Poggiali gesprochen hatte. Ihm war sogar die Idee gekommen, das Schicksal hätte ihn einem von Giacomo Pellissaris Mördern begegnen lassen, und das nur, weil Poggiali schwul war.
    »Wie geht es dir?«, fragte er, um nicht weiter darüber nachzudenken.
    »Mir fehlt nichts. Ich bin Rentner, und mir gehört noch eine Wohnung, die ich vermiete.« Poggiali erzählte, dass er verschiedene Berufe ausgeübt hatte, vom Arbeiter bis zum Postboten, und nach dem Tod seiner Eltern die beiden Wohnungen geerbt hatte.
    »Meine Eltern sind auch gestorben«, sagte Casini leise. Er wusste, früher oder später würde er Poggiali fragen, was er über den Fall des ermordeten Jungen dachte, doch er wartete noch auf den richtigen Moment.
    »Ab und zu lese ich deinen Namen in der ›La Nazione‹ … Commissario Casini hier, Commissario Casini da.«
    »Alles in Ordnung, solange es kein Nachruf ist.« Casini schenkte sich noch einmal nach und fragte Poggiali, wo er im Krieg gewesen war.
    »Ich war nicht im Krieg, man hat mich nicht genommen. Offiziell wegen Atembeschwerden, aber den wahren Grund kannst du dir ja denken. Ich bin die ganze Zeit über in Florenz geblieben und habe mich vom faschistischen Abschaum ferngehalten.«
    »Und nach dem Waffenstillstand am achten September?«
    »Bin ich über die Hügel geflohen und beinahe zufällig bei Potentes Leuten gelandet. Ich habe genug Tote gesehen, mein lieber Casini. Ein paarmal habe ich auch geschossen, aber das war nichts für mich. Selbst unter den guten Jungs gab es einige, die mich nicht in der Nähe haben wollten, doch mit anderen von ihnen habe ich ziemlich aufregende Nächte verbracht«, sagte Poggiali mit einem Lächeln, das zwischen Anzüglichkeit und Nostalgie schwankte.
    »Verrat das nie den Kommunisten, die verbrennen dich sonst bei lebendigem Leibe.«
    »Ich werde bitten, dass man mich erst aufhängt wie Savonarola.«
    »Hast du diese schlimme Geschichte über den kleinen Jungen gelesen, der vergewaltigt wurde?«, fragte Casini, der das Thema nicht länger aufschieben konnte.
    »Der Ärmste.«
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Auch zwei.«
    »Nur aus Neugier … da du dich ja damit auskennst … Also … Ich frage mich, ob Leute wie du …«
    »Du kannst ruhig Schwule sagen, ich bin daran gewöhnt.«
    »Also … ich will sagen … Ist es normal, dass ein Homosexueller sich von kleinen Jungen sexuell angezogen fühlt?«
    »Sicher, genauso normal, wie alle Juden Wucherer sind, alle Leute aus Neapel Pizzabäcker und alle Frauen Huren.«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Ich bin nicht beleidigt, denn ich weiß genau, dass ihr Normalen so denkt. Ich habe ein dickes Fell, mein Lieber.«
    »Ich kann dir nicht widersprechen, aber vielleicht ist das nicht nur unsere Schuld.«
    »Sag mal, gehst du mit zehnjährigen Mädchen ins Bett?«, fragte Poggiali und setzte sich gerade hin.
    »Muss ich dir darauf antworten?«
    »Genau das meine ich. Ich mag auch junge Körper, wie alle. Aber was haben Kinder damit zu tun?«
    »Kennst du jemanden, der anders darüber denkt?«
    »Ich kenne alle möglichen Leute, schwul oder nicht. Da gibt es welche, die genießen es, anderen beim Vögeln zuzusehen, andere lieben es, sich ins Gesicht pinkeln zu lassen, jemand holt sich einen runter, während er an einem Frauenstrumpf leckt, andere paaren sich mit Tieren … Es ist mir völlig gleichgültig, was Leute tun, um Lust zu empfinden, solange niemand darunter leiden muss.«
    »Ich will doch nur begreifen, wie jemand ist, der ein Kind vergewaltigt.«
    »Erwarte nicht, dass diese Leute grauenerregend aussehen wie die Menschenfresser in den Märchen. Wer so was tut, ist krank im Kopf, aber er kann sehr gut dein freundlicher Zahnarzt oder der Bäcker aus der Nachbarschaft sein. Also jemand, der ein ganz alltägliches Leben führt. Die schlimmsten Perversen, die ich kennengelernt habe, waren reiche Bürger mit einem tadellosen Ruf«, erklärte Poggiali und leerte sein Glas in einem Zug.
    »Danke für den Cognac.« Casini seufzte und stand auf.
    »Gehst du schon zu Bett?«
    »Es ist spät

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